Laboratorium
Arbeitsbereich Philosophie
Dr. habil. Kerstin Andermann: Invektive Potentialität. Macht und Affekt als Elemente invektiver Vergesellschaftung
Laufzeit: Oktober 2018 - Oktober 2019
Mit dem Begriff der Invektivität sind nicht allein negative Phänomene der Herabsetzung zu bezeichnen, denn Invektivität erschöpft sich nicht in der Bestimmung ihres disruptiven und dissoziativen Charakters. Ihrer negativen Wirkung stehen affirmative und assoziative Effekte gegenüber, die auf die Potentialität von Invektiven und damit auch auf ihre Bedeutung für die Integration von Gesellschaft hinweisen.
Das Ziel des Forschungsprojekts war es, zentrale Aspekte der philosophischen Grundlagenreflexion von Invektivität zu erarbeiten. Mit Bezug auf eine bestimmte Linie spinozistischen Denkens ging es von einer immanenten Kausalität aus, die den relationalen Konstitutionsverhältnissen des Sozialen und damit auch der differentiellen Wirkungsweise von Invektivität zugrunde liegt.
Für eine solche Bestimmung von Invektivität sind zwei theoretische Konzepte wesentlich: Erstens eine Konzeption von Affekt, durch die invektive Affektionen als immanente kausale Wirkungen ausgewiesen werden können, die die Aktivität und die Passivität der Individuen modulieren. Und zweitens eine Konzeption von Macht, durch die diese Affektionen als Steigerungen und Hemmungen der Handlungsmacht der Individuen erkennbar werden.
So ergibt sich eine theoretische Perspektive auf die inneren Differenzen des Sozialen und seiner Akte. Und möglicherweise zeigt sich Invektivität von hier aus sogar als eine Kraft der differentiellen Integration von Gesellschaft, also paradoxerweise als eine Kraft, die die Verbindung des Sozialen durch seine Teilung und seine Störung bewirkt.
Laboratorium, Arbeitsbereich Philosophie
NameDr. habil. Kerstin Andermann