12.11.2019
Prof. Lars Koch ist neuer Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI)
Von Oktober 2019 bis März 2020 wird Prof. Lars Koch am renommierten Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) als neuer Fellow an seinem Forschungsprojekt „Kritik 2.0“ arbeiten. Dr. Lars Koch ist Professor für Medienwissenschaft und Neuere deutsche Literatur an der TU Dresden und Leiter des SFB-Teilprojekts K.
Für ihn bietet die Arbeit am KWI die Möglichkeit, „mit klugen Leuten die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen der Geistes- und Kulturwissenschaften in einem kontinuierlichen Austausch genauer verstehen zu lernen. In der Tat glaube ich, dass wir die politischen Dynamiken und kommunikativen Effekte der digitalen Medienkultur bislang nur in Ansätzen überblicken. Das KWI mit seiner interdisziplinären Zusammensetzung und seinem Interesse für Wissenschaftskommunikation ist ein idealer Ort, um hierzu zu forschen.“
Das Forschungsprojekt "Kritik 2.0" beschäftigt sich dementsprechend mit Möglichkeiten, Funktionen und Problemen von Formen der Kritik in aktuellen medialen Umwelten. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob die bisher gültigen Rechtfertigungsordnungen die damit verbundenen Basisnarrativen der Kritik überhaupt noch verwendbar sind. Gehörte es etwa in früheren Zeiten zur Selbstlegitimation intellektueller Kritik, sich in deutlicher Distanz zu Inszenierungsweisen und Artikulationsorten des Populären zu Wort zu melden, zeigen sich heute deutliche Hybridisierungen von Praktiken der Kritik und Praktiken des Populären. Deutlich wird diese Verschiebung etwa in der Gegenüberstellung von Alexander Kluge und Richard David Precht.
Weiterhin verfolgt Prof. Koch im Projekt die Frage der klassifikatorischen Unterscheidung von Kritik, Protest und Intervention. Dabei nimmt er auch die Unwägbarkeiten und Ausweglosigkeit kritischer Praxis in Zeiten sich ständig verändernder massenmedialer Aufmerksamkeitsökonomien und neuartiger Bewertungslogiken in den sozialen Medien in den Blick. Was bedeutet es etwa für eine kritische Praxis, wenn sie mit drastischen Reaktionsweisen (Shit- oder Candy-Storms; Hassmails usw.) rechnen muss?
Zum Gegenstand des Projektes werden damit aktuelle Begebenheiten der Kritik ebenso wie die mit ihnen verbundenen affektiven Resonanzkalküle und (proto-)invektiven Adressierungsstrategien. Konkret geht es um exemplarische Lektüren von Situationen kritischer Artikulation, wobei mit Rezos Wahlempfehlung, Greta Thunbergs Auftritt in New York und der Kampfschrift „Schluss mit der Geduld“ von Philipp Ruch (Zentrum für Politische Schönheit) drei mediale Ereignisse der Kritik in ihren Differenzen und Überlappungen untersucht werden.