29.07.2019
DFG-Netzwerk "Versammeln" bewilligt
Neues DFG-Netzwerk an der TU-Dresden, geleitet von Dr. Julia Prager, verankert an der Professur für Medienwissenschaft und Neuere deutsche Literatur (Prof. Lars Koch):
Versammeln: Mediale, räumliche und politische Konstellationen
Versammeln ist Praxis der Relation. Politische wie populistische, religiöse, theatrale oder auch populärkulturelle Versammlungen bilden sich als dynamische Gefüge von menschlichen und nicht-menschlichen Elementen durch eine Vielzahl von körperlichen wie auch technischen Aktionen in einem Erzählzusammenhang aus. Das Netzwerk folgt der Prämisse, dass spezifische, aber auch ineinandergreifende Aktionen des Versammelns (hierzu zählen skandieren, klatschen, spielen, bezeugen, predigen und beten ebenso wie story-telling, liken oder twittern, aber auch essen und schlafen) Grenzziehungen zwischen Politik und Kunst, Öffentlichkeit und Privatheit, Aktivität und Passivität, Subjekt und Objekt, Nähe und Ferne sowie zwischen On- und Offlineräumen überschreiten. Sie durchqueren die Vorstellung von Versammlungen als zeit-räumlich und hinsichtlich ihrer Funktion begrenzbare phänomenale Formationen. Vielmehr drängen sich Versammlungsereignisse als Konstellationen heterogener Elemente im Zusammenspiel mit körperlichen Praktiken, institutionellen Verfahren und medialen Operationen auf, die permanent neue Sinnzusammenhänge erzeugen und Kontexte an sich ziehen.
Im Zeitraum von 2,5 Jahren werden im Forschungsverbund anhand von Analysen konkreter Aktionen des Versammelns Wirkmechanismen und kollektive Kommunikationsformen von Versammlungs-phänomenen untersucht. Um der Komplexität von Versammlungsereignissen beizukommen, verfolgt das Netzwerk ein zweifaches Ziel: Erstens sollen in diachroner und synchroner Perspektive heterogene Praktiken, Verfahren und Operationen des Versammelns als Kulturtechniken beschreibbar gemacht und auf ihre medialen, räumlichen und politischen Konstellationen hin befragt werden. Zweitens soll das Versammeln als zentrale Analysekategorie medien- und kulturwissenschaftlicher Forschung etabliert werden.
Durch inner- und außeruniversitäre Kooperationen mit dem SFB 1285 „Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung“ und dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau öffnet sich das Netzwerk für neue, auch nicht-akademische, Anschlüsse und interdisziplinäre Zusammenhänge. Hinsichtlich der Wissensdokumentation soll eine „interaktive Kartographie“ als netzbasierte Wissensarchitektur die Wissensform des Netzwerkens selbstreflexiv diskutierbar machen. Auf diese Weise können auch unterbrochene Anschlüsse und Abbrüche des Netzwerkes in personeller wie thematischer Hinsicht dokumentiert und visualisiert werden.
Folgende nationale und internationale Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Kulturwissenschaft, Medienwissenschaft, Theaterwissenschaft, Komparatistik, Philosophie, Geschichtswissenschaft und Soziologie sind als Mitglieder und Gäste des Netzwerkes beteiligt:
Mitglieder:
Beate Absalon
Julian Baller
Julia Boog
Valentin Dander
Lars Koch
Teresa Kovacs
Bettine Menke
Ursula Mindler-Steiner
Jan Mollenhauer
Julia Prager
Martin Schäfer
Katia Schwerzmann
Sergej Seitz
Uwe Wirth
Johanna Zorn
Gäste:
Evelyn Annuß
Karin Harrasser
Isabell Otto
Claus Pias
Tanja Prokic
Juliane Rebentisch
Katrin Trüstedt
Frauke Wetzel