Mar 16, 2018
Ringvorlesung an der TU Dresden "50 Jahre 1968"
Dr. Michael Dobstadt (Institut für Germanistik, michael.dobstadt@tu-dresden.de)
Prof. Dr. Lars Koch (Institut für Germanistik, lars.koch@tu-dresden.de)
Sommersemester 2018
Donnerstags, 18.30-20.00 Uhr
Hörsaalzentrum, Raum 401
Die antiautoritäre Revolte, die sich im kollektiven Gedächtnis der Bundesrepublik mit der Jahreszahl 1968 verbindet, jährt sich 2018 zum fünfzigsten Mal. Mit dem Jubiläum steht eine intensive Auseinandersetzung mit diesem nach wie vor „heißen“ Ereignis zu erwarten. Gilt der Protest den einen als Ausgangspunkt einer Fundamentalliberalisierung der westdeutschen Bundesrepublik, die Geltung auch und gerade für das wiedervereinigte Deutschland beansprucht, wird er von anderen als Ausgangspunkt eines alle Verbindlichkeiten auflösenden Normenzerfalls und einer als totalitär angesehenen linken Diskurshegemonie gedeutet. Zwei Dinge haben sich allerdings zuletzt verändert, mit Auswirkung auf diese – für sich genommen keineswegs neuen – Narrative: Zum einen hat die kritische Lesart von „1968“ mit dem Einzug der AfD in die Parlamente eine neue Bühne und darüber einen neuen Resonanzraum erhalten; damit ist absehbar, dass in den 2018 anstehenden Debatten um die Deutung und die Bedeutung der 68er-Bewegung noch stärker als früher die heutige gesellschaftliche, politische und kulturelle Orientierung der Bundesrepublik Deutschland (mit)verhandelt werden wird. Zum anderen ist – scheinbar gegenläufig dazu – seit einiger Zeit zu beobachten, dass rechtsorientierte Gruppierungen sich Aktionsrepertoires der 68er aneignen und für ihre Zwecke nutzen. Und lässt sich der mit der sog. „Flüchtlingskrise“ aufgekommene rechte Protest, etwa in Gestalt von Pegida, nicht vielleicht sogar als neue APO deuten: als Aufbegehren gegen einen – diesmal allerdings linksliberalen – Mainstream? So spricht vieles dafür, dass „1968“ auch fünfzig Jahre danach von einer deutungsstillstellenden Historisierung weit entfernt ist; dass sich in Bezug auf dieses Ereignis sowie darauf, wie es erinnert und welche Bedeutung ihm heute gegeben wird, vielmehr neue Perspektiven abzeichnen und neue Fragen stellen.
Die vom Institut für Germanistik organisierten Ringvorlesung mit dem Titel „Fünfzig Jahre 1968“ möchte einen Anstoß geben, erneut über 1968 und die Folgen zu diskutieren. Zu Wort kommen hochkarätige Expert_innen unterschiedlicher Fachdisziplinen. Ergänzend findet zudem eine kleine Filmreihe im „Kino im Kasten“ statt.
Informationen für Journalisten:
Dr. Michael Dobstadt
Tel: 0351 463-36228
E-Mail: