Qualifikationsschriften
Inhaltsverzeichnis
Promotionen
Laufende Dissertationsprojekte
- Mario Waida: Die Verchristlichung des Kaisers in der Panegyrik auf Konstantin I. (Arbeitstitel)
Seit neuestem wird in der althistorischen Forschung wieder die Vision bzw. die Visionen Konstantins diskutiert. Hatte Konstantin tatsächlich eine Vision oder war alles eine Erfindung aus machtpolitischem Kalkül? Und falls nicht, was verbirgt sich hinter den überlieferten Visionsbeschreibungen? Die - im Wesentlichen - vier Visionsberichte (drei in den Panegyrici Latini und Eusebius von Cäsarea) sind so unterschiedlich, dass man meint, sie könnten unmöglich ein und dieselbe Vision beschreiben. Obwohl die Überlieferungslage für Konstantins Vision(en) jedoch gerade so reichhaltig ist, werden die textlichen Quellen von der historischen Forschung in weiten Teilen (v.a. die Panegyrici von 313 und 321), von der klassisch-philologischen Forschung fast völlig ignoriert. Die Dissertation soll daher alle vier Berichte in chronologischer Reihenfolge auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersuchen und darauf, ob sich in ihnen eine Entwicklung feststellen lässt, wobei ein dezidiert literaturwissenschaftlicher Ansatz gewählt wird. Mit diesem Ansatz und unter dieser Fragestellung sind die Visionsberichte noch nicht untersucht worden. Die Texte sollen daher unter folgenden Gesichtspunkten befragt werden: Visionen und Träume in der heidnischen Spätantike und im frühen Christentum, Stellung der Visionsberichte im Kontext des Gesamtwerks, die Einflussnahme des Autors auf die Darstellung der Vision, historischer Hintergrund der Visionsbeschreibungen, Abhängigkeit solcher Darstellungen von der literarischen Tradition (heidnische Autoren und NT).
- Maria-Eirini Zacharioudaki: A Commentary on Herodian’s “History of the Empire from the Death of Marcus (Arbeitstitel)
Gegenstand des Projektes ist Herodians „Geschichte des Kaisertums nach Marc Aurel“. Dieses in der Mitte des 3. Jh.s n. Chr. entstandene Werk schildert in acht kurzen Büchern die Geschichte Roms vom Tod Marc Aurels bis zur Alleinregierung Gordians III., das heißt den Zeitraum von 180 bis 238 n. Chr. Ziel des Projektes ist die Erarbeitung eines Kommentars zur „Geschichte des Kaisertums nach Marc Aurel“, der mittels einer möglichst breit angelegten historischen Kontextualisierung den Leser_innen eine Interpretation des Herodianischen Geschichtswerks im Lichte der zeitgenössischen literarischen und gesellschaftlichen Diskurse ermöglicht. Im Mittelpunkt der Kommentierung stehen dabei erstens die „Aufladung“ der Geschichte des Kaisertums nach Marc Aurel mit Motiven und Handlungsstrukturen aus den antiken Romanen und Dramen sowie zweitens ihre Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Bildungsdiskursen, das heißt konkret mit den kaiserzeitlichen Debatten um Rhetorik und Philosophie.
Abgeschlossene Promotionen
- Philipp Böhme: Kommentar zu Isokrates' Katà tôn sophistôn (= Isokrates, Gegen die Sophisten. Ein Kommentar, Berlin 2009.)
- Katharina Degen: Ut Dei populus ad exemplum fidei posset armari. Die Stilisierung der Märtyrer zu Identifikationsfiguren christlichen Gemeinsinns in den frühchristlichen Martyriumsberichten (= Der Gemeinsinn der Märtyrer. Die Darstellung gemeinwohlorientierten Handelns in den frühchristlichen Martyriumsberichten, Stuttgart 2018.)
- Philipp Geitner: Anachronismus und Aktualisierung in Ovids „Metamorphosen“ – Zu einer Ästhetik uneigentlicher Zeitlichkeit (= Anachronismus und Aktualisierung in Ovids „Metamorphosen“. Eine Ästhetik uneigentlicher Zeitlichkeit. Berlin/Boston 2021.)
- Stefan Gerlinger, Römische Schlachtenrhetorik. Unglaubwürdige Elemente in Schlachtendarstellungen, speziell bei Caesar, Sallust und Tacitus (Heidelberg 2008.)
- Ken Heuring, Emotionale Sprache in Ciceros zweiter Philippika gegen Marc Anton: Einführung in die emotionslinguistische Textanalyse und Kommentar, 2021.
- Antje Junghanß: Zur Bedeutung von Wohltaten für das Gedeihen von Gemeinschaft. Cicero, Seneca und Laktanz über beneficia (Stuttgart 2017.)
- Bernhard Kaiser: Πολέμου καὶ μάχης. Die verbalen Angriffe gegen Sokrates im Kontext der therapeutischen Anwendung der Elenktik in Platons Gorgias (= Streit und Kampf. Die verbalen Angriffe gegen Sokrates in Platons "Gorgias", Stuttgart 2021.)
- Veronika Rücker: Die Grabinschriften der Hohenzollern: Edition, Kommentar und Übersetzung (= Die Grabinschriften der Hohenzollern. Einleitung, Edition, Kommentar und Übersetzung, Hildesheim 2009. )
- Jochen Sauer: Überzeugungstechniken und -strategien in Ciceros philosophischen Schriften (= Argumentations- und Darstellungstechniken in Ciceros Schrift De legibus, Heidelberg 2007.)
- André Walther: Politik und Kultur in der mittleren Republik (= M. Fulvius Nobilior. Kultur und Politik in der Zeit der Mittleren Republik, Heidelberg 2016.)
Habilitationen
- Andreas Heil (2013): Die dramatische Zeit in Senecas Tragödien (Leiden 2013).
- Markus Peglau: Nikias - Staatsmann zwischen Triumph und Tragödie (2013).
Die Habilitationsschrift behandelt die Figur des Nikias bei dem Biographen Plutarch, der sie dem Crassus gegenüberstellt, und dem Historiker Thukydides, welcher – das ist ein neues Verfahren – ‚gegen’ den wesentlich späteren Plutarch gelesen wird. Hier gilt es, einerseits die beiden antiken Autoren, die z. T. zu sehr unterschiedlichen Urteilen über Nikias kommen, miteinander zu vergleichen, andrerseits die Gründe für die überraschende plutarchische Paarung zweier sehr verschiedener Männer herauszuarbeiten. Es zeigt sich dabei, daß die Parallelisierungen, Anspielungen und Vergleiche des Biographen sehr subtil sein können und weit über das etwa in der Synkrisis (Vergleichung) explizit Zusammengefaßte hinausgehen.
Als Gründe der insgesamt eher negativen plutarchischen Beurteilung kommen verschiedene Faktoren in Frage: der durch die Parallelbiographien entstandene Zwang, beide Protagonisten in etwa gleich gut oder, wie in diesem Falle, gleich schlecht darzustellen bzw. wenigstens einen gewissen Ausgleich in der Bilanz zu schaffen; eine generelle Distanzierung von deisidaimonia (vgl. den Traktat De superstitione in den sog. Moralia), die Trauer des Hellenen um den Verlust der Vormachtstellung Athens als des geistigen und militärischen Exponenten des griechischen Mutterlandes sowie die Enttäuschung um die große vergebene Chance, die paideusis Hellados auf eine neue Ebene zu stellen, u. v. a. Thukydides wiederum, der Nikias (als Gleichgesinnten und ihm politisch Nahestehenden?) eher wohlwollend in Schutz nimmt oder ihn auch lobt (so im Nachruf), scheint manches zu bemänteln, zu verheimlichen oder verallgemeinernd z. B. auf 'die Feldherrn' zu schieben. Seine Kritik blitzt nur kurz und selten explizit auf, so daß wir es hier mit einem weiteren Geheimnis, das diesen Schriftsteller umgibt, zu tun haben, zumal wenn man bedenkt, daß Nikias die meistgenannte Person in dem erhaltenen Teil der Historien ist. Weitere literarisch-archäologische Quellen wie Aristophanes, Platon, Philistos, Diodor oder Pausanias (Stele) sollen mehr Licht ins Dunkel bringen. Allerdings sind auch sie oftmals - und zwar noch viel stärker - in verschiedener Weise tendenziös, was das Nikiasbild zwar vielfältiger, aber eben auch komplizierter und z. T. noch verzerrter erscheinen läßt. Immerhin verdichtet sich der Befund hinsichtlich solcher Eigenschaften wie Scheu und Aberglaube, aber auch bezüglich einer gewissen Rechtschaffenheit und Friedfertigkeit, wohingegen die politische Kompetenz und die Feldherrnkunst des Atheners umstritten bleiben und ihre Einschätzung auch sehr von der Perspektive (u. z. T. Voreingenommenheit) sowie den Vergleichen, die der jeweilige Betrachter zieht, abhängt. Das gilt für die neuzeitlichen Autoren nicht weniger als für die antiken. Tatsächlich ist es so, daß die unterschiedlich aufgefaßten Charakterzüge des Nikias und diejenigen, welche sich um die relativ sicher verbürgten ranken oder dazwischen liegen, nur in mehrfacher Lektüre und akribischer Kleinarbeit erschlossen werden können.
- Andreas Zierl (2010): Wort und Gedanke. Zur Kritik sprachlicher Vermittlung bei Platon und Plotin (Berlin/Boston 2013).