Max Frisch - Konstellationen und Perspektiven. Internationale Konferenz vom 9. bis 11. Juni 2011 in Dresden.
Technische Universität Dresden, Institut für Germanistik
Max Frisch ist ein bekannter Autor der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Gerade das ‚Gedenkjahr’ 2011 anlässlich seines 100. Geburtstags wartet mit neuen Buchveröffentlichungen und vielfältigen Aktivitäten auf. Allerdings ist die zielbewusste Kontextualisierung des Schaffens von Max Frisch, als Übergang von zeitgenössischem Ruhm zum historischen Verständnis in der Zeit, 20 Jahre nach seinem Tod noch ein Desiderat.
Die internationale Konferenz Max Frisch – Perspektiven und Konstellationen möchte Ansätze, die dieses Desiderat füllen, sammeln, indem sie neue Entwicklungen und Entwürfe in der Forschung zum Werk Max Frischs in den Mittelpunkt stellt. Es geht darum, Frischs Werk aus der Isolation von mittlerweile recht stabilisierten Interpretationsroutinen zu lösen und aus neuen Konstellationen auch neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Ausgehend von Materialien, die in den letzten Jahren vom Max-Frisch-Archiv an der ETH Zürich zugänglich gemacht wurden, wird in Vorträgen zum einen die Werkgenese Frischs deutlich, zum anderen aber lässt sich auch die Spezifik eines Schweizer Kontextes genauer bestimmen, die dazu führte, dass Frisch in den letzten Jahren als Ikone einer kritischen Schweizer Gegenwartsliteratur reklamiert worden ist. Außerdem soll die Integration Frischs in die sogenannte ‚Suhrkamp-Kultur’ in den 1960er Jahren und dessen Bedeutung für Frischs Werk beleuchtet werden. In weiteren Vorträgen werden mit themenzentrierten Zugängen – wie die das gesamte Werk Frischs durchziehende religiöse Symbolik, das Leitmotiv des Gerichts und die Rom- und Italienbilder – neue Perspektiven auf Frischs Schreiben aufgezeigt.
Weitere Vorträge werden sich bisher noch wenig bearbeiteten Komplexen widmen: Zum einen dem, der sich der Frage nach dem Zusammenhang von Frischs Werkpolitik und der Verfilmung seiner Werke annimmt, zum anderen nach seiner Wirkung in der sogenannten Literatur der Migration, die nicht nur durch Frischs Essays Überfremdung 1 / 2, mit denen er die Selbstverständigung wie auch die Anerkennung der Literatur der Migranten ganz wesentlich gefördert hatte, sondern auch durch die Bezüge sogenannter ‚Migrationsschriftsteller’ auf Frisch augenfällig sind. Außerdem werden Vorträge zu Frischs Rezeption in Mittel-Ost-Europa vor und nach der ‚Wende’ einen weiteren noch wenig beachteten Aspekt der Wirkung von Frischs Werk genauer beleuchten.
Mit dem Blick auf verschiedene Medien und Erkenntnisperspektiven, auf neue Konstellationen, welche die Dialogizität des Œuvres von Max Frisch einmal mehr erfahrbar machen, und schließlich auch durch dichte Beschreibungen seiner Texte in ihren Kontexten insgesamt sollen im Gedenkjahr Impulse für eine neue Beschäftigung mit Max Frisch – dem Autor und seinem Werk – geboten werden. Die Beiträge der Konferenz können – und sollen – exemplarisch für weitere analoge Fragestellungen sein, die sich zu einem neuen Gesamtbild des Autors Max Frisch in seiner Epoche der Literatur von 1945 bis 1989, die jetzt schon unsere vergangene Gegenwart ist, zusammenfügen werden.
Die Konferenz ist öffentlich. Ausdrücklich sind interessierte Studenten und Promovenden eingeladen. Die Tagungsgebühr beträgt 20 Euro. Anmeldung bis zum 15.05.2011 unter: .
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Programm [Druckversion]
[Lageplan]
DONNERSTAG, 9. JUNI 2011, 19:00 Uhr, Turmcafé, Technische Sammlungen Dresden
Walter Schmitz: Begrüßung und Eröffnung
Klaus Schuhmacher: Max – das Monster
Walter Schmitz: Frisch – der Klassiker
Freitag, 10. Juni 2011 (Dülfersaal, TU Dresden)
9:00 - Ursula Amrein: Max Frisch und die Formierung der Nachkriegsmoderne in Zürich
9:30 - Walter Obschlager: Max Frischs Holozän-Erzählung im Spannungsfeld zwischen Natur und Kultur
10:00 - Claude D. Conter: Von Öderland in die Schweizerische Sowjetrepublik:
(Un)Freiheit (in) der Schweiz – Max Frisch und Christian Kracht
10:30 - Diskussion
11:00 - Alexandra Pontzen: Max Frisch und die Suhrkamp-Kultur
11:30 - Klaus Schuhmacher: Der Architekt als Autor
12:00 - Daniel de Vin: Mit Frisch vor Gericht
12:30 - Diskussion
14:00 - Bettina Gruber: Religion ohne Glauben. Zur Motivik des Paradoxen im Werk von Max Frisch
14:30 - Yahya Elsaghe: Ehebruch aus Tuberkulose. Infektionsängste und ihr Ende in Max Frischs Romanen
15:00 - Melanie Rohner: Imperialismuskritik am ›weißen Mann‹? Max Frischs 'Homo faber' aus postkolonialer Perspektive
15:30 - Olaf Berwald: Intertextuelle Konstellationen im Werk von Max Frisch und Peter Weiss
16:00 - Diskussion
19:00 Uhr, Museumscafé, Landhaus (Stadtmuseum Dresden, Landhaus)
Michael Wüstefeld: Max Frisch-Lektüren in der DDR. Schriftstellerische Reflexionen aus dem Dresdner Elbtal
Francesco Micieli: Max Frisch und die Migranten
Samstag, 11. Juni 2011 (Gerberbau, Raum 37/H, TU Dresden)
9:00 - Walter Schmitz: Biographie – kein Spiel.
Lebensvariationen in Bühnenstücken bei Max Frisch und Jagoda Marinič und in dem Film »The Butterfly Effect« von Eric Bress und J. Mackye
9:30 - Klaus Schenk: Sich selbst schreiben. Zu Fiktion und Autofiktion bei Max Frisch
10:00 - Ruth Vogel-Klein: ›Entwürfe zu einem dritten Tagebuch‹: ›Fortschreibung‹ und Textgenese
10:30 - Diskussion
11:00 - Hilde Bechert: Max Frisch: Zürich-Transit – eine Filmerfahrung
11:30 - Annette Teufel/Jutta Müller: Die Evidenz der Bilder und Die Alterität des Ich. Filmische Annäherungen an Max Frisch
12:00 - Agnieszka Narloch: Max Frisch – übersetzt. Die ›westliche Moderne‹ im polnischen Diskurs
12:30 - Diskussion
14:30 - Vesna Kondrič Horvat: Max Frisch im Spannungsfeld des transkulturellen Paradigmas
15:00 - Jürgen Schröder: »Ohne Widerstand – keine Hoffnung«. Literarische Widerstandsmodelle nach 1945
15:30 - Abschlussdiskussion
16:30 - Workshop für Interessenten: Literatur der Migration und Max Frisch