1. Internationale Paul-Adler-Konferenz
Update: Der Konferenzband ist erscheinen.
›Paul Adler (wieder-)entdecken – Bilanzen und Perspektiven‹
(Dresden, 27.-29. September 2018)
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Bitte beachten Sie die Programmänderungen am 28./29. September!
Der deutsch-jüdische Dichter Paul Adler (1878–1946) zählt zu den faszinierendsten Gestalten der klassischen Moderne. Sein 140. Geburtstag ist uns ein Anlass, mit einer Konferenz und Lesungen das Erforschen, Edieren und Erleben von Adlers Werk erstmals zusammenzubringen. Damit soll in Dresden und Hellerau, wo Adler fast 20 Jahre lang, bis zu seiner Vertreibung im März 1933, lebte und wirkte, an diesen ungewöhnlichen Autor erinnert werden.
Heute beinah vergessen, hatte sich der gebürtige Prager und Bohemien in den 1910er Jahren rasch einen Namen gemacht: als kompromissloser Pazifist während des Ersten Weltkriegs, als ›sozialistischer Geistesarbeiter‹, ebenso als Mitarbeiter der Berliner »Aktion« und als Autor verstörend moderner Texte wie der Legenden der »Elohim« (1914), der Ich-Erzählung eines Schizophrenen, »Nämlich« (1915), und des absurden Romans der Menschheitsgeschichte, »Die Zauberflöte« (1916), der an Mozarts berühmte Märchenoper anknüpft.
Die Konferenz will die wissenschaftlichen Voraussetzungen für eine Wiederentdeckung Paul Adlers schaffen. Sie führt darum die Ergebnisse der bisherigen Adler-Forschung zusammen und diskutiert die Fortschritte der im vergangenen Jahr gestarteten kritischen Ausgabe der Gesammelten Werke des Autors. Durch Beiträge aus unterschiedlichen Disziplinen wie der Geschichtswissenschaft, der Philosophie, der Judaistik, der Musik- sowie der Politikwissenschaft eröffnen sich neue Perspektiven. Dieser fachübergreifende Zugriff wird das Bild von Paul Adler und seinem Werk korrigieren und neu justieren. Exemplarisch erkundet die Konferenz sodann die Bedingungen von Ruhm und Vergessenwerden der Avantgarde.
Es sprechen Referentinnen und Referenten aus Belgien, Deutschland, Italien, der Schweiz, der Tschechischen Republik und aus den USA.
Der wissenschaftliche Teil der Veranstaltung wird von Lesungen aus Adlers Texten sowie aus aktuellen literarischen Antworten auf diese Texte begleitet. Es lesen Durs Grünbein, Angelika Meier und Annette Teufel.
Lesungen und Konferenz sind öffentlich, Gäste herzlich willkommen.
Für die Lesung mit Durs Grünbein empfehlen wir eine Voranmeldung im Literaturhaus.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Frau Dr. Annette Teufel (Kontakt)
Die Veranstaltung ist ein Gemeinschaftsprojekt des MitteleuropaZentrums der TU Dresden mit dem »Literaturhaus Villa Augustin« und »HELLERAU - Europäisches Zentrum der Künste«. Die Konferenz wird freundlich gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung.
Programm
Donnerstag, 27. September 2018 [TU Dresden, Fakultät SLK, Raum 0.16]
15:00 Grußwort des Dekans der Fakultät Sprach-Literatur- und Kulturwissenschaften
Christian Prunitsch
15:10 Eröffnung und Begrüßung
15:30 Eröffnungsvortrag: Walter Schmitz (Dresden): ›Verrätselte Bildung‹. Paul Adlers
Schöpfung einer sprachlichen Gegenwelt
16:00 Diskussion und Kaffeepause
I Grundlagen
16:30 Annette Teufel (Dresden): »… eine poetische Formel der ganzen Natur und
Geschichte« – Paul Adler: Werk und Werkausgabe
16:50 Frank Almai (Dresden): Paul Adler und der Dresdner Expressionismus
17:10 Diskussion
19:00 Lesung [»Literaturhaus Villa Augustin«]
Durs Grünbein: »Die Jahre im Zoo«/Paul Adler: »Nämlich«
(Lesung und Gespräch mit Durs Grünbein und Annette Teufel)
Allen Gästen empfehlen wir eine Voranmeldung im Literaturhaus.
Freitag, 28. September 2018 [»Literaturhaus Villa Augustin«]
9:30 Ludo Abicht (Antwerpen): Die Entdeckung Paul Adlers im intellektuellen Klima der
1960/70er Jahre in Prag
10:00 Diskussion
10:20 Moritz Baßler (Münster): Legenden, Lyrismen, Historismus - Zur Textur von Paul
Adlers »Elohim«
10:40 Daniel Hoffmann (Luzern): Jüdische Tradition in Paul Adlers »Zauberflöte«
11:00 Diskussion und Kaffeepause
II Perspektiven
Texte
11:45 Stefan Nienhaus (Salerno): »Äußerlicher Mystizismus« oder »Kompensation des
Zeitalters der Geistlosigkeit«? Paul Adler und Carl Schmitt lesen Theodor Däubler
12:15 Fabian Lutz (Freiburg i.Br.): Wahn und Erkenntnis. Paul Adlers »Nämlich« und
die expressionistische Reflexionsprosa
12:45 Diskussion und Mittagspause
14:15 Michael Heinemann (Dresden): »Ein Musiker mit Worten?« – Adler, Mozart und
»Die Zauberflöte«
14:45 Diskussion
15:00 Ulrike Schneider (Potsdam): Paul Adler im Kontext deutsch-jüdischer
Selbstverständigung um 1900
15:30 Siegbert Wolf (Rodgau): Paul Adler und Gustav Landauer – Gesellschaftsentwürfe
im Umfeld der Revolution 1918/19
16:00 Diskussion und Kaffeepause
Phasen der Autorschaft: Konstellationen und Kontexte
16:45 Michal Topor (Prag): Paul Adler und die »Prager Presse« der 1920/30er Jahre
17:15 Justus H. Ulbricht (Dresden): »Schmulchen Hakenkreuz« als Nachbar
Adlers im Umfeld der völkischen Hellerauer
17:45 Diskussion und Abendessen
19:30 Angelika Meier: »England« (Lesung und Gespräch), Moderation: Tim Preuß
Samstag, 29. September 2018 [HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Studio West]
III Avantgarde und Vergessen – Von den Grenzen der Werkpolitik
Impulsreferate
10:00 Simone Zupfer (Berlin): Paul Adler – Vermittlungsstrategien der Avantgarde
10:30 Paul Reitter (Columbus, Ohio): Zum Umgang mit vergessenen Autoren: das
Beispiel Anton Kuh
11:00 Diskussion und Kaffeepause
Panel: Auf dem Weg zum Ruhm? Strategien und Determinanten
11:30 Frank Almai, Moritz Baßler, Paul Reitter, Walter Schmitz, Annette Teufel, Simone
Zupfer
12:30 Abschlussdiskussion
13:00 Mittagessen
14:00 Führung durch die Gartenstadt Hellerau