25/11/2020
Öffentlicher Gastvortrag von PD Dr. Karen Struve am GRK Deutungsmacht, Universität Rostock
Die Rede vom „Narrativ“ hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Konjunktur erfahren: Das Narrativ ist in politischen, gesellschaftlichen und öffentlichen Debatten innerhalb und außerhalb der academia omnipräsent. Müller-Funk konstatierte jüngst dazu: „Narrative findet sich nahezu überall, auf der Couch des Psychoanalytikers, in den Denkfabriken der Politikberatung, im Bereich der Kulturanalyse, in der Oral History und überhaupt im Lebensalltag.“ (Müller-Funk: „Ein Begriff in aller Munde. Was ist dein Narrativ?“, in: Der Standard, 06.04.2019). Die Begriffskarriere vom literaturwissenschaftlichen Adjektiv zu einem politisierten und kulturanalytischen Subjektiv ist Ausgangspunkt des Vortrags, der dem Narrativ als travelling concept in den Literatur- und Kulturwissenschaften auf die Spur kommen will. Was ist und was soll in den jeweiligen Disziplinen „das Narrativ“? Was ist es im Gegensatz zum Diskurs, zur Rhetorik, zu Meinung(smache), zu ideologischer Manipulation oder ökonomischem Storytelling?