Dissertations and habilitations
Table of contents
- Aktuelle Betreuung von Dissertationen und Habilitationen
- Annelie Bachmaier: "Die polnische und ukrainische Literatur in Argentinien (von der Zwischenkriegszeit bis ca. 1980): Identität, Interkulturalität, Intertextualität"
- Dmytro Memari Fard: "Die erste deutschsprachige Gesamtausgabe der Werke F. M. Dostojevskijs und die Politisierung der Weltliteratur"
- Yulia Penner: "Geometrie der (Stadt)Raummodellierung: Russische und tschechische Literatur der begrenzten Souveränität"
- Dr. Tatiana Vaizer: "Grass-roots Strategien der Demokratisierung der Öffentlichkeit in Russland in den Jahren 2010–2020"
- Aktuelle Betreuung von Dissertationen und Habilitationen
Aktuelle Betreuung von Dissertationen und Habilitationen
Annelie Bachmaier: "Die polnische und ukrainische Literatur in Argentinien (von der Zwischenkriegszeit bis ca. 1980): Identität, Interkulturalität, Intertextualität"
Von der Zwischenkriegszeit bis in die Jahre nach dem 2. WK hinein sind enorme Migrationsströme von Europa nach Amerika zu verzeichnen. Das Ziel vieler polnischer und ukrainischer Emigranten ist Argentinien, wo sich infolge früherer Einwanderungswellen (vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts) bereits tausende ihrer Landsleute – oftmals als Bauern – angesiedelt haben. Vor allem Buenos Aires und die Provinz Misiones werden zu wichtigen Zentren der polnischen wie auch der ukrainischen Immigration.
Bereits zwischen 1918 und 1939 etabliert sich eine etwa 150 000 Personen zählende argentinische Polonia, die nicht nur aus quantitativen Gründen, sondern auch aufgrund zahlreicher Aktivitäten wie der Herausgabe der Wochenzeitung Głos Polski seit 1922 oder der Gründung des Związek Polaków w Argentynie 1931 ein bedeutendes kulturelles Phänomen darstellt. Allein in den Jahren 1947-1949 treffen weitere ca. 15 000 Emigranten aus Polen in Argentinien ein. Die ukrainische Emigrationswelle in das südamerikanische Land während der Zwischenkriegszeit umfasst etwa 50 000 Personen; nach dem Zweiten Weltkrieg folgen noch einige weitere tausend. Diese Gruppe organisiert sich bereits in den 1920er Jahren in der ukrainischen Kulturgesellschaft Prosvita und besitzt ab 1928 mit der Zeitung Ukraїns’ke slovo ebenfalls ein erstes eigenes Publikationsorgan. Einen nicht geringen Anteil der Immigrantengruppen aus beiden Ländern bilden Juden, die sich oftmals in eigenen Organisationen, wie z. B. dem Polnisch-jüdischen Verband (Poylish-yidisher farband in Argentine, später Poylisher Farband) zusammenschließen.
Unter den Einwanderern befindet sich auch eine Reihe von Schriftstellern. Der mit Abstand berühmteste polnische Autor in Argentinien ist Witold Gombrowicz, der 1939 – eigentlich im Rahmen einer Reise – nach Buenos Aires kommt, dort vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs überrascht wird und für fast 25 Jahre bleibt. Während zu Gombrowicz und/in Argentinien bereits eine größere Zahl von Publikationen existiert, sind andere Schriftsteller polnischer und ukrainischer Herkunft dagegen deutlich weniger bekannt und blieben bislang auch von der literaturwissenschaftlichen Forschung weitgehend unbeachtet. Diesem Desiderat widmet sich das hier vorgestellte Projekt.
Exposé zum Habilitationsprojekt
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Research Associate
NameAnnelie Bachmaier M.A.
Chair of Slavic Literatures
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Bürogebäude Wiener Straße, Room 216 Wiener Straße 48
01219 Dresden
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Dmytro Memari Fard: "Die erste deutschsprachige Gesamtausgabe der Werke F. M. Dostojevskijs und die Politisierung der Weltliteratur"
Die im jungen Piper Verlag erschienenen Werke Dostojevskijs waren nicht nur die erste deutschsprachige Gesamtausgabe des Autors, sondern auch die über Jahrzehnte populärste im deutschen Sprachraum. Diese Untersuchung beschäftigt sich mit der detaillierten Analyse der Übersetzung in der Gesamtausgabe im direkten Vergleich mit dem Original. Die Vorworte und Einleitungen, die unter anderem von Arthur Moeller van den Bruck und Dmitrij Sergejevič Merežkovskij verfasst wurden, ermöglichen den Einblick in die persönliche Ebene der Verfasser und deren Meinung zu Dostojevskij, Russland und Deutschland. Im Verlauf der Gesamtausgabe werden negative Beschreibungen der Deutschen an vielen Stellen verschönert, während die Änderungen in den Charakteristiken der Russen sich in die Phasen vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg einordnen lassen. An manchen Stellen fehlen ganze Absätze, einige neue wurden hinzugeschrieben. Insgesamt lassen sich bei der Analyse eindeutige Strukturen und Trends erkennen. Eines der Hauptziele dieser Arbeit ist die Absichtlichkeiten hinter den einzelnen Auffälligkeiten nachzuweisen.
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Dmytro Memari Fard
Yulia Penner: "Geometrie der (Stadt)Raummodellierung: Russische und tschechische Literatur der begrenzten Souveränität"
In der Dissertation „Geometrie der (Stadt)Raummodellierung: Russische und tschechische Literatur der begrenzten Souveränität“ verbinden sich naturwissenschaftliche Felder wie Mathematik und Geometrie mit solchen aus den Geisteswissenschaften, die Literatur, Medien, und Kultur sowie Geschichte behandeln. Sie behandelt literarische und mathematische (Auf)-Zeichnungsverfahren als Faktoren bei der Genese der Texte und kartographiert die Literatur im Hinblick auf eine kulturanalytische Wissenschafts-geschichte.
Im Rahmen der Dissertation wird den Werken dreier Autoren – Iosif Brodskij (1940-1996) (Leningrader Poetik), Dmitrij Prigov (1940-2007) (Moskauer Konzeptualismus) und Michal Ajvaz (1949) (Prager Text) – gearbeitet. Es wird insbesondere auf die Notationen zweier Systeme eingegangen – auf die Aufschreibesysteme des Mathematischen (mathematische Theorien, Erwähnung von Wissenschaftlern, Gebrauch mathematischer Forme(l)n und geometrischer Zeichen) und auf das geometrische Zeichnen als einen speziellen Teil der Mathematik. Es werden mathematische Notationen – Buchstaben, Formeln, usw., welche ich aus literatur-wissenschaftlichen Perspektive betrachten möchte, von den geometrischen getrennt. Diese schaue ich wiederum aus historischer sowie kulturwissenschaftlichen Perspektive an. Es wird analysiert, wie die Werke auf unterschiedliche Art und Weise Praktiken und Ästhetiken der russischen Avantgarde – von Velimir Chlebnikov (1885-1922), Vladimir Majakovskij (1893-1930) und anderen aufgreifen.
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Yulia Penner
Dr. Tatiana Vaizer: "Grass-roots Strategien der Demokratisierung der Öffentlichkeit in Russland in den Jahren 2010–2020"
Die Arbeit ist den grass-roots Strategien der Demokratisierung der Öffentlichkeit in Russland während der dritten und vierten Periode der Putins Regierung gewidmet, d.h. in der Zeit des Zögerns von der bedingten Liberalisierung zur autoritären Monopolisierung oder imitativen Demokratisierung der Öffentlichkeit in Russland.
Unter Öffentlichkeit verstehen wir den Raum, wo gesellschaftlich bedeutsamen Diskursen artikuliert werden und wo die Teilnehmer in die öffentliche Kommunikation eintreten, um eine für sie bedeutsame Situation auszusprechen, die Positionen der Seiten zu identifizieren, eine Lösung für ein bedeutendes Problem zu finden oder einen Konsensus zu erzielen. Öffentliche Räume können offene städtische Räume (Parks, Straßen, Plätze, öffentliche Säle), Medien- / Fernsehplattformen und Medien, Internetportale und soziale Netzwerke sein.
Der Begriff der Öffentlichkeit wird in erster Linie durch den Begriff der Politik nach Hannah Arendt definiert: die Öffentlichkeit ist per se politisch, weil sie über rein soziale und wirtschaftliche Grenzen hinausgeht und auf eine argumentative Auseinandersetzung mit allgemein bedeutsamen Problemen abzielt. Ich zeige, dass die offizielle Publizität des postsowjetischen Russlands diese politische Bedeutung verloren hat, weil es die Stimmen verschiedener sozialer und politischer Gruppen als unwesentlich ausschloss. Das Ziel der Forschung ist zu verfolgen, wie das Politische (d.h. die Fähigkeit, gesellschaftlich bedeutsame Themen aus verschiedenen Perspektiven gleichberechtigt zu diskutieren) in die russische Öffentlichkeit durch grass-roots Demokratisierung rückkehrt.
Ich zeige auch, dass wir im modernen Russland über verschiedene öffentliche Räume sprechen können, die heterogen sind und in denen sozial heterogene Teilnehmer unterschiedliche Diskurse bilden (zu verschiedenen Themen, mit unterschiedlichen Zielen, unterschiedlichen logischen und ausdrucksstarken Mitteln usw.). Im Rahmen dieser heterogenen Öffentlichkeit bildet sich eine Kommunikation, die politische Bedeutung hat und die für die Herausbildung eines neuen liberal-demokratischen politischen Diskurses im postsowjetischen Russland wichtig ist. Ich verfolge:
- wie entstehen neue alternative öffentliche Räume, in welchem Verhältnis stehen sie zur offiziellen Öffentlichkeit;
- wie werden aufgrund dessen die vorherrschenden Machtverhältnisse neu definiert (Neusemantisierung des öffentlichen Raums, Wahl der Themen für die öffentliche Diskussion usw.);
- wie erscheinen offene, demokratisch orientierte Kommunikationsformen vor dem Hintergrund autoritärer, geschlossener, monozentrischer Prozesse;
- wie verschieben sich die Grenzen bisher stabiler Dispositionen des Bedeutendes / Nicht-Bedeutendes in der öffentlichen Diskussion;
- welche Werte (Würde, Freiheit, Wahlrecht, Ehrlichkeit usw.) werden im Kampf zwischen Behörden und Bürgern durch Ansprüche an die Öffentlichkeit gewahrt;
- welche Gattungs- und Stilmerkmale sind in öffentlichen Äußerungen über das politisch Bedeutsames enthalten.
Ich lege besonderes Augenmerk auf die schwer fassbaren, nicht offensichtlichen ethischen Implikationen oder offen formulierten ethischen Werte, die die öffentliche Kommunikation im modernen Russland definieren. Die empirischen Realitäten der russischen Öffentlichkeit 2010-2020 (Straßenproteste, öffentliche Vorträge und Diskussionen, offene Korrespondenz russischer Intellektueller usw.) analysiere ich im Lichte westlicher und russischer Theorien der Öffentlichkeit und der öffentlichen Kommunikation.
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Research Associate
NameDr. Tatiana Vaizer
Chair of Slavic Literatures
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