Exkursion des Instituts für Slavistik nach Sankt Petersburg 2019
(Ohne) Aggression und Argumentation - Studierende aus Dresden, Russland und der Ukraine treffen sich in St. Petersburg
Eine einwöchige Sommerschule mit dem Titel Sprache und Medien begleitete den Abschluss des seit 2016 an der TU laufenden trilateralen Forschungsprojektes Aggression und Argumentation - Konfliktdiskurse und ihre sprachliche Verhandlung (gefördert von der VW-Stiftung). Das von Seiten des Institutes für Slavistik geleitete Projekt ist eine Kooperation zwischen der TU Dresden (Institut für Slavistik), der Staatlichen Universität Herzen St. Petersburg (Russland) und der Nationalen Universität in Donezk (Ukraine) und erforscht, wie Konflikte in verschiedenen Kulturkreisen sprachlich erzeugt, zum Ausdruck gebracht und gelöst werden können. Den Schwerpunkt der Auseinandersetzung bildete der aktuelle russisch-ukrainische Konflikt.
Gemeinsam mit Dr. Marina Scharlaj reisten Studierenden der TU Dresden für eine Woche nach St. Petersburg und tauschten sich in mehreren Workshops mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Russland und der Ukraine über den Umgang mit Sprache in Medien und verschiedenen kulturellen Diskursen aus.
Die Dresdner SlavistInnen, die sich bereits im Rahmen des Projektseminars Macht und Medien (Sommersemester 2019) bei Dr. Marina Scharlaj dem Zusammenhang zwischen Medien und politischer Macht in Russland gewidmet haben, thematisierten in ihren Vorträgen, die sie auf Russisch an der Herzen-Universität hielten, sowohl exemplarische Konfliktfelder aus der Sowjetzeit, als auch Auseinandersetzungen mit zeitgenössischen Strategien und Phänomene der sprachlichen Aggression. Die russischen und ukrainischen Studierenden aus St. Petersburg, Tula, Pskov und Donezk gaben Einblicke in die Konfliktproblematik sowohl aus sprachwissenschaftlicher Perspektive, als auch aus der Perspektive der Medienwissenschaft und dem Journalismus in Russland und der Ukraine. Die Beiträge der Studierenden wurden von weiteren Vorträgen russischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ergänzt und rundeten das vielfältige inhaltliche Programm der Sommerschule ab.
Der inhaltliche Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde begleitet von einem umfangreichen Rahmenprogramm, das vor allem von den Studierenden aus St. Petersburg organisiert wurde. Neben der Erkundung der Stadt durch ausgiebige Spaziergänge, wie einer literarischen Erkundungstour auf den Spuren Fjodor Dostojewskijs und einer spannenden Bootsfahrt durch die Kanäle St. Petersburgs, erwarteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Dresden außerdem Ausflüge nach Peterhof und ein Besuch des russischen föderalen Fernsehsenders Pjatyj Kanal.
Für Slavistinnen und Slavisten der TU Dresden ergab sich während der Sommerschule nicht nur die Möglichkeit intensiv an ihrer russischen Sprachpraxis zu arbeiten, sondern sie konnten ebenso Erfahrungen in der interkulturellen Zusammenarbeit sammeln und erste Kontakte für weitere Kooperationen im Bereich der slavistischen Nachwuchsforschung knüpfen. In unterschiedlichen Formaten der Sommerschule haben sich die Studierenden aus Dresden, Russland und der Ukraine mit viel Freude am Wissenstransfer des trilateralen Forschungskooperation beteiligt und konnten so auch für mögliche Formen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit im Rahmen ihres Studiums sensibilisiert werden.
Ganz ohne „Aggression und Argumentation“ ergab sich im Rahmen der trilateralen Sommerschule, trotz des sehr komplexen und konfliktreichen Themas, eine ausgesprochen produktive und erkenntnisreiche Zusammenarbeit zwischen den russischen, ukrainischen und deutschen TeilnehmerInnen, auf die auch in Zukunft weiterhin aufgebaut werden soll.
- Dieser Artikel erschien im Dresdner Universitätsjournal (30(12), S. 5).