22.04.2024
IHI-Forscher helfen zu verstehen, was Pilze mit Totholz machen
Was wir bei Waldpaziergängen in den Worten unserer Alltagssprache leicht despektierlich als "verrottendes Holz" bezeichnen, ist für das Ökosystem des Waldes ein hoch bedeutsamer und für Mikrobiologen in seiner Komplexität faszinierender Vorgang:
Die Zersetzung von Totholz beruht auf einem komplexen Zusammenspiel vieler spezialisierter Pilzarten und deren extrazellulären (d. h. außerhalb der Pilzzellen arbeitenden) Abbauenzymen.
Forschenden des IHI Zittau der TU Dresden ist es, gemeinsam mit Kolleg:innen des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und weiteren Institutionen, gelungen, den Abbau von Totholz sehr detailliert durch die Nutzung proteomischer (also Protein-bezogener) und molekularbiologischer Methoden zu analysieren, auszuwerten und in einer hochwertigen Publikation darzustellen.
Zahlreiche bereits aus Laborversuchen bekannte pilzliche Verdauungsenzyme wurden in Proben aus Stämmen von zwölf sich zersetzenden Baumarten identifiziert und bestimmten Pilzgattungen, wie dem Hallimasch (Armillaria spp.), zugeordnet. Enzyme, die am Abbau von Zellulose und Lignin (beides Hauptbestandteile des Holzes) beteiligt sind, arbeiteten dabei Hand in Hand und waren in fast allen Proben zur selben Zeit nachweisbar, was auf eine sogenannte funktionelle Redundanz hinweist. Das bedeutet letztlich, dass verschiedene Pilzgattungen in unterschiedlichen Baumarten die gleichen Enzymtypen verwenden, um Holz abzubauen.
Die Experimente sind Teil der Biodiversitäts-Exploratorien (www.biodiversity-exploratories.de), die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in einem Schwerpunktprogramm gefördert werden. Ziel ist es, die Auswirkungen der Landnutzung durch Forst- und Landwirtschaft auf die Diversität unterschiedlicher Arten sowie biologische Interaktionen und Ökosystemleistungen in realen Landschaften zu verstehen.