29.04.2019
CHES auf der Hannover Messe: TU Dresden ermöglicht Umsetzung der Energiewende im Wohnquartier
Ist die Energiewende noch machbar? Aus technischer Sicht könnte sie bereits bis 2030 realisierbar sein. Doch politische und wirtschaftliche Hürden lassen die Energiewende in den nächsten Jahren in weite Ferne rücken. Ziel der Energiewende in Deutschland ist es, bis 2050 den Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch auf 80 % zu steigern. Das Forscherteam von CHES der TU Dresden, das unter Leitung von Jens Werner (Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik, Professur für Elektroenergieversorgung) seit mehr als sechs Jahren im Bereich der Sektorkopplung Strom-Wärme-Mobilität forscht, stellte im April 2019 erstmalig sein Forschungsprojekt CHES auf der Hannover Messe vor. CHES realisiert eine neuartige Systemarchitektur auf Basis von dezentraler Intelligenz für Virtuelle Kraftwerke und möchte einen Beitrag zur erfolgreichen Energiewende leisten. Das innovative System ermöglicht die Steuerung und Vermarktung von Energieanlagen, z.B. Wärmepumpen, Brennstoffzellen und Batteriespeichern und gewährleistet ein wirtschaftliches, hochflexibles und stabiles Versorgungssystem. Noch Ende dieses Jahres möchte das 4-köpfige Team ausgründen.
TUD: Wie ermöglicht CHES die Energiewende für das Wohnquartier?
Die Energiewende kann nur gelingen, wenn auch kleine Energieanlagen, wie Wärmepumpen, Brennstoffzellen und E-Fahrzeuge, sich an der Regelung zum Energiegleichgewicht im elektrischen Netz beteiligen. Dies ist nur möglich wenn diese Anlagen wirtschaftlich in ein Virtuelles Kraftwerk eingebunden werden können. Bisher ist es nicht möglich gewesen. Mit der technischen Lösung von CHES unter der Anwendung von dezentraler Intelligenz wird ein Energiehandel oder –ausgleich im Wohnquartier ermöglicht.
TUD: Im April waren Sie auf der Hannover Messe, um CHES vorzustellen. War dies Ihr erster Messeauftritt?
Ja, das war unser erster Auftritt in dieser Forschungsgruppe. Wir haben ja erst letztes Jahr im Juli mit unserem Projekt begonnen, auch wenn wir bereits seit acht Jahren zusammenarbeiten. Wir waren zwar mit einem Forschungsprojekt vor ungefähr drei Jahren auf der HMI, aber nicht mit CHES. Als Exist-Forschungstransferprojekt CHES war das aber tatsächlich unser erster Messeauftritt am Gemeinschaftsstand der TU Dresden. Der Fokus war klar auf die Unternehmensgründung und Kunden-, Partner- und Investorengewinnung ausgelegt.
TUD: Wie sind Ihre Eindrücke von der Hannover Messe?
Insgesamt sehr positiv. Wir hatten über 100 Gespräche und davon noch 35, die wir weiterhin auswerten. Es ist sehr interessant mit anderen Ausstellern und Besuchern ins Gespräch zu kommen und über die Energiewende zu fachsimpeln und Meinungen auszutauschen, um sich über aktuelle Entwicklungen auszutauschen. Man erhält ein sehr umfassendes Bild, da die Besucher und Aussteller sehr unterschiedlich sind; vom Studenten über große Konzerne bis hin zum interessierten Senioren ist alles dabei.
TUD: Wie genau hat sich Ihr Messeauftritt gestaltet?
Neben der reinen Ausstellertätigkeit haben wir viele Gespräche geführt und insgesamt drei Vorträge auf unterschiedlichen Foren gehalten, darunter Digital Energy und Young Tech Enterprises. Darüber hinaus haben wir einen Demonstrator gebaut, um unsere 8-jährige Forschungsarbeit besser visuell darstellen zu können und mit Besuchern schneller ins Gespräch zu kommen. Es ist wichtig seine Arbeit mit einem Eye-Catcher veranschaulichen zu können, um Besucher und eventuelle zukünftige Partner zum Stand zu locken.
TUD: Welche Erfahrungen nehmen Sie von dem Messeauftritt mit?
Positiv waren vor allem die zahlreichen Gespräche und die sich hieraus ergebenden Kontakte, aber auch das umfassende Bild aktueller Ergebnisse der unterschiedlichen Forschungsbereiche. Der Standort war in unserem Fall leider nicht ganz optimal, da wir in der Forschungshalle standen. Einerseits ist dies gut, weil hier ein großer Publikumsverkehr herrscht, andererseits waren wir sehr weit von den Hallen der Energietechnik, unserem Spezialgebiet, entfernt. Die Standorganisation der TU Dresden war aber sehr gut, wir sind sehr zufrieden mit der Vorbereitung, Betreuung und Umsetzung. Sehr positiv war auch das Interesse von Politikern, sowohl die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Frau Dr. Eva-Maria Stange als auch der Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Herr Martin Dulig, haben den Gemeinschaftsstand der TU Dresden besucht und haben sich Zeit für Gespräche mit den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen genommen. Das empfanden wir als große Wertschätzung unserer Forschungsarbeit gegenüber.
TUD: Wollen Sie auch in Zukunft an Messen als Aussteller teilnehmen?
Es sind definitiv weitere Messeauftritte im Bereich der Energiebranche geplant. Nächstes Jahr wollen wir auf jeden Fall auf die E-world in Essen. Leider wird diese aktuell nicht über die TU Dresden angeboten, sollten sich jedoch genügend Interessenten finden, wäre eine Teilnahme eventuell möglich. Ein Messeauftritt bietet immer eine tolle Möglichkeit für Forschergruppen sich zu vernetzen und interessante Kontakte zu knüpfen.
Das Interview führte Natascha Postel vom Transfer Office der TU Dresden mit Irina Weis und Tobias Heß von der Forschungsgruppe CHES.
Informationen für Journalisten:
Irina Weis
Projektmitarbeiterin „Combined Hybrid Energy Systems“
Tel.: +49 351 463 40764