Mar 27, 2019
CHES: TUD-Forscher entwickeln Geschäftsmodelle für kleine Energieanlagen
Virtuelles Kraftwerk für erneuerbare Energien: Die CHES-Plattform bündelt kleine Energieanlagen, damit sie wirtschaftlich betrieben und optimal genutzt werden können
Das Ziel der Wissenschaftler war von Anfang an klar definiert: eine erfolgreiche und vor allem wirtschaftlich tragfähige Wende hin zu erneuerbaren Energien ermöglichen. Nach acht Jahren Forschung, etlichen Prototypen und einem Feldtest hat das Ergebnis einen Namen: CHES – Combined Hybrid Energy Systems. Mit einem EXIST-Forschungstransfer will das interdisziplinäre Forscherteam der TU Dresden aus dem Bereich der elektrischen Energie- und Gebäudeenergietechnik jetzt die letzte Hürde vom Forschungsprojekt hin zum Produkt und Geschäftsmodell nehmen.
Sein Augenmerk legt das Team CHES hierfür auf Energieanlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung, die Strom und Wärme produzieren, Batteriespeicher oder Wärmepumpen, da Hunderttausende dieser kleinen Anlagen künftig im Energiesystem zu finden sein werden. Die CHES-Plattform bündelt diese kleinen Energieanlagen zu einem virtuellen Kraftwerk, damit sie wirtschaftlich betrieben und die erneuerbaren Energien zu jeder Zeit optimal genutzt werden können.
Neue Geschäftsmodelle durch die Vernetzung kleiner Energieanlagen
„Die koordinierte Betriebsweise kleiner Energieanlagen ermöglicht neue Geschäftsmodelle für verschiedene Akteure in der Immobilien- und Energiewirtschaft“, erklärt Jens Werner, Projektleiter von CHES. „Die Anwendungen reichen dabei von der Ferndiagnose, dem regionalen Energieausgleich, der Partizipation am Stromhandel bis hin zur Beteiligung an regionalen Flexibilitätsmärkten, die für eine bessere Auslastung elektrischer Netze sorgen sollen.“
Strom aus der Region für die Region, der Leitsatz für Energiecommunities, wird dank der CHES-Plattform endlich machbar. CHES ermöglicht es, Energiezellen zu bilden und somit Energie innerhalb der Community auszutauschen. Durch den Energieausgleich, z.B. im Quartier, erhöhen die einzelnen Gemeinschaften ihre Unabhängigkeit auch im Bereich der Wärmeversorgung und können sich eigenständig, regional und kostensparend mit erneuerbaren Energien versorgen. CHES erlaubt es zudem, überschüssige Energie mit anderen Energiecommunities auszutauschen.
Neben dem Energieausgleich ist der Stromhandel an den Strommärkten ein wesentlicher Teil von CHES. „Die Kernkompetenz unserer Technologie mit der selbstlernenden Steuerbox DInCo und dem Koordinator COCo liegt darin, kleine Anlagen wirtschaftlich an der Strombörse zu vermarkten“, erläutert Jens Werner. „Energieversorger und Stadtwerke können hierzu gezielt verschiedene Vermarktungsmöglichkeiten kombinieren, z.B. eine Eigenverbrauchsoptimierung, bei der ein großer Teil der im Gebäude produzierten Energie auch dort verbraucht wird, mit dem Intraday-Energiemarkt, auf dem erzeugte oder verbrauchte Energie kurzfristig vermarktet wird.“ Für Energieversorger und Stadtwerke ist es dabei wichtig, dass durch die CHES Plattform Pools mit kleinen Energieanlagen auch an bestehende virtuelle Kraftwerke mit großen Energieanlagen angebunden werden können. Dadurch werden die Hürden für die Einbindung kleiner Anlagen in virtuelle Kraftwerke aufgelöst.
Für Neulinge im Energiesystem wie Immobilienunternehmer bietet CHES die Ferndiagnose als Einstieg in die Vernetzung kleiner Energieanlagen an. Durch das Anbringen der Steuerbox DInCo an der Anlage können auf Basis der Ferndiagnose mehr Transparenz und Effizienz im Verbrauch sichergestellt, aber auch Wartungs- und Verwaltungskosten gesenkt werden. Die Ablesung funktioniert automatisch. Zusätzlich hat jedes Immobilienunternehmen zu jeder Zeit die Möglichkeit, das Angebot auf die Bereiche Energieausgleich oder Stromhandel auszuweiten, um zusätzliche Erlöse zu erzielen.
Aktuell befindet sich CHES in der Vorgründungsphase, d.h. der Prototyp soll in marktfähige Produkte überführt werden. Das Forscherteam „Combined Hybrid Energy Systems“ sucht nach den erfolgreichen Feldtests weitere Kooperationspartner. Auf der Hannover Messe ist das Team Anfang April am Gemeinschaftsstand der TU Dresden „Forschung für die Zukunft“ vertreten.
Das Projekt „Combined Hybrid Energy Systems“ wird im Rahmen des EXIST Förderprogramms durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und den Europäischen Sozialfonds gefördert.
Weitere Informationen unter https://ches.et.tu-dresden.de/
Informationen für Journalisten:
Irina Weis
Projektmitarbeiterin „Combined Hybrid Energy Systems“
Tel.: +49 351 463-40764