Professor Gerhard Wunsch im 96. Lebensjahr verstorben
Am 16. Juli 2020 ist Professor Gerhard Wunsch, ein verdienter Professor für Elektrotechnik verstorben. Er war Gründer der systemtheoretischen Schule am Institut für Grundlagen der Elektrotechnik und Elektronik der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik.
Professor Wunsch wurde am 9.11.1924 in Degow, Provinz Pommern geboren. Im Jahr 1950 nahm er sein Studium der Elektrotechnik an der damaligen TH Dresden auf. Seinen Doktortitel erwarb er 1959 unter Georg Mierdel. Von 1959 bis 1963 war er Assistent und Lehrbeauftragter für die Einführung in die Elektrotechnik. Nach seiner Habilitation wurde er zunächst Dozent (1963) und später (1965) an den Lehrstuhl für Theoretische Elektrotechnik ans Institut für Allgemeine Elektrotechnik berufen. Von 1969 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1990 lehrte er als ordentlicher Professor für Theoretische Elektrotechnik und Systemtheorie an der Sektion Informationstechnik der TU Dresden.
Die Lehrtätigkeit von Professor Wunsch zeichnete sich durch die Fokussierung auf solide theoretische Grundlagen aus. Er war überzeugt, dass eine erfolgreiche Ingenieurtätigkeit nur auf einer fundierten wissenschaftlichen Basis möglich ist. Ihm gebührt das Verdienst, eine systematische Ausbildung in mathematischen Methoden der Elektrotechnik und Systemtheorie an der TU Dresden eingeführt zu haben. Bis heute wirken die Ergebnisse seiner Bemühungen in der Lehre an der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik nach.
Auch die Forschungstätigkeit von Professor Wunsch hinterließ dauerhafte Spuren. Sein Buch „Zellulare Systeme“ (1977) bildete die Grundlage für zahlreiche international beachtete Arbeiten über die schnelle Parallelverarbeitung und den Entwurf paralleler Rechnerstrukturen. Der erste Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungs-gemeinschaft in den neuen Bundesländern folgte später dieser Entwicklungslinie.
Seit seiner Emeritierung im Jahr 1990 widmete er sich der Entwicklung einer allgemeinen Prozesstheorie, in der Ergebnisse der Theorie dynamischer Systeme, der Theorie zufälliger Prozesse und eigene Arbeiten zur algebraisch begründeten Zustandstheorie einheitlich zusammengefasst werden.
Die wissenschaftliche Tätigkeit von Professor Wunsch wurde mit der Verdienstmedaille (1968), dem Nationalpreis der DDR III. Klasse für Wissenschaft und Technik (1976), der Ehrendoktorwürde der Hochschule Wismar (1976) und der Bergischen Universität Wuppertal (1993) sowie mit dem Karl-Küpfmüller-Preis der ITG (1996) honoriert.
Professor Wunsch hat über 40 Jahre an der TU Dresden gewirkt und 40 Doktoranden und 15 Habilitanden erfolgreich zum Abschluss geführt. Die Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik wird Herrn Professor Wunsch aufgrund seiner langjährigen wissenschaftlichen Arbeit und einflussreichen Lehrtätigkeit in dankbarer Erinnerung behalten.