04.03.2022
Vortrag von Felix Miesen auf dem GfA-Frühjahrskongress
Der diesjährige Frühjahrskongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft (GfA) stand unter dem Motto "Technologie und Bildung in hybriden Arbeitswelten". Unser Doktorand Felix Miesen hielt dort einen Vortrag mit dem Titel "Kompetenzförderliche Interventionen in hoch-automatisierten Arbeitssystemen: Ein systematisches Review auf Basis von Erkenntnissen aus der Prozessindustrie, Luftfahrt und automatisiertem Fahren". Anbei ein kleiner Einblick in den Vortrag anhand des Abstracts:
Im Rahmen der 4. industriellen Revolution sind Menschen diverser Arbeitsbereiche mit zunehmender Automatisierung und Digitalisierung konfrontiert, z.B. bei der Arbeit mit cyber-physischen Produktionssystemen (CPPS). Während die Automatisierung positive Effekte auf Produktivität und Sicherheit hat, stehen den Menschen bei der Arbeit gravierende Herausforderungen bevor: Vertrauensprobleme, Ironies of Automation (Bainbridge, 1983) sowie Out of the Loop-Phänomene, welche in negativen Effekten wie z.B. Kompetenzverlust resultieren können. Verstärkt wird letzteres durch die zunehmende Digitalisierung, die für CPPS die Grundlage für flexible und sich stetig verändernde (Re-)Konfigurationen schafft, sodass zusätzlich der Aufbau von Erfahrungswissen erschwert wird. Bei der Gestaltung von CPPS muss daher ein menschenzentrierter Ansatz gewählt werden, der u.a. Kompetenzförderlichkeit sicherstellt. Auch nach längerer Zeit des Nichtgebrauchs von Kompetenzen muss der Mensch zum adäquaten Handeln befähigt sein. Dies gilt insbesondere in kritischen Situationen, in denen die Automation nicht ausreichend und menschliches Eingreifen erforderlich ist. Zur Ableitung der kompetenzförderlichen Gestaltung von CPPS wurde in Form eines systematischen Reviews der Frage nachgegangen, welche Interventionen es mit dem Ziel des Kompetenzerhalts gibt und wie effektiv diese sind. Dabei wurden Publikationen seit 2012 in den Bereichen der Prozessindustrie, der zivilen Luftfahrt sowie des automatisierten Fahrens berücksichtigt. Anhand eines Search Strings konnten in einem ersten Schritt N = 4686 Publikationen identifiziert werden, welche gemäß dem PRISMA-Schema (Page et al., 2021) auf n = 80 relevante Publikationen reduziert wurden. In einem weiteren Schritt wurden die Interventionen in sechs inhaltliche Kategorien eingeteilt (Zuordnung zu mehr als einer Kategorie möglich), welche Training (n = 32), Displaygestaltung (n = 38), Nutzung sensorischer Modalitäten (n = 13), Sprachgestützte Informationsvermittlung (n = 6), Adaptive Automatisierung (n = 3) und weitere Ansätze (n = 3) sind. Die Erkenntnisse des Reviews werden mit Blick auf ihre Implikationen für die kompetenzförderliche Gestaltung von CPPS diskutiert.