Mar 28, 2025
Dauerschleife Wandel: Wie veränderungsmüde sind die Arbeitnehmenden in Deutschland?
Ständiger Wandel in der Arbeitswelt - wie wirkt sich das auf die psychische Belastung und Beanspruchung der Arbeitnehmer:innen aus? Veränderungsmüdigkeit (Change Fatigue), beschrieben als Erschöpfung oder Überforderung von Beschäftigten durch wiederholte oder konkurrierende Veränderungsinitiativen, kann eine Folge sein. Eine aktuelle Studie, die im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts "PerspektiveArbeit Lausitz" (PAL) durchgeführt wurde, liefert dazu neue Erkenntnisse. Die Ergebnisse wurden von den Autorinnen Sylvia Franke-Jordan, Sophie Berger und Jessica Heilfort auf dem Frühjahrskongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft (GfA) vorgestellt.
Was ist Change Fatigue? Change Fatigue beschreibt einen Zustand psychischer und emotionaler Erschöpfung, der durch wiederholte, überlappende oder schlecht gestaltete Veränderungsprozesse am Arbeitsplatz entsteht. Dies kann zu Resignation, Motivationsverlust und reduzierter Arbeitszufriedenheit führen. Während sich Change Fatigue von verwandten Konzepten wie Change Zynismus oder Burnout unterscheidet, zeigt es dennoch erhebliche negative Auswirkungen auf das Engagement der Beschäftigten und den Erfolg betrieblicher Veränderungsprozesse.
Zentrale Ergebnisse der Studie In einer deutschlandweiten Befragung mit 2.808 Teilnehmenden wurde untersucht, wie weit Change Fatigue verbreitet ist und welche Zusammenhänge zu demographischen und betrieblichen Faktoren bestehen. Die wichtigsten Ergebnisse:

Abbildung 1 Verteilung von Change Fatigue in der Gesamtstichprobe anhand des Summenscores (6 – 42)

Abbildung 2 Anteil von Change Fatigue in der Stichprobe unterteilt nach Betriebsgröße
- Ein Drittel der Befragten (34 %) leidet unter Change Fatigue. (siehe Abbildung 1)
- Mitarbeitende in Großunternehmen sind signifikant häufiger betroffen als Beschäftigte in kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU). (siehe Abbildung 2)
- Zwischen den verschiedenen Regionen Deutschlands gibt es insgesamt keine signifikanten Unterschiede, jedoch zeigen sich starke Unterschiede zwischen den Lausitzer Landkreisen. (siehe Abbildung 3)
- Alter und Geschlecht haben nur geringe Auswirkungen auf das Auftreten von Change Fatigue.

Abbildung 3 Verteilung von Change Fatigue in den Lausitzer Landkreisen
Bedeutung für Unternehmen und Forschung Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass Unternehmen dem Phänomen der Veränderungsmüdigkeit mehr Aufmerksamkeit schenken müssen. Fehlende Erholungsphasen nach abgeschlossenen Veränderungsprojekten, eine hohe Frequenz an Change-Prozessen und mangelnde Anpassungsressourcen können dazu führen, dass Mitarbeitende überfordert werden und ihr Engagement für das Unternehmen verringern.
Die Forscherinnen betonen, dass Change Fatigue insbesondere durch eine nachhaltige und mitarbeiterorientierte Veränderungsgestaltung reduziert werden kann. Dazu gehören klare Kommunikation, realistische Zeitpläne und eine bessere Einbindung der Beschäftigten in Veränderungsprozesse.
Link zur Studie: Tagungsband GfA 2025
Ausblick Zukünftige Studien sollen vertiefen, wie sich verschiedene Arten von Veränderungsprozessen auf Change Fatigue auswirken und welche Maßnahmen zur Prävention und Reduktion von Veränderungsmüdigkeit besonders wirksam sind.
Das Verbundprojekt PerspektiveArbeit Lausitz (PAL) wird seit 2021 für fünf Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Das Konsortium entwickelt Einführungsstrategien von datenbasierten Assistenzsystemen für Unternehmen in der Strukturwandelregion Lausitz.
Die Autorinnen bedanken sich bei den Kolleg:innen der Arbeitsgruppe Wissen–Denken-Handeln an der Fakultät Psychologie der TU Dresden für die Möglichkeit, dass die Befragung zu Change Fatigue in die Studie „Lernen am Arbeitsplatz in Zeiten von Wandel“ integriert werden konnte.
Ansprechperson am CIMTT:
wissenschaftliche Mitarbeiterin
NameDipl.-Ing. Sylvia Franke-Jordan
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CIMTT Zentrum für Produktionstechnik und Organisation
Visiting address:
Kutzbachbau, Raum E4 Helmholtzstraße 7a
01069 Dresden