28.09.2018
Nachruf auf Prof. Franz Bernhard Holzweißig
Die Fakultät Maschinenwesen nimmt Abschied von dem ehemaligen Professor für Maschinendynamik und Dekan Prof. Dr.-Ing. habil. Franz Bernhard Holzweißig, der am 23. September 2018 im Alter von 90 Jahren verstarb.
Franz Holzweißig wurde 1928 in Chemnitz geboren, besuchte von 1938-1944 die Kreuzschule in Dresden und war Sänger des Dresdner Kreuzchors. Dem Chor und der Dresdner Kreuzkirche blieb er während seines ganzen Lebens als Freund und Förderer verbunden. Die Begeisterung für Musik, als Zuhörer und als aktiver Musiker, hat ihn sein gesamtes Leben begleitet.
Aufgrund der Ereignisse zum Ende des Krieges konnte Franz Holzweißig kein reguläres Abitur erlangen. Sein Bildungsweg führte ihn zunächst über eine Lehre als Motorenschlosser an die Ingenieurschulen in Wismar und Mittweida. Schließlich konnte er an die damalige TH Dresden wechseln, wo er 1953 den Abschluss als Diplomingenieur erreichte.
Anschließend arbeitete er als Assistent bei den Professoren Heinz Neuber und Arthur Weigand und promovierte 1959 zum Thema „Dynamische Untersuchungen an der Zylindergruppe einer Offsetmaschine“. Von 1961 bis 1963 wechselte Dr. Holzweißig in die Praxis und arbeitete als Abteilungsleiter im Institut für Nahrungsmittel-, Genussmittel- und Verpackungsmaschinen in Dresden. Nach seiner Habilitation im Jahr 1963 wurde er im Jahr 1964 auf die Professur für Maschinendynamik an der Technischen Universität Dresden berufen. Diese Position hatte er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1994 inne.
In seinen 30 Tätigkeitsjahren als Professor begleitete er über 130 Nachwuchswissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zur Promotion, entweder als Doktorvater oder als Gutachter. Einige seiner Absolventen sind selbst wieder Professoren auf verschiedenen Teilgebieten der Technischen Mechanik geworden.
Prof. Holzweißig lag die Lehre immer besonders am Herzen. Viele Generationen von angehenden Ingenieuren in Dresden hörten bei ihm die „Maschinendynamik“. In diesem Zusammenhang ist auch seine Autorenschaft mehrerer Lehrbücher zu erwähnen: Zusammen mit Hans Göldner verfasste er den „Leitfaden der Technischen Mechanik“, mit Gottfried Meltzer die „Messtechnik der Maschinendynamik“ und mit mehreren Co-Autoren das „Arbeitsbuch Maschinendynamik /Schwingungslehre“. Das bedeutendste Werk aus seiner Feder ist jedoch die „Maschinendynamik“, die er gemeinsam mit seinem Schüler Hans Dresig, später selbst Professor für Maschinendynamik an der TU Chemnitz, verfasste. Dieses Buch wurde von Hans Dresig bis zur aktuellen 12. Auflage im Jahr 2016 weiterentwickelt und ist bis heute das Standardwerk für das Fach.
Von 1991 bis 1994 war Prof. Franz Holzweißig der erste frei gewählte Dekan der Fakultät Maschinenwesen und leitete diese in der schwierigen Anpassungsphase nach der politischen Wende in Deutschland. Nach seiner Pensionierung übernahm er ehrenamtlich Führungen durch die Dresdner Kreuzkirche und wurde auch nochmals schriftstellerisch aktiv. Im Jahr 2000 schrieb er seine Erinnerungen an den Dresdner Kreuzchor im Buch „Alumnatserinnerungen aus der Zeit von 1938-1945“ auf.
Prof. Franz Holzweißig verkörperte einen Ingenieur und Hochschullehrer, der ein theoretisches Fach mit großem Praxisbezug verbinden konnte. Generationen von Studierenden, Nachwuchswissenschaftlern und Ingenieuren in der Praxis konnten diese Fertigkeit von ihm lernen und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Wir behalten ihn als verdienstvollen Hochschullehrer und großartigen Menschen in dankbarer Erinnerung.
Für die Fakultät Maschinenwesen
Der Dekan
Prof. Dr.-Ing. habil. Ralph Stelzer
Für die Professur für Dynamik und Mechanismentechnik am Institut für Festkörpermechanik
Prof. Dr. Michael Beitelschmidt