02.10.2025
Herr Dr.-Ing. Paul Penzel vom ITM wird für seine Dissertation mit dem Innovationspreis des Industrieclubs Sachsen 2024 geehrt

Herr Dr. Penzel (2.v.li.) gemeinsam mit Herrn J. Gerken (Kanzler der TUD; l.), Herr G.-L. von Breitenbuch (Staatsminister Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft; 2.v.r), und Herrn U. Franzen (Präsident Industrieclub Sachsen e.V.; r.)
Herr Dr.-Ing. Paul Penzel wurde am 30. September 2025 für seine Dissertation "Modellierung und Entwicklung verbundoptimierter Textilbetonbewehrungen zur gezielten Beeinflussung des Verbund- und Versagensverhaltens in Betonmatrices“ mit dem Innovationspreis des Industrieclubs Sachsen 2024 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 5.000 EUR dotiert und wird jährlich an einen Absolventen der TU Dresden verliehen.

Darstellung der verbundgerecht profilierten Textilbetonbewehrung
Die Entscheidung zur Vergabe des Innovationspreises des Industrieclubs Sachsen 2024 erfolgte im Sommer 2025 durch ein Preisgericht. Die Verleihung des Innovationspreises fand am 30. September 2025 im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung auf Schloss Eckberg in Dresden statt.

Laudatio von Prof. Dr. Ing. habil. Chokri Cherif
Herr Dr.-Ing. Paul Penzel studierte von 2015 bis 2020 am ITM der TU Dresden Maschinenbau mit der Vertiefungsrichtung Textilmaschinenbau und begleitet die Entwicklung des Carbonbetons bereits seit 2017 aktiv als studentische Hilfskraft. Er schloss sein Studium 2020, begleitend mit einem Deutschlandstipendium, ab. In seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter hat er den Carbonbeton grundlegend erforscht, wobei seine innovativen Beiträge unter anderem mit dem Techtextil Innovation Award 2024 ausgezeichnet wurden. Seit Juni 2025 koordiniert Herr Dr.-Ing. Paul Penzel als wissenschaftlicher Leiter des ITM der Professur Textiltechnik die interdisziplinären Forschungstätigkeiten und den Wissenstransfer.

Interview zwischen J. Gerken (Kanzler der TUD; l.) und Herrn Dr.-Ing. Penzel (r.)
Die ausgezeichnete Dissertation adressiert eine der drängendsten Herausforderungen im Bauwesen: die Entwicklung von ressourceneffizienten, langlebigen und wirtschaftlich einsetzbaren Baustoffen, die gleichzeitig zur Reduktion der CO₂-Emissionen beitragen. Der jüngste Einsturz der Carolabrücke in Dresden, ein tragisches Beispiel für die Alterung und strukturelle Schwächung bestehender Infrastrukturen, unterstreicht eindringlich die Notwendigkeit innovativer Lösungen für dauerhafte und nachhaltige Baukonstruktionen. Gerade vor dem Hintergrund zunehmender Belastungen auf bestehende Infrastrukturen, knapper werdender Ressourcen und der Dringlichkeit klimafreundlicher Technologien ist die wissenschaftliche Arbeit von Herrn Penzel von besonderer Aktualität. Textilbewehrter Beton mit Carbonbewehrung gilt als Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige Bauweise. Jedoch stand der flächendeckenden Anwendung bislang die unzureichende Effizienz der Kraftübertragung zwischen Carbonbewehrung und Betonmatrix im Weg. Herkömmliche Bewehrungsstrukturen erfordern große Verankerungslängen und führen zu einer materialineffizienten Überdimensionierung. Dies erhöht die Baukosten, erschwert die Verarbeitung und limitiert den ökonomischen Einsatz, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen. Herr Dr.-Ing. Penzel hat in seiner Dissertation diese Problematik grundlegend analysiert und gelöst. Mit der Entwicklung neuartiger, profilierter Textilbetonbewehrungen auf Basis von materialgerechten Profilgeometrien gelingt es ihm, eine signifikante Steigerung der Verbundeigenschaften, bei gleichzeitig maximaler Ausnutzung des mechanischen Potenzials der Carbonfasern zu realisieren. Die damit erzielte Reduktion der Überlappungslängen von ca. 1 m auf nur noch 0,1 m markiert einen Quantensprung in der Anwendungseffizienz. Besonders hervorzuheben ist der integrierte technologieorientierte Forschungsansatz, der sowohl die theoretische Modellierung der Garnprofilgeometrien als auch die Entwicklung industrietauglicher Fertigungsprozesse umfasst. Durch seine Entwicklungen hat Herr Penzel den industriellen Transfer seiner Ergebnisse mitgedacht und maßgeblich vorbereitet. Der im Rahmen der Dissertation durchgeführte Technologienachweis zeigt eindrucksvoll die mechanischen und wirtschaftlichen Vorteile gegenüber bisherigen Bewehrungslösungen: Bis zu 55 % Materialeinsparung und rund 40 % Reduktion der Materialkosten bei identischer Tragfähigkeit – ein Meilenstein im Streben nach kosteneffizienten, ökologischen und langlebigen Baustoffen. Durch diese Potenziale können wesentliche Marktbarrieren für die breite Einführung textiler Carbonbewehrung überwunden werden. Nicht zuletzt demonstriert die Arbeit von Herrn Dr.-Ing. Penzel eine hohe wissenschaftliche Tiefe und Breite. Die Kombination aus experimenteller Validierung, anwendungsorientierter Modellierung und praxisnaher Wirtschaftlichkeitsanalyse verleiht der Arbeit eine außergewöhnliche Substanz. Die Ergebnisse sind bereits durch zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen, internationale Konferenzbeiträge sowie Patentanmeldungen dokumentiert. Dies belegt nicht nur die Innovationshöhe, sondern auch das große wissenschaftliche und industrielle Interesse an den entwickelten Lösungen.