Studentenexkursion zur Techtextil / Texprocess 2015
Studierende des ITM der Fakultät Maschinenwesen, Studienrichtung Textil- und Konfektionstechnik
Alle zwei Jahre findet in den Frankfurter Messehallen die Texprocess statt. Sie gilt als wichtigste Fachmesse für Technische Textilien und vermittelt einen Einblick in die Zukunft der Textilbranche. Ob Global Player oder Mittelstand, alle Aussteller warten mit Innovationen und Fachkompetenz auf und erzeugen somit ein umfassendes Abbild der Möglichkeiten, die technische Textilien heute und in Zukunft bieten. Die parallelverlaufende Techtextil ermöglicht dem Messebesucher einen Einblick in die textilherstellende Industrie. Zusammen stellen beide Messen den gesamten Bereich der textilen Wertschöpfungskette dar und sind richtungsweisend für die Textilwirtschaft.
Auch in diesem Jahr durfte sich eine Gruppe von Studenten des ITM (Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik) auf den Weg nach Frankfurt a. M. begeben, um einen Einblick in ihren späteren Arbeitsmarkt zu bekommen, Kontakte zu knüpfen, Interessenrichtungen zu festigen, Erfindungen zu bestaunen und nach Messeschluss die Skyline von Frankfurt am Main zu bewundern.
Auch dieses Mal wurden vorab Firmenführungen organisiert und so ging es am ersten Tag zur Groz-Beckert KG. Sie hatten auf der Techtextil verschiedene Schwerpunkte (in den Bereichen „Felting“, „Sewing“ und „Weaving“) auf ihrem Stand gesetzt. Im Bereich „Felting“ lag der Fokus auf unterschiedlichen Nadeltypen zur Herstellung von Filtern und Nadelfilzen. Im Bereich „Sewing“ stellte die Groz-Beckert KG ihr Servicekonzept „SEWING“ vor, welches die Kundenorientierung des Unternehmens unterstreicht. Das „Weaving“ steht im Zeichen des Webereizubehörs für die Verarbeitung von technischen Fasern. Die Groz-Beckert KG bot dabei ein umfassendes Bild ihrer innerbetrieblichen Verhältnisse sowie ihres breiten Produktspektrums. Der Messestand des Unternehmens beeindruckte durch Größe und moderne Präsentationsmethoden. Einzelne Produkte konnten interaktiv am Bildschirm erlebt werden, wenn diese nicht sogar physisch vorhanden waren.
Die Dürkopp Adler AG präsentierte sich auf der Texprocess nach der Übernahme durch die Shanggong Group mit den drei ebenfalls ehemals eigenständigen Unternehmen PFAFF Industriesysteme und Maschinen GmbH, Beisler Automatisierungstechnik GmbH und KSL Keilmann Sondermaschinenbau GmbH auf einer großen gemeinsamen Ausstellerfläche als starke Einheit. Auf dem Messestand bekamen wir einen umfassenden Einblick in drei unterschiedliche Nähmaschinentypen zur Konfektionierung von Hemden, Sakkos und Hosen. Eine Neuheit, die auf der Texprocess 2015 ausgestellt wurde, war eine Nähmaschine mit programmierbarem und differenzierbaren Obertransport, wodurch am Hemdensaum Schrägzüge vermieden werden können. Auch im Bereich der Hosennähmaschinen präsentierte sich die Dürkopp Adler AG mit einigen Neuentwicklungen. Neben der leistungsstarken und sehr flexiblen Maschine zum Annähen von Gürtelschlaufen, wurden uns von Frau Pawelzik dabei auch der Taschensäumer und der Nähautomat zum Bundannähen in Aktion vorgestellt.
Dienstagmittag erwartete uns am Messestand der Firma H. Stoll GmbH & Co. KG eine weitere informative Firmenvorstellung. Seit dem Gründungsjahr 1873 hat sich die Firma auf die Produktion und Instandhaltung von Flachstrickmaschinen spezialisiert. Auf der Techtextil 2015 präsentierte die Firma Stoll ihr neuestes Modell CMS ADF–3. Das Besondere an dieser Flachstrickmaschine ist die autarke Fadenführung, bei der die von oben geführten Fäden jeweils einzeln ansteuerbar sind. Die damit erzielbare Vielfalt wurde am Messestand mit Maschinenvorführungen und umfangreichen Exponaten aus den Bereichen der Sport- und Schutztextilien anschaulich präsentiert.
Ebenso stand am Dienstag der Besuch des Unternehmens Lindauer DORNIER GmbH auf unserem Programm. Bei dieser Gesellschaft handelt es sich um einen der bekanntesten Hersteller von Webmaschinen. Auf ihrem Messestand präsentierten sie uns Schutztextilien, welche auf ihren eigenen Webmaschinen hergestellt worden sind. Diese Flächengebilde werden dabei als Schutz vor Sonneneinstrahlung, Feuer und Projektilen verwendet. Ebenso wurde uns das neueste Webverfahren präsentiert, die Open Read Weave Technologie, bei der das Sticken in den Webprozess integriert wurde.
Die VEIT Group als einer der führenden Hersteller von Maschinen und Anlagen für die Bügeltechnik, das Fixieren, Pressen und Aufbereiten von Bekleidung bietet Produkte von höchster Qualität bei minimaler Taktzeit an. Wir hatten die Möglichkeit, die neuentwickelten und mit speziellen Funktionen ausgestatteten Maschinen der Firma VEIT in Frankfurt am Main anzuschauen und uns durch das Fachpersonal erklären zu lassen, wie sich diese auszeichnen. Dazu gehörten moderne ergonomische Bügeltische, Hochleistungsformfinisher und Großtunnelfinisher.
Ein weiterer Termin auf der Texprocess war der Besuch des Messestandes der Firma Brother Internationale Industriemaschinen GmbH. Das als Reparaturwerkstatt gegründete Unternehmen ist heute international mit Produkten im Bereich Drucken, Scannen, Faxen und auch mit der Herstellung und dem Vertrieb von Maschinen zur Verarbeitung und Konfektionierung von Textilien erfolgreich. So wurden auf dem Messestand zahlreiche Nähmaschinenmodelle gezeigt, bei denen die Ergonomie und Leistungsfähigkeit verbessert wurde, um den Anforderungen der heutigen Textil- und Modebranche gerecht zu werden. Insbesondere konnten wir den industriellen Textildrucker GT-381 kennenlernen und beim Bedrucken von T-Shirts verfolgen. Neben T-Shirts wurden auch andere interessante Anwendungen wie bedruckte Schuhe mit Lederhaptik präsentiert.
Ein besonders auffälliger Stand wurde von der Firma Sandler AG unterhalten. Mit ihrem Konzept „Das textile Haus“ zog die Firma viel Aufmerksamkeit auf sich und war somit stets gut besucht. Die Ausstellungsfläche bestand im Wesentlichen aus einem Haus und einem Gartenbereich. Letzterer bot, umringt von elektronischen Informationsstehlen, im Stile einer möblierten Gartenterrasse einen schönen Platz für Gespräche zwischen Aussteller und interessiertem Besucher. Der Messestand der Firma Sandler setzte das textile Bauen in den Mittelpunkt. So wurde das Musterhaus mit vliesbasierten Wärme- und Schallschutzprodukten der Firma versehen, wobei vor allem der Lärmschutz seine Wirkung nicht verfehlte. Der Messelärm spielte dabei den Ausstellern direkt in die Hände, denn kaum ins Haus eingetreten, verstummte das Stimmengewirr und Brummen der Maschinen (bei geöffneter Tür!) und sorgte für einen Aha-Effekt.
Weiterhin besuchten wir den gemeinsamen Stand von Sympatex und Ploucquet. Herr Brandt führte uns über den Messestand und zeigte uns die vielfältigen Produktbeispiele aus den fünf Bereichen, in denen Sympatex spezielle textile Lösungen entwickelt hat. Dazu zählen Produkte für Automotive-Anwendungen, medizinische Produkte, Industrie- und Outdoorprodukte, sowie funktionale Abdeckungen. Sympatex selbst stellt keine Endprodukte, sondern lediglich Vorprodukte her, da sich die Firma als "Solution Provider" sieht, welcher vom Kunden herangetragene Problemstellungen löst. Zum Ende der Firmenvorstellung führte uns ein Mitarbeiter von Ploucquet eine Multifunktionsjacke, ein sogenanntes "smart textile" vor. Neben einer Heizfunktion für Schultern, Nacken, Wirbelsäule und Nieren, beinhaltete diese zudem Lautsprecher im Kragen, welche per Bluetooth mit einem Smartphone verbunden werden können, um so entweder zu telefonieren oder Musik zu hören. Des Weiteren besaß die Jacke LED-Lichter vorn und hinten und ein USB-Ladekabel. Angetrieben wurde dies alles durch einen Akku mit einer Laufzeit von fünf bis sechs Stunden. Die Jacke sei ohne Batterien normal waschbar und noch ein Prototyp, der aber zu hundert Prozent realisierbar ist.
Wie vor zwei Jahren, stellte das ITM ebenso einen Stand auf der Texprocess und der Techtextil auf, um die neuesten Entwicklungen aus Technischen Textilien und Smart Textiles zu präsentieren und zum Gespräch einzuladen. Einige Neuentwicklungen waren z.B. neue Recyclingmethoden für Karbonfasern, Fügeverfahren für Explosionsschutztextilien, akustisch wirksame Trennwandsysteme, 3D-Entwicklungsmethoden und Bauteilüberwachung für FKV-Rotorblätter.
In der verbleibenden Zeit auf den Messen sammelten wir Informationen an den verschiedenen Firmenständen aus der ganzen Welt. Viele nutzten die Chance, erste Kontakte mit den Mitarbeitern der verschiedenen Unternehmen und Institute zu knüpfen oder auch mögliche Aufgaben als Praktikant zu besprechen. Darüber hinaus bestand genügend Zeit, den Messebesuch individuell zu gestalten und dabei die zahlreichen Innovationen auf der Messe in Augenschein zu nehmen. Uns ist klar geworden, dass auf keinen Bereich der textilen Wertschöpfungskette verzichtet werden kann und es auch in Zukunft noch viele Herausforderungen zu meistern gilt.
Abschließend möchten wir uns bei allen Firmen für die interessanten Präsentationen und unseren Sponsoren, dem VDMA Fachverband Bekleidungs- und Ledertechnik, dem ITM und dem Freundes- und Förderkreis des ITM, für die finanzielle Unterstützung der Exkursion bedanken. Darüber hinaus danken alle teilgenommenen Studenten dem ITM für die Organisation und der freundlichen Betreuung während der gesamten Exkursion.