Studentenexkursion 2014
Carlo Stöppler, Jan Schubert, Simon Schlei, Tobias Müllerlei (Studierende des ITM, Studienrichtung Textil- und Konfektionstechnik)
Vom 10. bis zum 12. Juni 2014 hatten wir, Studierende des Instituts für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik der TU Dresden (ITM), die Möglichkeit, im Rahmen einer Exkursion verschiedene Textilmaschinenhersteller und das Dorniermuseum zu besuchen.
Dabei bewegten wir uns im süddeutschen Raum von Franken bis zum Bodensee. Viele Studenten des ITM gewannen auf dieser Exkursion zum ersten Mal persönlich Eindrücke von einigen der größten deutschen Textilmaschinenherstellern sowie über die Herstellung von Carbonfasern.
Start der Exkursion war das Institutsgebäude des ITM an der Hohen Straße 6 in Dresden am 10. Juni um 6 Uhr morgens. Von dort aus fuhr uns unser stets gut gelaunter Busfahrer zu unserem ersten Ziel, der KARL MAYER LIBA Textilmaschinenfabrik GmbH in Naila. Am selben Tag ging es weiter zum Standort der Stäubli GmbH in Bayreuth und am Abend nach Biberach an der Riß, wo wir unser Quartier für die nächsten Tage bezogen. Von dort aus ging es am 11. Juni weiter zum Besuch der Lindauer DORNIER GmbH in Lindau und anschließend zum Dornier Luft- und Raumfahrtmuseum in Friedrichshafen. Den Abschluss bildete am 12. Juni der Besuch bei der SGL Group in Meitingen. Neben den 1.300 km, die wir bei hochsommerlichen Temperaturen in unserem gut klimatisierten Bus zurücklegten, bekamen wir Einblicke in die Produktion, die Firmenaufstellung und Karrieremöglichkeiten der Firmen sowie interessante Hintergrundinformationen im Dornier Museum.
Die KARL MAYER LIBA Textilmaschinenfabrik GmbH ist ein mittelständisches Familienunternehmen mit Sitz in Naila (Bayern). Das Unternehmen ist weltweit spezialisiert auf die Entwicklung und Konstruktion von Kettenwirkautomaten, Raschelmaschinen, Schusseintragsmaschinen und Schäranlagen. Seit Januar 2014 gehört das Unternehmen der KARL MAYER Gruppe an, die mit dem mittelständigen Maschinenbauunternehmen ihr Sortiment erweitert.
In Naila angekommen, wurden wir von Frau Ulrike Berger, einer ehemaligen Absolventin des ITM, freundlich in Empfang genommen. Bei einer kleinen Stärkung, in Form von Getränken und Keksen, bekamen wir in der Präsentationshalle eine allgemeine Vorstellung der Firma. Die Demonstratoren zeigten die Produktvielfalt der Firma LIBA, welche von Bekleidungs- und Heimtextilien, Sporttextilien über Sitzbezüge, Geotextilien bis hin zu Leichtbauteilen aus Faserverbundwerkstoffen reicht.
Aufgrund unserer Teilnehmeranzahl von ca. 30 Personen wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt. Zu Beginn zeigte man uns eine Multiaxial-Maschine in Betrieb. Auf ihr wurden hausintern hergestellte Carbonbänder zu Gelegen verarbeitet. Die nächste Station bildete die Spreizanlage, auf der die Bänder produziert werden. Dabei durften wir in den Forschungsbereich der Firma, was keine Selbstverständlichkeit darstellt. Man erklärte uns die Funktionsweise einer Spreizanlage und wir bekamen eine ausführliche Vorführung. Viele Studenten zeigten großes Interesse an dieser Anlage. Außerdem sahen wir auf unserer Führung eine weitere Multiaxial-Maschine für Forschungszwecke und bekamen Einblicke in die Entwicklung von Kettenwirkautomaten und Raschelmaschinen anhand von Ausstellungsmaschinen. Leider konnten wir aus sicherheitstechnischen Gründen die Produktionsräume der Firma nicht besichtigen. In der anschließenden Verabschiedung konnten persönliche Fragen gestellt werden und die Studierenden und Mitarbeiter des ITM bedankten sich recht herzlich bei den Firmenmitarbeitern.
Den zweiten Teil des ersten Exkursionstages bildete der Besuch bei Stäubli GmbH am Standort Bayreuth. Die Stäubli GmbH ist eine der beiden in Bayreuth ansässigen Konzerntöchter der Stäubli International AG, mit Hauptsitz in Freienbach, Schweiz. Deren Geschichte reicht bis ins Jahr 1892 zurück und weist heute eine Mitarbeiterzahl von etwa 4.000 auf. Während die Stäubli Tec-Systems GmbH die Geschäftsbereiche Schnellkupplungssysteme (Connectors) und Industrieroboter (Robotics) abdeckt, ist die Stäubli GmbH im Bereich Produktion sowie dem Vertrieb von Schaftmaschinen tätig.
Als unternehmerischer Stellvertreter des Bereiches Webmaschinen und technische Anwendungen empfing uns Herr Dr. Ing. Andreas Schnabel und leitete den Besuch mit einer Unternehmensvorstellung ein.
Zum Mittag stärkten wir uns mit einem reichhaltigen Buffet aus belegten Brötchen und genossen hinsichtlich der vorherrschenden hochsommerlichen Temperaturen die Vorzüge eines klimatisierten Raumes. Anschließend führte uns ein Werksmitarbeiter zur ersten Besichtigungsstation, der Jaquard-Teppich-Webmaschine, die aufgrund ihrer Größe eine eigene Halle in Anspruch nahm. Leider wurde die Maschine zur Zeit unseres Besuches umgerüstet und wir konnten diese nicht in Betrieb sehen. Für großes Erstaunen sorgten die ausgestellten Messeteppiche, die durch ihre Detailtreue und Faserdichte überzeugten. In der nächsten Halle erhielten wir Einblicke in die Herstellung von technischen Geweben auf einer Jaquard-Webmaschine. Dabei richtete sich unser Augenmerk auf die separat angetriebene Jaquard-Maschine.
Des Weiteren durchliefen wir die gesamte Fertigung und Montage von Anlieferung der Teile über die Prüfung einzelner Maschinenkomponenten bis hin zur auslieferungsfertigen Endmontage. Zudem führte man uns auf dem Weg zurück zum Konferenzraum durch das weiträumige Lager, welches in naher Zukunft aus Kapazitätsgründen erweitern werden soll.
Abschließend hörten wir einen, u. a. über die Karrierechancen betreffenden, Vortrag und bedankten uns herzlich bei Herrn Dr. Schnabel für die freundliche Besuchsgestaltung und die aufmerksame Betreuung.
Den Abschluss des 10. Juni bildete die Weiterfahrt in das überschaubare und ruhige Biberach an der Riß und die Einkehr in eine ortsansässige Pizzeria, wo bei Speis und Trank über die bereits besuchten und noch bevorstehenden Stationen diskutiert werden konnte.
Der zweite Exkursionstag begann mit einem gemeinsamen Frühstück und der anschließenden Fahrt Richtung Lindau.
Das seit 1950 in Lindau ansässige Familienunternehmen Lindauer DORNIER GmbH, gegründet von Peter Dornier und vor allem für die Herstellung von Webmaschinen bekannt ist, war der dritte zu besichtigende Textilmaschinenhersteller unserer Exkursion. Die über die Jahrzente gewachsene Firmenanlage, bestehend aus Fabrikhallen und -häusern verschiedenster Baustile, strahlte seinen eigenen Charme auf alle Besucher aus. Dies verbarg jedoch auch die Gefahr, sich ohne Führung schnell zu verlaufen, was zum Glück aufgrund der hervorragenden Betreuung nie zu befürchten war.
Nach der Gruppeneinteilung gingen wir einige ausgewählte Produktionsstellen ab. Zuerst sahen wir die Produktion der Getriebe und Getriebeteile für die Webmaschinen, wie auch der selbst gefertigten Greifelemente für die Folienreckanlagen. Danach folgte eine große Halle, in der verschiedenste Messemaschinen ausgestellt waren, welche wir in Betrieb und aus direkter Nähe bestaunen durften. Dazu wurden persönliche Fragen beantwortet und die jeweiligen Besonderheiten der Maschinen erklärt. Nachdem wir einen Eindruck von der Maschinenvielfalt bekommen hatten, erhielten wir einen umfangreichen Einblick in die Produktionskette. Beeindruckend und besonders erwähnenswert waren die vollautomatischen Fräsanlagen mit angeschlossenem automatisierten Lager und die robotergesteuerten Pressen. Was vor allem die Maschinenbaustudenten unter uns positiv bemerkten, war der Umfang der bei Dornier gefertigten Maschinenteile und die damit verbundene Vielfältigkeit der Produktionsanlagen. Anschließend wurden wir in der betriebsinternen Kantine ausreichend mit Speisen und Getränken versorgt und ruhten uns einige Minuten am ehemaligen Badeteich auf dem Firmengelände aus.
Ein abschließender Vortrag über die Entwicklung und Forschung in einigen Bereichen rundete den Firmenbesuch ab und es konnten Fragen gestellt sowie Kontakte geknüpft werden.
Schon bei der Besichtigung der Lindauer Dornier GmbH wurde uns die historische Verbundenheit der Familie Dornier mit der Region bewusst. Daher lag es auch nahe, das in Friedrichshafen gelegene Dornier Luft- und Raumfahrtmuseum im Anschluss zu besuchen.
Das unmittelbar am Flughafen gelegene moderne Gebäude bringt den Besuchern 100 Jahre der Luft- und Raumfahrtgeschichte näher. Der Senkrechtstarter vor dem Museumsgebäude zog direkt bei der Ankunft viele Blicke auf sich und auch im Inneren des Museums sollte es nicht an interessanten Informationen und Ausstellungsstücken mangeln. Erneut in Gruppen aufgeteilt, sahen wir uns die zweiteilige Ausstellung an, welche einerseits die Möglichkeiten und Chancen der Verwendung von Technischen Textilien verdeutlichte und zum anderen die Geschichte der Luftfahrtentwicklung im Hause Dornier näher beleuchtete. Dabei wurden wir von einem kompetenten Museumsmitarbeiter durch die einzelnen Stationen geführt.
Im Teil über die Verwendung und Herstellung von Technischen Textilien freuten wir uns besonders über die Exponate, die vom ITM und der TU Dresden bereitgestellt wurden. Aber auch die moderne Darstellung der Geschichte über den Flugzeughersteller Dornier überzeugte uns alle. Besonders beliebt waren die teilweise begehbaren Flugzeuge in Originalgröße in der Museumshalle.
Um diesen informationsreichen Tag auf uns wirken zu lassen, nahmen wir am Nachmittag nach der Rückfahrt die Möglichkeit wahr, die Innenstadt von Biberach an der Riß auf eigene Faust zu erkunden. Somit konnten wir das schöne Wetter außerhalb des Busses genießen und auch den zweiten Tag der Exkursion angenehm ausklingen lassen.
Am letzten Tag stand der Besuch bei der SGL Group mit Sitz in Meitingen auf dem Plan. Das im Jahr 1992 als Zusammenschluss zwischen SIGRI/Deutschland und Great Lakes Carbon/USA gegründete Unternehmen, ist einer der weltweit führenden Hersteller von Produkten aus Carbon. Die hauptsächlichen Einsatzgebiete der Produkte sind z. B. beim Recycling von Stahl, in Anlagen der chemischen Industrie, bei der Produktion von Aluminium und dem Leichtbau in der Luftfahrt- und Automobilindustrie sowie bei Windkraftanlagen zu finden.
Nach unserer Ankunft in Meitingen hatten wir die Möglichkeit, uns den Ausstellungsraum der SGL Group anzusehen. Dadurch erhielten wir einen Überblick des Produktspektrums, das weit über die Carbonfasern hinaus geht. Nach einem herzlichen Empfang führte man uns in den Konferenzraum und stellte uns, mittels einer Präsentation, das Unternehmen vor. Im Anschluss wurden in einer Mittagspause belegte Brötchen gereicht. Es folgte ein weiterer Vortrag über die ersten 100 Tage eines Ingenieurs bei der SLG Cabron Group. Dieser Vortrag zeigte, wie facettenreich und fordernd der Berufseinstieg sein kann. Das Hauptaugenmerk dieses Tages lag jedoch auf der Pilotanlage für die Herstellung von Carbonfasern, welche im Anschluss besichtigt werden konnte und die wir aus dieser Nähe sicherlich nicht so bald wieder sehen werden. Den Abschluss bildete ein Vortrag über die Einstiegsmöglichkeiten und Karrierechancen bei der SGL Group.
Ein besonderer Dank geht an alle besichtigten Firmen für die interessanten Präsentationen und Werksführungen, an den VDMA Fachverband Textilmaschinen Walter Reiners-Stiftung, an die Fakultät Maschinenwesen der TU Dresden, an das ITM sowie an den Freundes- und Förderkreis des ITM e. V. für die finanzielle Unterstützung und an das Team Studentenexkursion des ITM für die Betreuung und Organisation.