30.06.2021
Das Schaufler Lab@TU Dresden nominiert die international renommierten Künstlerinnen Esmeralda Conde Ruiz und Rosa Barba als Artists in Residence für 2022 und 2023
In diesem Jahr nominiert das Schaufler Lab@TU Dresden gleich zwei Artists in Residence, die in den kommenden beiden Jahren an der TU Dresden (TUD) künstlerisch zum Thema Künstliche Intelligenz und gesellschaftlicher Wandel forschen: Ab April 2022 wird die preisgekrönte Komponistin Esmeralda Conde Ruiz als dritte Stipendiatin des Artist in Residence-Programms für ein halbes Jahr im Lab zu Gast sein. Die international renommierte Film- und Installationskünstlerin Rosa Barba wurde von der Jury als vierte Künstlerin für die Verlängerung der Förderphase im Jahr 2023 ausgewählt.
Die beiden Künstlerinnen folgen auf die Stipendiaten Christian Kosmas Mayer (2020) und Anton Ginzburg (2021). Wie ihre Vorgänger werden sie während ihrer Residenzen gemeinsam mit den Nachwuchswissenschaftler:innen des Graduiertenkolleg des Lab sowie im transdisziplinären Austausch mit verschiedenen Fachbereichen der Universität künstlerische Forschungsprojekte umsetzen.
Esmeralda Conde Ruiz (*1980/Spanien, lebt in London) arbeitet als Komponistin und Dirigentin an der Schnittstelle von Musik und bildender Kunst. Sie kooperierte bereits mit renommierten Künstler:innen wie Yoko Ono, Olafur Eliasson, Johann Johannsson, Robert Wilson oder Susan Philipsz. Internationale Bekanntheit erlangte sie durch die Realisation eines 500-köpfigen Chors, der bei der Eröffnung des Erweiterungsbaus der Tate Modern 2016 in London mit Peter Liversidges Liederzyklus „The Bridge“ auftrat. Darüber hinaus hatte sie Auftritte in der Elbphilharmonie Hamburg, im Auditorium Parco della Musica Rom, im Haus der Kulturen der Welt Berlin und im Barbican Centre London.
Ihre Arbeit mit Massenchören umfasste auch David Langs „the public domain“ in der Berliner Philharmonie (2018) und im New Yorker Lincoln Center (2016). Aktuell ist Esmeralda Conde Ruiz Musikalische Direktorin für die „Station Clock“ der Turner-Preisträgerin Susan Philipsz, eine riesige „Höruhr“ mit 1092 Sänger:innen für den neuen Bahnhof in Birmingham. Zugleich komponiert sie für ein Projekt der Dresdner Philharmonie eine „Abfalltrilogie“, die 2022 mit 350 Kindern aus der ganzen Welt uraufgeführt wird.
Für ihre Residency an der TUD plant die Künstlerin die Entwicklung eines KI-Chors:
„Als Komponistin bin ich sehr gespannt darauf, die klangliche Idee eines KI-Chores zu erforschen: Einen KI-Chor, der nicht den menschlichen Klang nachahmt, sondern vielmehr ein singuläres, neuartiges Instrument darstellt. Eines, das zwar von den Mechanismen menschlicher Chöre inspiriert ist, dem aber neue klangliche Qualitäten, Sprachen und Ideen zugrunde liegen. Das Konzept hierzu möchte ich in Experimenten und Workshops mit KI und realen Chören sowie im Austausch mit verschiedenen Wissenschaftler:innen der Universität entwickeln. Als Ergebnis werden eine Klanginstallation sowie eine visuelle Umsetzung der Erkenntnisse entstehen.“ (Esmeralda Conde Ruiz, Juni 2021)
Das Werk der Residenzkünstlerin 2023, Rosa Barba (*1972/Italien, lebt in Berlin), zeichnet sich durch eine konzeptionelle Auseinandersetzung mit dem Medium Film aus. Im Fokus ihres Interesses steht die Beziehung von Film, Raum und Rezipierendem. Dabei ist ihr Umgang mit Film skulptural: Durch die Dekonstruktion filmischer Elemente entstehen kinetische Objekte und Installationen. Die Filme bewegen sich zwischen experimenteller Dokumentation und fiktiver Erzählung. Mit der Kamera als Zeicheninstrument erforscht Barba Orte und Situationen auf ihre formale Gestalt und auf historische Konnotationen und Spuren.
Diese verwebt sie dann mit eigenen narrativen Ebenen zu Erzählungen, die neue Denkräume eröffnen. Die Künstlerin stellte ihre Arbeiten u. a. in der Tate Modern, London, im Jeu de Paume, Paris, im Albertinum Dresden und im MAXXI, Rom, aus. Sie forschte bereits an der Harvard University und weiteren Universitäten und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Im Sommer 2021 präsentiert Rosa Barba anlässlich der Wiedereröffnung der Neuen Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin eine ortsspezifische Installation.
Im Schaufler Lab@TU Dresden wird Rosa Barba sich mit dem Konzept des Archivs und den Möglichkeiten von KI auseinandersetzen:
„Für meine künstlerische Arbeit ist die Bezugnahme auf wissenschaftliche Forschungsthemen ganz zentral. Insofern freue ich mich überaus, dass ich ab 2023 als Stipendiatin der Schaufler Residency@TU Dresden meine Forschungen zum Archiv als Wissensspeicher im Kontext von Künstlicher Intelligenz entwickeln kann. In Kooperation mit den Dresdner Wissenschaftler:innen soll ein neues Werk entstehen, das zwischen Maschine und Skulptur einen physischen Ort des Speichers darstellt, dessen Genese aber gleichzeitig digitale Prozesse zugrunde liegen. Dieses Spannungsfeld zwischen objektgebundenem Werk und globalem fluiden Wissen ist dabei für mich von besonderem Interesse.“ (Rosa Barba, Juni 2021)