08.05.2024
Geschlechtergerechte und diversitätssensible Medizin
Das Gleichstellungsbüro der Medizinischen Fakultät Mannheim veranstaltet am 6. Juni 2024 von 12.15 - 16.00 Uhr einen Fachtag „Geschlechtergerechte und diversitätssensible Medizin". Stereotype Rollenbilder sind nicht nur in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet, sondern lassen sich auch in der Medizin finden. Etliche Lehrbücher zeigen, dass sich Diagnose und Therapie an einer männlichen Person orientieren und letztere als ‚Maß der Dinge' fungiert. Die Sichtweise – Männer als normal und Frauen als Normabweichung zu betrachten – wurzelt im ausgehenden 18. Jahrhundert und verfestigte sich im 19. Jahrhundert, als sich die Medizin als männlich dominierte Disziplin profilierte. Frauen war der Zugang zum Medizinstudium lange verwehrt. In Deutschland blieben sie bis Anfang des 20. Jahrhunderts vornehmlich Objekte medizinischer Behandlung und Erforschung.
Die Haltung, Frauen einen Eigenwert abzusprechen und geschlechtsspezifische Unterschiede zu ignorieren, hat sich als sehr wirkmächtig erwiesen und fand seinen Ausdruck im sog. „Gender Data-Gap": Jahrzehntelang hat es keine oder zu wenige medizinische Untersuchungen mit Probandinnen gegeben. Die Daten waren ausschließlich oder vorrangig an Männern erhoben und galten entsprechend für Männer. Dieser Datenmangel bzgl. Frauen barg ‚Risiken und Nebenwirkungen'. Wenn z.B. Medikamente an männlichen Personen getestet worden waren, aber an Männern und Frauen in gleicher Dosierung verabreicht wurden, traten nicht immer die gleichen Behandlungserfolge ein, sondern dies führte schlimmstenfalls zum Tod von Frauen. Denn Medikamente wirken in beiden Körpern eben nicht gleich, weil sich beide Geschlechter im Hinblick auf Stoffwechsel, Verdauung und Körperzusammensetzung unterscheiden.
Die ersten Impulse, an dieser einseitigen Datenerhebung etwas zu ändern, gingen von Kardiologie und Pharmakologie ab Mitte der 1990er Jahre aus. Mittlerweile werden Frauen immer häufiger bei Studien berücksichtigt, aber nicht häufig genug. Studien mit Frauen sind schlichtweg komplizierter und damit auch kostenintensiver. Allerdings geht es bei weitem nicht mehr nur um das biologische Geschlecht, sondern auch darum, bei Diagnose, Therapie und Prävention (psycho)soziale Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Zu denken ist an Rollenbilder, kulturelle Normen und Lebensweisen, die Gesundheit und Krankheit ebenfalls beeinflussen und mit dem biologischen Geschlecht eng verknüpft sind.
Informationen zum Programm sowie den Link zum Online-Zugang finden Sie auf der Webseite der UMM unter https://www.umm.uni-heidelberg.de/fakultaet/gleichstellung/ (Anmeldung)