22.11.2024
Ein neues „EP Permed“ Projekt fokussiert sich auf die Heterogenität von Pankreaskarzinomen, um deren Diagnose und Behandlung zu verbessern
Das duktale Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse (PDAC) wird voraussichtlich bis 2040 die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache in Europa sein. Im Gegensatz zu anderen Krebserkrankungen haben sich die Überlebensraten bei Bauchspeicheldrüsenkrebs in den letzten 50 Jahren kaum verbessert, und ein durchschnittlicher Patient hat nach der Diagnose nur noch 8-10 Monate zu leben. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es keine wirksamen kombinatorischen Biomarker und Theranostika gibt, die auf die nicht-genetische Heterogenität des PDAC abzielen. Nun wird sich ein internationales Forschungskonsortium unter der Koordination von Michele Solimena vom Paul-Langerhans-Institut Dresden mit dieser Problematik befassen.
Das multidisziplinäre und internationale Projektteam umfasst neben Forschenden aus dem PLID Expert*innen aus Forschungseinrichtungen wie dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR), dem Europäischen Institut für Onkologie (IEO) in Mailand, dem Institut für Forschung und Biomedizin (IRB) sowie dem Vall d'Hebron Institute of Oncology (VHIO) in Barcelona und dem Krebsforschungszentrum von Marseille (INSERM U.1068). Das Team erhält über die Europäischen Partnerschaft für personalisierte Medizin (EP PerMed) fast zwei Millionen Euro für das Projekt „COMBAT-PDAC“, das darauf abzielt, kombinatorische Strategien zur gezielten Bekämpfung phänotypisch unterschiedlicher PDAC-Zellpopulationen in jedem Tumor zu entwickeln und zu validieren.
Pankreaskrebs (PDAC) ist eine hochaggressive und tödliche Erkrankung mit einer medianen Überlebensrate von weniger als 12 Monaten nach der Diagnose. Trotz bedeutender Fortschritte in der medizinischen Forschung und Behandlung hat sich die Überlebensrate für PDAC-Patienten in den letzten 50 Jahren nicht wesentlich verbessert. Einer der Hauptgründe dafür ist die große genetische Vielfalt innerhalb der Tumoren, die die Entwicklung wirksamer Therapien erschwert. Diese Vielfalt ist durch das Vorhandensein mehrerer Zellpopulationen mit unterschiedlichen genetischen und molekularen Profilen gekennzeichnet, was zu Behandlungsresistenz und Krankheitsprogression führt. Forscher haben versucht, PDAC-Tumore anhand ihrer molekularen Merkmale zu klassifizieren, aber diese Systeme haben ihre Grenzen und berücksichtigen nicht die natürliche Vielfalt des Tumors. „Viele Klassifizierungssysteme stützen sich beispielsweise auf transkriptomische Massendaten ganzer Tumore, die die zugrunde liegende Heterogenität des Tumors verschleiern können. Infolgedessen haben diese Systeme nur begrenzte klinische Aussagekraft und bieten kein umfassendes Verständnis der Tumorbiologie“, sagte Prof. Solimena. „Um die Behandlungsergebnisse zu verbessern, müssen unbedingt neue Ansätze und Biomarker entwickelt werden, die die dem Tumor innewohnende Heterogenität genau erfassen und berücksichtigen können. PDAC ist eine häufige Begleiterkrankung von Diabetes. Interessanterweise hat unsere Arbeit zur Biologie der pankreatischen Betazellen dazu geführt, dass wir zufällig einen potenziellen neuen Biomarker und ein Target für die Erkennung und Therapie von PDAC identifiziert haben.“
In den nächsten drei Jahren will das COMBAT-PDAC-Projekt diese Lücke schließen, indem es sich darauf konzentriert, das gesamte Spektrum der heterogenen Bauchspeicheldrüsenkrebszellen in einzelnen Tumoren zu verstehen und zu bekämpfen. Durch die Kombination verschiedener fortschrittlicher Methoden, wie z. B. einer eingehenden genetischen Analyse, datengestützter Erkenntnisse und innovativer Therapien, zu denen auch künstlich hergestellte Antikörper und künstlich hergestellte T-Lymphozyten (CAR-T-Zellen) gehören, wollen die COMBAT-PDAC-Wissenschaftler Wege finden, um die vielen Zelltypen innerhalb eines einzelnen Tumors wirksam zu bekämpfen. Zu den vielschichtigen Zielen des Projekts gehören die Identifizierung und Validierung spezifischer Marker, die helfen die verschiedenen Zelltypen in Bauchspeicheldrüsentumoren zu erkennen, die Entwicklung und Erprobung von Methoden, die speziell auf diese verschiedenen Zellen abzielen, und das Verständnis, wie diese Marker das Fortschreiten der Krankheit beeinflussen. Dieser umfassende Ansatz könnte neue Diagnosestrategien aufzeigen und den Weg für personalisierte Behandlungsmöglichkeiten ebnen.
„Durch diese Bemühungen hofft unser COMBAT-PDAC-Team, bahnbrechende Methoden zu entwickeln, die der Komplexität des Bauchspeicheldrüsenkrebses besser gerecht werden und die Überlebenschancen der Patienten verbessern können“, ergänzt Solimena abschließend.
Das neue COMBAT-PDAC-Projekt ging aus einem kleineren Anschubprojekt hervor, das vom Universitätsklinikum, der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden und dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf finanziert wurde und das die Verbindung zwischen Stoffwechsel- und Krebsforschung stärken sollte.