Teilprojekt A – Die Pflanzensammlungen der Herrnhuter Brüdergemeine
Projektleitung: | Dr. Sarah Wagner Professur für Botanik, Technische Universität Dresden |
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Weitere Mitarbeiter:innen: | Uta Koschmieder, Dr. Frank Müller, Dr. Lena Frenzke Professur für Botanik, Technische Universität Dresden |
Die Herrnhuter Brüdergemeine als globale missionarische Bewegung verdeutlicht die enge Verbindung von christlicher Mission und Kolonialismus. Als hervorragende Beobachter:innen waren ihre Mitglieder auch botanisch aktiv und hinterließen Florenwerke und Herbarbelege mit großer Bedeutung für die heutige Botanik. Am Beispiel erhaltener Belege im Herbarium der TU Dresden wird das Potenzial der Verknüpfung von Digitalisierung naturkundlicher Sammlungen mit kulturwissenschaftlicher Netzwerkanalyse zur Beantwortung aktueller Forschungsfragen im interdisziplinären Kontext des Sammlungswesens aufgezeigt und die universitäre Sammlung neuen Forschungsansätzen zugeführt.
Die älteste Naturaliensammlung der Herrnhuter Brüdergemeine entstand ab 1750 in Barby. Davon sind 1.260 Pflanzenbelege in Dresden erhalten. Sie wurden z. B. mit C. v. Linné bearbeitet und belegen zusammen mit Dubletten in anderen Herbarien die enge Vernetzung der Herrnhuter Naturkundler mit bedeutenden Gelehrten ihrer Zeit. Aus dem 19. Jahrhundert befinden sich weitere ca. 5.000 Belege mit Bezug zur Herrnhuter Brüdergemeine in Dresden.
Das Ziel des Projektes ist die Identifizierung und Erschließung dieser Belege und die Ermittlung der historischen Fundkontexte und Namen von Sammler:innen. Die digitale Darstellung des botanischen Netzwerkes mit Methoden der digital humanities sowie die Erstellung eines erweiterbaren digitalen Lexikons aller naturkundlich aktiven Personen der Herrnhuter Brüdergemeine wird anderen naturwissenschaftlichen Sammlungen als Grundlage für die Kontextualisierung ihrer Bestände dienen.
Als Projektergebnis werden zukünftig alle Forschungsdaten in relevanten botanischen Datenbanken verfügbar sein und die Grundlage bilden für die Rekonstruktion der Verbreitung von Pflanzenarten zur Zeit vor der der europäischen Industrialisierung. Veröffentlichungen in Fachzeitschriften sowie Fachvorträge vermitteln die Ergebnisse im Kontext der Botanik und in die Kulturwissenschaften. Ein weiteres Ziel besteht darin, die im Projekt erarbeiteten Methoden und Techniken der Sammlungserhaltung und des Sammlungsmanagements nach Projektende auf die gesamte Sammlung des Herbarium Dresdense zu übertragen.