10.03.2020
Dem Safran weiter auf der Spur
Safran ist mit einem Preis von bis zu 30 000 Euro pro Kilogramm das teuerste Gewürz der Welt. Er wird aus den Narben des Safrankrokus (lat. Crocus sativus) gewonnen. Im letzten Jahr war es den Biologen der Professur für Zell- und Molekularbiologie an der TU Dresden unter Leitung von Prof. Thomas Schmidt (†) gelungen, das Jahrhunderte alte Rätsel um die Herkunft des Safrankrokus zu lösen. Denn der Safrankrokus ist eine triploide Hybridart, ist steril und kann nicht gezüchtet werden. Alle weltweit kultivierten Pflanzen stammen aus Tochterzwiebeln. Mittels molekularen und cytogenetischen Methoden, konnte das Team um Prof. Schmidt (†) die Entstehung des Safran-Krokus erstmals nachvollziehen und so die Elternarten bestimmen. Der Safran-Krokus stammt demnach nur von einer Art ab, der Krokus-Wildart Crocus cartwrightianus, die in Griechenland vorkommt.
Durch Ansequenzierung des Safran-Krokus-Genoms und die vergleichende Chromosomenanalyse (Fluoreszenz-in situ-Hybridisierung, FISH) von verschiedenen Krokus-Arten konnten die Dresdner Biologen aufzeigen, dass Genome von zwei Individuen der Krokus-Wildart Crocus cartwrightianus verschmolzen sind, die auf chromosomaler Ebene leichte Unterschiede besitzen. So entstand der Safran-Krokus vor etwa 3000 Jahren.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen forscht das Dresdner Team auch nach dem tragischen Tod von Prof. Schmidt im Sommer vergangenen Jahres weiter am Safran-Krokus. Dr. Tony Heikam, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur, ist es gelungen, ein Teilprojekt im Rahmen des DFG-Programms "Sequencing Costs in Projects" für die TU Dresden einzuwerben. Zusammen mit den Partnern Dr. Frank Blattner (IPK Gatersleben) und Prof. Björn Usadel (RWTH Aachen und Forschungszentrum Jülich) wird sie als Principal Investigator für die kommenden drei Jahre am Safran-Krokus als Modell für die Epigenetik von Qualitätsmerkmalen und Umweltanpassungen forschen.
Denn seit der Entstehung des Safrankrokus, wird eine einzige klonale Linie in vielen Ländern und Klimabedingungen angebaut. Die Umweltanpassungen und Unterschiede in der Gewürzqualität des Safrans scheinen hauptsächlich auf epigenetischen Unterschieden, das heißt ohne Veränderung der Gene, zu beruhen.
„Wir wollen herausfinden, welche molekularen Prozesse dafür verantwortlich sind, dass der Safrankrokus identische Genome, aber weltweit unterschiedliche Eigenschaften aufweist,“ erläutert Dr. Heitkam und fährt fort: „Die Safrankultivierung ist somit ein einzigartiges Langzeitexperiment zur epigenetischen Differenzierung und Anpassung unter menschlicher Selektion.“
Kontakt:
Dr. Tony Heitkam
Professur für Zell- und Molekularbiologie der Pflanzen
Tel. +49 351 463-39593
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