18.04.2024
Prof. Klaus Reinhardt löst Rätsel um die „blutende“ Madonna von Ostro
Nachdem Augenzeugen im März eine rote Substanz auf den Köpfen einer Madonnenfigur mit Jesuskind auf dem Arm im sächsischen Ostro (Landkreis Bautzen) beobachtet hatten, ließ das Bistum Dresden-Meißen das Phänomen von dem Experten Klaus Reinhardt, Professor für Angewandte Zoologie der TU Dresden, wissenschaftlich untersuchen. Unter dem Mikroskop erkannte Reinhardt, dass es sich bei der Substanz um eine Ansammlung von Milben handelt. Eine exakte Bestimmung der Milbenart erweist sich aufgrund der Artenvielfalt jedoch als schwierig.
In einer Feldkapelle in Ostro war am 16. März 2024 auf den Köpfen einer Muttergottesfigur mit Jesuskind auf dem Arm von Augenzeugen eine rote Substanz beobachtet worden, die von den beiden Köpfen der Figur herunterzurinnen schien. Die Statue steht in einer Grotte aus Natursteinen hinter einem Gitter.
Unter den Gläubigen in der Region hat das Phänomen für beträchtliches Aufsehen gesorgt. »Aufnahmen waren in Social-Media-Berichten und Nachrichtenmeldungen verbreitet worden. Gläubige hatten sich zum Gebet vor der Marienstatue versammelt«, teilte das Bistum mit. Die katholische Kirche lasse aber bei der Bewertung anscheinend wundersamer Phänomene bewusst besondere Vorsicht walten und habe daher frühzeitig darum gebeten, von religiösen Interpretationen Abstand zu nehmen.
So entschied sich das Bistum eine Probe der Substanz von Prof. Klaus Reinhardt analysieren zu lassen. Bereits in ersten Mikroskopaufnahmen stellte sich heraus, dass es sich im vorliegenden Fall um eine kräftig blutrot gefärbte Milbenart handelt. „Bei steigenden Temperaturen ist es für manche Milbenarten durch typisch, dass sie auf höhergelegene Punkte klettern. Das könnte ein Grund für die Ansammlung der Milben auf den beiden Köpfen der Statue sein. Eine exakte Präzisierung der Milbenart dauert angesichts der enormen Artenvielfalt noch an. Zum einen müssen wir in Deutschland mit mehr als 2000 Arten rechnen und es kaum noch Spezialisten gibt, die diese Tiere bestimmen können. Zum anderen sehen sich äußerlich viele Arten sehr ähnlich, so dass wir versuchen, über DNA-Untersuchungen die Art näher zu bestimmen und so das Rätsel vollständig zu lösen“, erläutert der Zoologe.
Kontakt:
Prof. Dr. Klaus Reinhardt
Professur für Angewandte Zoologie
Tel. +49 351 463-39451
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