24.01.2023
Wenn Metalloxide fliegen könnten… - Nachruf auf Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Oppermann
Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Oppermann, langjähriger Inhaber der Professur für Anorganische Chemie II der TU Dresden, ist im Alter von 88 Jahren verstorben. Heinrich Oppermann gehörte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den weltweit führenden Wissenschaftlern, die sich mit der Kristallzüchtung anorganischer Materialien über Gasphasentransporte beschäftigten. Diese als Chemische Transportreaktion bezeichnete Methode beschreibt Reaktionen, bei denen feste, ansonsten nicht verdampfbare Stoffe in die Gasphase überführbar sind und anschließend kristallin abgeschieden werden können. Mit diesen Arbeiten hat Heinrich Oppermann insbesondere das Verständnis zu Kristallisationsbedingungen und Eigenschaften von Metalloxiden geprägt.
"Heinrich Oppermann gehörte zu den Chemikern, die mit ihren Arbeiten ein solides Fundament für die erfolgreiche Arbeit nachfolgender Generationen schufen. Sein Buch über Vanadiumoxide wurde zu einer unverzichtbaren Referenz unseres Sonderforschungsbereiches in Berlin (1999 - 2001) zur Struktur und Reaktivität von Übergangsmetall-Aggregaten, in dem die Vanadiumoxide der gemeinsame Nenner aller Teilprojekte waren.", würdigt Joachim Sauer von der Humboldt-Universität zu Berlin die Leistungen von Heinrich Oppermann.
Aufsehen erregte Heinrich Oppermann auch mit seinem Weltraumexperiment zum Kristallwachstum unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit, das 1978 während des Weltraumflugs von Sigmund Jähn, dem ersten Deutschen im All, durchgeführt wurde. In Würdigung seiner wissenschaftlichen Leistungen und für das stete Engagement um einen internationalen wissenschaftlichen Austausch erhielt Heinrich Oppermann 1998 die Ehrendoktorwürde der Russischen Akademie der Wissenschaften in Novosibirsk.
Heinrich Oppermann war stets ein überaus engagierter Hochschullehrer, der eine großen Zahl von Diplomanden und Doktoranden mit seiner wissenschaftlichen Expertise begleitete und sie mit großer Wertschätzung förderte. Unter seinen Schülern sind heute Wissenschaftler und Professoren, die das Forschungsgebiet für eine große Vielfalt von Stoffklassen weiterentwickeln und anwenden.
Freunde, Kollegen und zahlreiche akademische Weggefährten nehmen bewegt Abschied von Heinrich Oppermann.