11.05.2017; Vortrag
Ch.Spiering : Nymphen, Noten und Neutrinos
01067 Dresden
Neutrinos sind die exotischsten aller bekannten Elementarteilchen - und außerdem die einzigen Teilchen, in deren Zusammenhang mittlerweile vier Nobelpreise verliehen wurden. Nicht nur Physiker, sondern auch Schriftsteller, Musiker und Filmemacher fühlten sich durch diese „Geisterteilchen“ inspiriert.
Obwohl Neutrinos schon 1930 vorhergesagt wurden, gelang ihr Nachweis erst 1956. Niemand konnte damals ahnen, dass sie sich zu einzigartigen Boten kosmischer Ereignisse mausern würden, mit deren Hilfe man - anders als mit Licht, Radiowellen, Infrarot- oder Röntgen- Strahlung - Informationen aus dem Innern der Sonne oder aus der Umgebung schwarzer Löcher erhalten kann. Der Vortragende ist einer der leitenden Wissenschaftler des Neutrinoteleskops IceCube am geografischen Südpol. Er zeichnet das schillernde Porträt des Neutrinos, berichtet von der Arbeit am Südpol und erklärt die Ergebnisse von IceCube.
Christian Spierings Forschungsgebiet ist die Astroteilchenphysik, das Grenzgebiet zwischen Teilchenphysik, Astrophysik und Kosmologie. Seit den achtziger Jahren arbeitet er auf dem Gebiet der Neutrinoastronomie. Er war federführend an großen internationalen Neutrinoexperimenten beteiligt. Mit dem Neutrinoteleskop Ice Cube konnten Forscher 2013 die ersten Neutrinos aus kosmischen Beschleunigungsprozessen nachweisen. Spiering ist heute Koordinator des weltweiten Neutrinonetzwerkes GNN (Global Neutrino Network). Mitte April 2017 wurde er mit der prestigeträchtigen O'Ceallaigh-Medaille des Dublin Institute for Advanced Studies geehrt. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Spiering ist der erste deutsche Preisträger, der sich in diese Liste international anerkannter Wissenschaftler einreiht.