03.12.2019
Forschung: Korreliertes Quantentunneln magnetischer Monopole in Spin-Eis
Seltenerd-Magnete mit Pyrochlore-Gitterstruktur können "Spin-Eis" realisieren - dies ist ein Tieftemperatur-Regime, in dem sich die Ausrichtung der magnetischen Momente ähnlich zur Position der Protonen in H2O-Eis verhält. In diesem Regime existiert als Folge geometrischer Frustration keine konventionelle magnetische Ordnung; stattdessen ist der magnetische Zustand hochgradig entartet und nur durch die "Eis-Regeln" bestimmt: In jedem Tetraeder müssen zwei Spins nach innen und zwei nach außen zeigen (2in-2out). Tetraeder, die diese Regel verletzen, bilden lokale Defekte im Spin-Eis-Zustand und können als magnetische Monopole verstanden werden.
Während im klassischen Grenzfall diese Monopole im Tieftemperaturlimes lokalisiert sind, können sie sich durch quantenmechanische Tunnelprozesse bewegen. Wir haben diese Tunnelprozesse im Detail modelliert und einen fundamentalen Zusammenhang zwischen Spindynamik, Monopol-Anregungen und lokalen Spinkonfigurationen gefunden. Es ergeben sich eine bimodale Verteilung von Monopol-Hüpfraten, charakterisiert durch zwei verschiedene Zeitskalen, tfast and tslow . Unsere Theorie gilt sowohl für "klassische" Spin-Eis-Verbindungen wie Ho2Ti2O7 und Dy2Ti2O7 als auch für "Quanten"-Spin-Eis-Verbindungen wie Pr2Sn2O7 und Pr2Zr2O7 und macht konkrete Vorhersagen für Neutronenstreu-Experimente.
B. Tomasello, C. Castelnovo, R. Moessner, J. Quintanilla,
Correlated quantum tunneling of monopoles in spin ice,
Phys. Rev. Lett. 123, 067204 (2019) (arXiv)