Phonagnosie
Wodurch wird Phonagnosie verursacht?
Wie fühlt es sich an phonagnosisch zu sein?
Haben Sie Interesse am Thema Phonagnosie?
Online-Test zur Stimmerkennung
Wie gut sind Sie im Erkennen von Stimmen? Testen Sie Ihre Fähigkeiten in der Stimmerkennung in nur 20 Minuten. Alles was Sie benötigen sind Kopfhörer oder Lautsprecher und eine ruhige Umgebung.
Klicken Sie hier, um den Test zu starten.
Was ist Phonagnosie?
Das Wort Phonagnosie stammt aus dem Griechischen: „Agnosie“ bedeutet das „Nicht-Erkennen“ und „Phon“ bedeutet die „Stimme“. Personen mit Phonagnosie haben Schwierigkeiten, bekannte Personen an der Stimme zu erkennen.
Wodurch wird Phonagnosie verursacht?
Bis zum heutigen Zeitpunkt ist die Phonagnosie wissenschaftlich kaum untersucht.
Bis vor kurzem waren Fälle von Phonagnosie ausschließlich als Folge von Hirnschädigungen bekannt, wie sie beispielsweise durch Schlaganfälle entstehen können – die erworbene Phonagnosie.
Phonagnosie kann jedoch auch angeboren auftreten – die angeborene Phonagnosie. Die sonst vollkommen gesunden Betroffenen haben ausschließlich Schwierigkeiten bei der Stimmerkennung. Dahingegen erkennen sie problemlos, ob der Sprecher männlich oder weiblich ist und was er sagt. Auch Gefühlsausdrücke in der Stimme können normal wahrgenommen werden, beispielsweise ob der Sprecher fröhlich oder traurig ist. Weiterhin bereitet ihnen die Personenerkennung anhand des Gesichts oder des Namens keine Schwierigkeiten.
Die Ursachen der angeborenen Phonagnosie sind bis heute nicht erforscht, werden jedoch vermutet, genetisch bedingt zu sein.
Wie fühlt es sich an phonagnosisch zu sein?
Stellen Sie sich beispielsweise vor, es ruft Sie jemand am Telefon an und Sie haben den Namen vorher nicht auf dem Display gelesen. Obwohl der Anrufer Sie sehr gut zu kennen scheint, können Sie ihn nicht identifizieren. Erst langsam im Laufe des Gesprächs stellen Sie fest, dass der Anrufer Ihr eigener Sohn ist.
Bisher sind nur Berichte von insgesamt drei Personen mit angeborenen Schwierigkeiten in der Stimmerkennung bekannt. Im Jahr 2009 wurde von einer 60-jährige Managementberaterin berichtet, die angeborene Schwierigkeiten bei der Stimmerkennung hat. Beispielsweise erkannte sie die Stimme ihrer eigenen Tochter nicht am Telefon. Sie zeigte jedoch auch Schwierigkeiten bei der Spracherkennung. Kürzlich haben die Forscher um Katharina von Kriegstein über ihren Online-Test zwei Phonagnosiker ausfindig gemacht und ihre Verhaltensmuster detailliert untersucht.
„AS“, ein 32-jährige Frau mit erfolgreich abgeschlossenem Hochschulstudium, und „SP“, ein 32-jähriger Doktorand, berichten beide von angeborenen Problemen bei der Stimmerkennung. So kann AS die Stimme ihrer Tochter, wenn sie im Nebenraum mit einer Freundin spielt, nicht erkennen. SP ist sich seines Stimmerkennungsdefizits beim Fernsehen bewusst geworden. Im Gegensatz zu einem Freund, ist ihm der Synchronsprecherwechsel eines Hauptcharakters seiner Lieblingsserie nicht aufgefallen. Darüber hinaus berichten Betroffene über verschiedene Strategien und Tricks, die ihnen helfen, mit ihrer Wahrnehmungsstörung zu leben. Beispielsweise achten sie bei einem Telefonanruf verstärkt darauf, ob der Sprecher einen Dialekt hat oder bestimmte Redensarten benutzt (z.B. typischerweise ‚Moin‘ anstatt ‚Hallo‘ sagt). Auch ein spezielles Lachen kann die Identität des Anrufers verraten. Trotz aller Tricks kommt es immer wieder zu Situationen, in denen die Betroffenen durch ihre Phonagnosie peinliche Momente erleben.
Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, das Phänomen der Phonagnosie weiter bekannt zu machen. Denn Betroffenen hilft es schon alleine zu wissen, dass es Phonagnosie überhaupt gibt und dass daran geforscht wird.
Haben Sie Interesse an dem Thema Phonagnosie?
Wir freuen uns über eine E-Mail: phonagnosie@tu-dresden.de
Literatur
1. Roswandowitz, C., Mathias, S. R., Hintz, F., Kreitewolf, J., Schelinski, S., & von Kriegstein, K. (2014). Two cases of selective developmental voice-recognition impairments. Curr Biol, 24(19), 2348-2353. doi:10.1016/j.cub.2014.08.048
2. Roswandowitz, C., Schelinski, S., & von Kriegstein, K. (2017). Developmental phonagnosia: Linking neural mechanisms with the behavioural phenotype. Neuroimage, 155, 97-112. doi:10.1016/j.neuroimage.2017.02.064
3. Garrido, L., Eisner, F., McGettigan, C., Stewart, L., Sauter, D., Hanley, J. R., Schweinberger, S. R., Warren, J. D., & Duchaine, B. (2009). Developmental phonagnosia: a selective deficit of vocal identity recognition. Neuropsychologia, 47(1), 123-131. doi:10.1016/j.neuropsychologia.2008.08.003