11.08.2025
„Alle müssen sich bewegen“
Dagmar Möbius
Clara Hartung ist seit einem Jahr Koordinatorin für ein visionäres Vorhaben. Aber noch ist der TUD | Campus Lausitz nicht der eine Ort, den man besuchen könnte. Vielmehr ist er als Dachmarke für den Strukturwandel in der Lausitz zu verstehen. Dafür sind viel Koordination und Kommunikation erforderlich.
Genau das Richtige für die Expertin für Regionalentwicklung. Nach ihrem Bachelor in Betriebswirtschaftslehre zog Clara Hartung in die Oberlausitz, um am Internationalen Hochschulinstitut (IHI) Zittau den Master Internationales Management zu absolvieren. Zu den „spannenden Erlebnissen, die man haben kann“, zählte für die Berlinerin das Wohnen in einer Gründerzeitvilla mit 18 Leuten. In ihrer Masterarbeit beschäftigte sie sich mit Gründungsverhalten im ländlichen Raum. Auch danach blieb sie der Region treu und arbeitete vier Jahre für eine Entwicklungsgesellschaft im Landkreis Görlitz. Als sie die Stellenausschreibung der TU Dresden für ihre jetzige Position las, war klar: „Hier kann ich weiter gestalten.“

Die TU Dresden engagiert sich aktiv in der Lausitz und arbeitet an verschiedenen Projekten, um den Strukturwandel zu unterstützen.
Herausforderungen des Strukturwandels
Dass in der Lausitz keine Kohle mehr gefördert wird, ist nicht der einzige Aspekt des Strukturwandels. Demographischer Wandel, Klimakrise, knappe natürliche Ressourcen und der sich verschärfende Fachkräftemangel sind nur einige weitere Herausforderungen. Diesen will sich der TUD | Campus Lausitz stellen. Forschungsaktivitäten werden gebündelt, um die Region gemeinsam mit Wirtschaft, Gesellschaft und Politik attraktiv, ganzheitlich und zukunftsfähig zu entwickeln.
Fünf große Themen, vier Standorte
Fünf Themenschwerpunkte umfasst das breite Spektrum derzeit:
- Digitalisierung
- Mobilität
- Kreislaufwirtschaft
- Energie und
- gesellschaftlicher Wandel.
Der TUD | Campus Lausitz wird perspektivisch an (mindestens) vier Standorten vertreten sein:
- in Zittau mit dem IHI und seinen fünf Masterstudiengängen
- in Görlitz mit dem Deutschen Zentrum für Astrophysik (DZA) (separaten Artikel bitte verlinken) und dem Construction Future Lab (CFLab)
- in Hoyerswerda mit dem Forschungszentrum für Kreislaufwirtschaft (CircEcon), dem Smart Mobility Lab (SML) und dem Referenzkraftwerk Lausitz (RefLau) sowie
- in Bautzen (Living Art of Building), wo es um nachhaltige Baumaterialien gehen wird.
Eine stetig aktualisierte interaktive Karte der Projekte gibt es hier,
Bewegen für multizentrischen Campus
„Der TUD | Campus Lausitz ist ein multizentrischer Campus und erstreckt sich über die ganze sächsische Lausitz. Dadurch können wir direkt an den Herausforderungen ansetzen und die Region ganzheitlich weiterentwickeln“, sagt Clara Hartung, die in einem Büro auf dem TUD-Campus in Dresden arbeitet. Sie koordiniert die zahlreichen Projekte und tauscht sich mit den Kommunen aus. „Innovation und Daseinsvorsorge müssen Hand in Hand gehen. Wir müssen beides in Abstimmung weiterentwickeln, damit eine erfolgreiche Regionalentwicklung in der Lausitz gelingt“, erklärt sie. „Die Leute kommen nicht nur für attraktive Arbeitsplätze. Das ist allen bewusst.“ Auch: „Alle müssen sich bewegen.“ Dass etwas passiert und Perspektiven entstehen, erfreue regional Verantwortliche. Zudem gehe es darum, Doppelstrukturen zu vermeiden.
Tagung Transformationswissen im November 2025
Welche Rolle hat die Wissenschaft als Akteur in den Transformationsprozessen der letzten Jahre/Jahrzehnte gespielt? Welche Felder und Nützlichkeitsannahmen strukturieren den gesellschaftlichen Gebrauch von Wissen, wozu gibt es eine gesellschaftliche Nachfrage/ wozu nicht - welche Differenzierungen zeigen sich etwa zw. Politik, Planung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Kunst, Wissenschaft? Wie gelangt welches wissenschaftliche Wissen in die Gesellschaft und wie und anhand von welchen Mechanismen wirkt es dort?
Das sind nur einige von zahlreichen Fragen, der sich eine zweitägige Konferenz Anfang November 2025 in Zittau widmen wird. Veranstaltungstitel: „Transformationswissen als Problemfeld gesellschaftlichen Wandels: Theorie und regionale Praxis“. Clara Hartung hat das Panel „Wissen(schaft)sregion Lausitz: Wissenschaft zwischen Regionalentwicklung und internationalem Wettbewerb“ mitorganisiert. Neben einer Keynote und weiteren Panels stehen Exkursionen und intensiver Austausch auf der Agenda.
Kontakt:
Clara Hartung
Koordinatorin TUD | Campus Lausitz