Apr 28, 2020
Enge Zusammenarbeit und Mut für neue Wege
Wie ZiLL und ZIH den Digitalisierungsschub an der TUD unterstützen
Seit mehreren Wochen läuft aufgrund der Corona-Pandemie das erste weitgehend digitale Semester an der TU Dresden. Mit Kreativität und Engagement wurden binnen kurzer Zeit vorhandene digitale Konzepte weiterentwickelt und viele neue virtuelle Formate erstellt. Für die notwendige technische, organisatorische und inhaltliche Unterstützung sorgen insbesondere zwei zentrale Einrichtungen der TU Dresden: das Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen (ZIH) und das Zentrum für interdisziplinäres Lernen und Lehren, kurz ZiLL. Mit vielen Partnern arbeiteten die Mitarbeiter dieser beiden Einrichtungen daran, den digitalen Semesterbeginn am 6. April zu ermöglichen.
Spätestens als die TU Dresden Mitte März in den Notbetrieb ging, war klar, dass der Start ins Sommersemester nicht im üblichen Präsenzbetrieb ablaufen würde. »Wir mussten gefühlt über Nacht Hilfspakete für die Lehrenden schnüren, Handlungsanleitungen und Tutorials erstellen und vor allem gebündelt kommunizieren, was es an Möglichkeiten und Unterstützungsangeboten gibt«, erzählt Henriette Greulich, Leiterin des ZiLL. Dazu kamen zahlreiche Beratungsangebote, um den Lehrern bei Sorgen und Nöten schnell unter die Arme zu greifen. Diese Mammutaufgabe mussten und müssen die Mitarbeiter des ZiLL unter den nicht immer einfachen Homeoffice-Bedingungen stemmen. Es gelang, weil auch aus anderen Teilen der Universität, wie dem Zentrum für Weiterbildung, personelle Unterstützung kam. »Außerdem mussten wir zum Glück nicht bei Null anfangen«, sagt Ulrike Schirwitz, die sich im ZiLL um E-Learning kümmert. »Wir hatten die Plattform OPAL als zentralen Kommunikationspunkt von Lehrenden und Studierenden, die E-Learning-Beauftragten der einzelnen Fakultäten und einige digital versierte Dozenten als kompetente Ansprechpartner. Dazu jahrelange Erfahrungen mit E-Learning-Formaten und eine gute technische Infrastruktur. Eine große Fehlstelle waren allerdings Tools für Videokonferenzen «, sagt Schirwitz.
Hier kam der zweite Glücksumstand zum Tragen: eine sehr gut funktionierende Zusammenarbeit des ZiLL mit den technischen Experten vom ZIH, ohne die vieles nicht möglich gewesen wäre, wie sowohl Henriette Greulich als auch Daniel Hackenberg, stellvertretender Direktor des ZIH, betonen. Innerhalb von einer Woche analysierte das ZIH gemeinsam mit dem ZiLL und dem Sachgebiet Informationssicherheit die Anforderungen an Videokonferenzdienste für die Universität, erstellte einen Leistungskatalog, erwarb und verteilte Lizenzen. »Zum Semesterstart hatten wir vier Dienste in Betrieb, die sowohl für kleine als auch große Gruppen mit hunderten Teilnehmern funktionieren «, erklärt Daniel Hackenberg. Um den mit Anfragen überhäuften Service Desk des ZIH entlasten zu können, wurde durch die Technikexperten ein Buchungssystem im Self-Service-Portal bereitgestellt, mit dem die Nutzer ihre Konferenzen selbst einberufen können. Für die Beratungshotlines von Service Desk, ServiceCenterStudium und Gesundheitsdienst richteten sie sogenannte »Softphones« ein – Telefone, die über die Computer zu Hause laufen können. Auch die Arbeit des ZIH läuft derzeit vorrangig übers Homeoffice. »Von über 170 Mitarbeitern sind nur fünf Personen regelmäßig für Rundgänge vor Ort, um die über 1500 Quadratmeter Rechnerraumfläche zu kontrollieren«, erklärt Daniel Hackenberg. »Die stabile Infrastruktur, von der jetzt alle – also Lehrende, Studierende, Forscher und die Verwaltung – profitieren, wäre ohne den Umzug ins Rechenzentrum des Lehmann-Zentrums und die jahrelange Überzeugungsarbeit, möglichst viele Server der Universität virtualisiert auf zentralen Ressourcen zu bündeln, unmöglich gewesen«, fügt er hinzu.
Allerdings zeichnen sich künftige Herausforderungen bereits ab. »Es werden nur einige Dienste, z. B. die PC-Pools, weniger genutzt. Der überwiegende Teil, wie das Hochleistungsrechnen, wird unverändert nachgefragt. Andere Dienste, wie VPN, Videokonferenzen und Unterstützung bei der digitalen Lehre erleben einen nie dagewesenen Nutzeransturm und erfordern dadurch eine erheblich größere Betreuung«, sagt Hackenberg, der zudem mit Sorge auf den Rückstau blickt. »Unsere derzeitige Geschwindigkeit erreichen wir nur durch kreative, aber nicht immer nachhaltige Improvisation, da bleiben viele Hausaufgaben offen.«
Henriette Greulich, die sich über den großen Schub für die digitale Lehre freut, denkt ebenfalls über die Zeit nach der Krise nach. »An der TUD geht es in normalen Zeiten nicht darum, die Präsenzlehre durch digitale Formate zu ersetzen, sondern sie sinnvoll zu ergänzen. Für mich stellt sich daher die Frage, was wir als Universität in Zukunft auf diesem Gebiet anbieten wollen.« Sie könnte sich vorstellen, dass die Dozenten dafür Experten an die Seite gestellt bekommen, die sie bei ihren Lehrformen mediendidaktisch und technisch unterstützen. »Ich sehe großes Potenzial und Mut für neue Wege, jetzt wo viele die erste Hürde gemeistert haben. Das würden wir gern vertiefen«, sagt sie.
Anne Vetter
Wer mehr über digitale Lehre erfahren will:
Unter dem Hashtag #TUDDigital stellt die TU Dresden auf ihren Social Media Kanälen seit Mitte April regelmäßig innovative Ideen von Lehrkräften und Studenten vor.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 8/2020 vom 28. April 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.