10.06.2015
Störfälle sind Lehrfälle
Terroranschläge, Amokläufe, Unfälle oder neuartige Krankheitsbilder – um Katastrophen und Ereignisse, die den Alltag stören und unterbrechen, formieren sich Erzählungen, die eine Gesellschaft nicht nur verunsichern, sondern im Gegenteil auch stabilisieren. Solche „Imaginationen der Störung“ stehen im Mittelpunkt einer internationalen Tagung, die der TUD-Medienwissenschaftler Prof. Dr. Lars Koch vom 18. bis 20. Juni 2015 in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) zusammen mit Prof. Elisabeth Bronfen aus Zürich organisiert. Lars Koch leitet das Forschungsprojekt „The Principle of Disruption“, das vom Europäischen Forschungsrat (ERC) gefördert wird. Er ist zudem einer der neun Open Topic Tenure Track-Professoren, die im Rahmen der Exzellenzinitiative für unkonventionelle Forschungsansätze an die Technische Universität Dresden berufen wurden.
Die Dresdner Tagung „Imaginationen der Störung“ widmet sich der Frage, inwieweit Störungen helfen, Vergangenes besser einzuordnen oder auf Künftiges vorzubereiten. Durch die interdisziplinäre Ausrichtung zwischen Literatur- und Medienwissenschaft, Wissensgeschichte und (Kultur-)Soziologie wird das Potenzial von Literatur und Musik, Film und TV-Serie sowie theoretischer Figuren der Wissenschaftsgeschichte für die Wahrnehmung, Verarbeitung und Erwartung von Störungen ausgelotet. Denn imaginäre wie auch faktische Störfälle können politische und soziokulturelle Kohärenz stiften, indem sie in den Erzählungen der Gesellschaft wieder aufgenommen und integriert werden. So reflektiert etwa die aktuelle Quality-TV-Serie Homeland nicht nur den „War on Terror“, sondern prägt zugleich grundlegend unsere Vorstellungen von terroristischer Bedrohung und den Mitteln, diese abzuwehren (z.B. durch neue Techniken der Überwachung und Kriegsführung).
Ein Höhepunkt der Veranstaltung ist der Abendvortrag des britischen Autors Tom McCarthy, der derzeit als DER britische Autor gilt, am 19. Juni 2015 um 18 Uhr, der von literarischen Auseinandersetzungen mit „Störfällen“ von Stéphane Mallarmé bis Thomas Pynchon handeln wird. Dieser Vortrag findet in englischer Sprache statt.
Der britische Autor Tom McCarthy. (Foto: Eugenie Dolberg)
Weitere Informationen unter:
https://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_sprach_literatur_und_kulturwissenschaften/germanistik/mwndl/termine/imaginationen_stoerung
Informationen für Journalisten:
Professor für Medienwissenschaft und Neuere deutsche Literatur
Prof. Lars Koch
Tel.: 0351 463-43236