13.10.2025
Phänomene der Komplexitätsforschung anschaulich vermitteln: Dirk Brockmann erhält Auszeichnung der International Society for Artificial Life
Prof. Dirk Brockmann, Direktor des Centers Synergy of Systems (SynoSys) an der Technischen Universität Dresden (TUD), hat den Education and Outreach Award der International Society for Artificial Life (ISAL) erhalten. Die Auszeichnung würdigt sein Projekt „Complexity Explorables“. Mit der interaktiven Online-Sammlung lassen sich Phänomene der Komplexitätsforschung z. B. Verkehrsstaus und Herdenimmunität anschaulich nachvollziehen. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Konferenz ALIFE 2025 in Kyoto statt.
Von Biologie, Physik und Mathematik bis zu Epidemiologie, Sozial- und Neurowissenschaften: Das Projekt „Complexity Explorables“ von Prof. Dirk Brockmann umfasst inzwischen fast 50 Modelle der Komplexitätsforschung. Nutzerinnen und Nutzer erhalten hierfür auf der Webseite eine kurze Einführung mit einer dynamischen Simulation und können die Modelle daraufhin selbst steuern. So lassen sich Phänomene wie Schwarmverhalten oder Filterblasen in sozialen Netzwerken anschaulich nachvollziehen.
„Die größte kommunikative Herausforderung in der Komplexitätsforschung ist, dass die Modelle sehr voraussetzungsreich sind. Mit den Explorables möchte ich diese Barrieren auflösen und Menschen ermöglichen, komplexe Systeme durch direkte Interaktion zu erleben“, beschreibt Brockmann seine Motivation. Ziel der Plattform ist es daher, wissenschaftliche Modelle ohne mathematische Hürden erfahrbar zu machen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu gestalten.
Seit ihrem Start 2017 werden die „Complexity Explorables“ weltweit genutzt, beispielsweise in Hochschulen wie dem Santa Fe Institute (USA) oder dem Complexity Science Hub Wien. Sie kommen aber auch im Schulunterricht und in populärwissenschaftlichen Formaten zum Einsatz.
Die Preise der International Society for Artificial Life zeichnen herausragende Beiträge zur Artificial-Life-Forschung aus. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden in einem offenen Nominierungsverfahren vorgeschlagen und von internationalen Fachgremien ausgewählt. Die Jury würdigte bei Dirk Brockmann: „Diese Website ist voller interessanter und ansprechender Lehrmaterialien zu verschiedenen Teilbereichen des Artificial Life. Sie ist sichtbar ausgereift und professionell gestaltet und es wäre wertvoll, wenn mehr Mitglieder der ALife-Community davon wüssten“.
Mit der Auszeichnung wird auch sichtbar, wie eng Brockmanns Arbeit am Center Synergy of Systems mit innovativer Wissenschaftskommunikation verbunden ist. SynoSys, das er 2023 an der TUD gegründet hat, entwickelt transdisziplinäre Ansätze in Network Science, Data Science, Digital Science und Citizen Science, um komplexe Phänomene an den Schnittstellen zwischen Biomedizin, Sozial- und Lebenswissenschaften zu erforschen. Im Fokus stehen dynamische Themen wie Pandemien, chronische Krankheiten, mentale Gesundheit oder Planetary Health. SynoSys versteht sich dabei nicht nur als Thinktank, sondern auch als „Link-Tank“, der jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Räume für Austausch, Kooperation und neue Perspektiven in der Komplexitätsforschung eröffnet.