17.04.2023
Lehramtsstudium: Einführung eines Zeitfenstermodells soll Studiumsverlauf deutlich verbessern
Die Lehrkräfteausbildung ist aufgrund der zahlreichen möglichen Fächerkombinationen hoch komplex. Allein an der TU Dresden gibt es über 300 Fächerkombinationen. Dies führt in der Praxis immer wieder zu Überschneidungen von Lehrveranstaltungen, was unter Umständen zur Folge hat, dass sich die Studiendauer verlängert, da Veranstaltungen nicht wie geplant besucht werden können, oder, im schlimmsten Fall, zum Studienabbruch. In einer Umfrage des Zentrums für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB) der TU Dresden im Sommer 2021 bekräftigen die Studierenden die Dringlichkeit, hier eine Lösung zu finden. 80 Prozent der Befragten gaben an, von Überschneidungen im Studium betroffen zu sein, davon 45 Prozent sogar häufig bis sehr häufig.
In seiner Sitzung am 12. April hat der Senat der TU Dresden nun die Einführung eines Zeitfenstermodells zur sogenannten überschneidungsfreien Planung der Lehre in den Lehramtsstudiengängen zum Wintersemester 2023/24 beschlossen. Dem Beschluss waren sieben Jahre gründliche Befassung mit Ansätzen zur überschneidungsfreien Planung an Hochschulen im Rahmen des Projektes „Synergetische Lehrerbildung“ (TUD-Sylber) vorausgegangen, das von Bund und Ländern im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung gefördert wird. Die Eckpunkte für das Modell wurden dabei in enger Zusammenarbeit mit der Hochschulleitung, den Fakultäten, den Stunden- und Raumplaner:innen und der Zentralen Universitätsverwaltung erarbeitet.
Allein mit besseren Abstimmungen zwischen den Stundenplaner:innen der 17 Fakultäten ließen sich die Überschneidungen nicht vermeiden. Dafür sind komplexe, mathematische Ansätze in der Lehrveranstaltungsplanung, wie Zeitfenstermodelle, erforderlich, mit denen andere Hochschulen bereits sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Mit der Erstellung des Modells beauftragte die TU Dresden Prof. Alexander Kreuzer, Mathematikprofessor an der Universität Hamburg. Sein Lösungsansatz vereint eine Mischung aus konkreten Zeitvorgaben und möglichen Spielräumen, die die Planer:innen individuell nutzen können. Die Fächer wurden in Fächergruppen eingeteilt und jede Gruppe erhält Kern- und Wahlzeiten, die frei beplant werden können.
In Zusammenarbeit Prof. Kreuzer schnitt das Team Studienbüro Lehramt in einem zweiten Schritt das Modell auf die Bedürfnisse der TU Dresden zu. Dazu zählen die Berücksichtigung von Labor- und Werkstattzeiten, Zeiten für studienjahresübergreifende Veranstaltungen, Studientage von Seiteneinsteiger:innen sowie Zeiten für Gremien und individuelle Bedürfnisse der Fächer. Erreicht wurde ein Modell, das bei entsprechender Planung, eine hundertprozentige Überschneidungsfreiheit im Lehramt an Grundschulen ermöglicht. In den Lehrämtern für Oberschulen und Gymnasien sowie den berufsbildenden Schulen liegt die Quote bei gut über 90 Prozent.
Nun muss sich das Modell in der Praxis bewähren. Auch wenn viele bestehende Zeiten in der Erarbeitung des Modells berücksichtigt werden konnten, wird dessen Einführung zunächst zu Umstellungen führen. Langfristig schafft es jedoch mehr Planbarkeit und, so die Hoffnung aller Beteiligten, auch bessere Studienbedingungen für die 4.000 Lehramtsstudierenden an der TU Dresden.
Ansprechpersonen und weitere Informationen:
TUD-Sylber Teilprojekt 2: Überschneidungsfreiheit und Studierendenkommunikation
Kontakt:
Christine Hähniche
Lehrveranstaltungsmanagerin/Betreuerin Ergänzungsstudien
Zentrum für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB)
Tel.: +49 351 463-35171