Per Standleitung immer mit dem Arzt verbunden
Neues Telemedizin-Projekt soll in drei Jahren sachsenweit Realität werden
Anna Fejdasz
Diabetes, Herzschwäche, Multiple Sklerose – eine chronische Erkrankung heißt in aller Regel, die Patienten verbringen viel Zeit beim Arzt – zu viel. Eine schnelle Meinung, jetzt gleich in den eigenen vier Wänden, das wäre eine gute Entscheidungshilfe.
Im eigenen Schlaf- oder Badezimmer die Durchblutung, Sauerstoffsättigung, Atemfrequenz und Atemtiefe kontaktlos zu messen, also in vertrauter Umgebung klinisch hochvalide Daten schnell und einwandfrei zu erheben, das ist die greifbare Idee. Bereits in drei Jahren soll sie in Sachsen Realität werden. Elektrotechniker, Mediziner und Wirtschaftsinformatiker der TU Dresden bündeln im Rahmen des neuen Telemedizin-Projektes ihre Expertise, um innovative Systeme und Verfahren zum hausärztlichen Patientenmonitoring zu entwickeln.
»Die Verlagerung der medizinischen Versorgung in den häuslichen Bereich ist eine wachsende Tendenz, die einerseits dem Patientenwunsch entspricht und andererseits eine Reaktion auf die demografischen Veränderungen und den wachsenden Kostendruck ist«, begründet Prof. Hagen Malberg, Direktor des Institutes für Biomedizinische Technik der TU Dresden, die Motivation der vielen Projektpartner. »Dresden kann Vorreiter für außerklinische Medizintechnik werden. Wir haben in Sachsen genau die Kompetenzen, die wir dafür benötigen.«
Die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, Barbara Klepsch, überreichte zum Auftakt am 21. September 2018 den entsprechenden Fördermittelbescheid. »Mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen eröffnen sich auch für die Behandlung chronisch kranker Menschen neue Möglichkeiten«, betont die Staatsministerin.
Zunächst wird im Projekt »Häusliche Gesundheitsstation« eine neuartige medizinische Messtechnik entwickelt. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Bedienfreundlichkeit für die Patienten. Prof. Hagen Malberg sagt dazu: »Uns geht es tatsächlich um eine neue Generation von Medizintechnik, die Barrieren auf der Nutzerseite verringert und damit von den Patienten auch gern eingesetzt wird und nicht wie ein Hometrainer nach drei Wochen in der Ecke verstaubt.« Die Ergebnisse des Projektes sollen in bereits am Markt bestehende, bewährte Smart-Home-Lösungen eingebaut werden. Genau deshalb sind auch Industriepartner wie Jendrzik Haustechnik in das Projekt integriert.
Im zweiten Projektteil, der federführend bei Prof. Jochen Schmitt, Direktor des Zentrums für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung und Prof. Werner Esswein, Inhaber der Professur für Wirtschaftsinformatik, liegt, wird für weitere Telemedizinprojekte in Sachsen ein Evaluierungstool entwickelt. Dieses soll objektive Vergleichsstandards, also eine Art TÜV für telemedizinische Lösungen bieten, die für die Auswahl und Umsetzung von diesen essentiell sind.
Das Projekt »Häusliche Gesundheitsstation« läuft über drei Jahre und wird mit über insgesamt 1,4 Millionen Euro gefördert. Die Mittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Weitere Informationen: https://tu-dresden.de/et/ibmt
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 15/2018 vom 2. Oktober 2018 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.