Gemeinsame Potenziale nutzen und an einem Strang ziehen
Nationale Kooperationen bereichern das Lehr- und Forschungsprofil der TUD
Beate Diederichs
Man arbeitet ähnlich, verfolgt ähnliche Ziele und stellt sich ähnlichen Herausforderungen. Was liegt also näher, als sich gegenseitig zu unterstützen? Daher kooperiert die TU Dresden mit mehreren anderen Hochschulen – auf Bundes- und auf städtischer Ebene.
Vor über zehn Jahren sorgte die Bologna-Reform dafür, dass auch an den Technischen Universitäten Deutschlands die Bachelor- und Masterstudiengänge eingeführt wurden. Dafür gingen fast überall die Diplomstudiengänge verloren. Daran gab es Kritik, galt doch das deutsche Ingenieurdiplom gewissermaßen als Qualitätssiegel. »Damals stellten mehrere große Technische Universitäten fest: Es ist sinnvoll, wenn sie nach außen geschlossen auftreten und gemeinsam für ihre Interessen kämpfen. So gründete sich 2006 »TU9«, die Allianz führender Technischer Universitäten. Die TU Dresden ist Gründungsmitglied«, sagt Dr. Nicole Saverschek, Geschäftsführerin von TU9. Zum Verbund gehören außerdem unter anderem die TU Berlin, die Universität Stuttgart und die TU München. Im Berliner Büro von Nicole Saverschek und ihren Mitarbeitern laufen die Fäden der Kooperation zusammen. Die neun Institutionen erarbeiten und vertreten gemeinsame Grundsätze zu hochschulpolitischen Themen, präsentieren sich gemeinsam auf der Homepage oder auf Bildungsmessen und führen gemeinsame Projekte durch, wie die TU-9-ING-Woche, eine Probestudienwoche für Schüler Deutscher Auslandsschulen, die TU-9-BIT Summer School am Beijing Institute of Technology oder MOOC@TU 9, eine englischsprachige Online-Ringvorlesung. Auch die zweijährige Acatech-Studie gehört dazu, in der die Universitäten umfangreiche Datenanalysen durchführten, um neue Erkenntnisse über Anzahl und Gründe von Studien-abbrüchen in den Ingenieurwissenschaften zu gewinnen. »Die TU Dresden ist an allen diesen Projekten beteiligt«, betont Nicole Saverschek. Dabei tritt die TUD auch als Konferenzort auf: Mitte Juni fand die Klausurtagung der TU9 in Dresden statt. Die Deutsch-Koreanische Wissenschaftskonferenz, die jeweils in Kooperation mit einer TU-9-Universität aller zwei Jahre in Deutschland stattfindet, war 2016 in Dresden zu erleben.
Dass es oft etwas bringt, wenn die großen Neun hochschulpolitisch an einem Strang ziehen, kann man beim Thema »Promotionen in Kooperation mit der Wirtschaft« erkennen. »Promotionen in Zusammenarbeit mit Unternehmen sind insbesondere bei den Ingenieurwissenschaften für Nachwuchswissenschaftler eine spannende Bereicherung. Es muss in der Kommunikation jedoch stets klar sein, dass bei einer Promotion die Universität im Fahrersitz ist«, sagt Nicole Saverschek.
Innerhalb Dresdens arbeitet die TUD mit 27 Partnereinrichtungen zusammen, von der SLUB über die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und das Deutsche Hygiene-Museum Dresden bis zu mehreren Instituten. Dieser Verbund heißt DRESDEN-concept. Dazu gehören auch die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden und die Hochschule für Bildende Künste (HfBK). »Zwischen TUD und HTW Dresden gibt es seit 2012 einen Kooperationsvertrag«, berichtet Sonja Piotrowski, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit bei DRESDEN-concept. Dieser betrifft vor allem die Fakultäten für Mathematik und Informatik der beiden Hochschulen. Sie bieten zum Beispiel einen gemeinsamen Abschluss mit Lehrveranstaltungen an beiden Einrichtungen an. Wer promovieren möchte, kann das bei einem Betreuerteam aus TUD und HTW Dresden tun. Hochqualifizierte HTW-Absolventen können an der TUD promovieren. Es gibt gegenseitige Gasthörerschaften. Außerdem vertreten sich Hochschullehrer der TUD und der HTW Dresden gegenseitig, wenn jemand länger ausfällt. Studenten und Dozenten können auf Fachbereiche zurückgreifen, die die eigene Hochschule nicht anbietet, die Partnerhochschule aber schon. Im Rahmen des DRESDEN-concept-Technologieportals ist es möglich, Geräte und Services der anderen Partner zu nutzen und die konkrete Ansprechperson genannt zu bekommen. Im Rahmen von KAtLA + – die Abkürzung steht für »Kooperative Ausbildung im technischen Lehramt« der TUD und HTW Dresden – werden Studenten ingenieurwissenschaftlicher Fachrichtungen der HTW Dresden intensiv unterstützt, wenn sie für ein Lehramtsstudium an die TUD wechseln. So sollen sie dort schneller ihr Staats-examen ablegen können. Dies ist ein Pilotprojekt, das der TÜV Süd fördert und mit dem man zusätzliche Ingenieurpädagogen qualifizieren will.
Lehrveranstaltungen der jeweils anderen Einrichtung hören zu können, gehört auch zu den Vereinbarungen der Kooperation zwischen TUD und HfBK, von denen Studenten profitieren. »So können TUD-Studenten beispielsweise Vorlesungen des Studiengangs Theaterausstattung miterleben oder HfBK-Studenten Vorlesungen aus der großen Bandbreite der Geistes- und Sozialwissenschaften der TUD«, erläutert Sonja Piotrowski. Sommerschulen und Graduiertenschulen stehen Teilnehmern beider Einrichtungen offen. Im Wintersemester 2018/19 gibt es beispielsweise auch ein Seminar, das von Wissenschaftlern beider Hochschulen geleitet wird: Frank Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fachbereichs Kunstgeschichte der TUD und Kathleen Rosenthal, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei »Körper und Malerei« einem Projekt an der HfBK Dresden, das das Bundeministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert. Daran können Studenten beider Hochschulen teilnehmen. »Kooperationen zwischen Hochschulen ermöglichen es allen Beteiligten, so umfassend interdisziplinär zu arbeiten, wie es an einer einzelnen Hochschule nicht möglich wäre. Oft entstehen auch nützliche Kontakte zu Forschungseinrichtungen, mit denen die andere Hochschule kooperiert. Grundsätzlich ist es für Studenten interessant, unterschiedliche Lehrvarianten zu erleben und zu vergleichen: die eher wissenschaftsorientierte an der Universität und die eher anwendungsorientierte an der Fachhochschule«, sagt Sonja Piotrowski.
Weitere Informationen:
https://www.tu9.de/
http://www.dresden-concept.de/de/home.html
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 17/2018 vom 30. Oktober 2018 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.