Längst kompetent beim »Tuten und Blasen«
Mit einem Konzert am 24. November 2018 feiert die heutige TU Big Band ihren 50. Geburtstag
Mathias Bäumel
Wem wurde da der Marsch geblasen? Gerade im aufregenden, bewegten und – auch was die Populärmusik angeht – folgenreichen Jahr 1968, in dem der Prager Frühling niedergeschlagen wurde, kam es in Dresden zur Gründung des TU-Blasorchesters. Das widmete sich damals sowohl der traditionellen Marsch- und Blasmusik als auch konzertanten Ausprägungen. Bis 1979 leitete Heinz Krause dieses Laienorchester, das dennoch im DDR-Maßstab hochangesehen war, den Staatspreis für künstlerisches Volksschaffen erhielt und sogar in die Sowjetunion, nach Polen, Ungarn und Bulgarien auf Konzerttournee ging. Dann übernahmen zunächst Helmut Vietze und etwas später Hans Hombsch die künstlerische Leitung – beides ausgewiesene Fachleute, der eine von den Tanzsinfonikern, der andere von der Staatskapelle. Das schlug sich in raffinierteren Arrangements sowie im Repertoire nieder, das nun auch Beatles-, Musical- und Dixieland-Kompositionen enthielt. Konzertreisen und Tonaufnahmen für den DDR-Rundfunk waren weitere sicht- und hörbare Höhepunkte.
Das TU-Blasorchester gehörte neben dem Chor, dem Sinfonieorchester, verschiedenen Tanzensembles und anderen künstlerischen Gruppen zu den studentischen Volkskunstkollektiven des Zentralen Studentenklubs (ZSK). Einerseits führte die somit vorhandene gewisse Staatsnähe zur Aufnahme klassenkämpferisch- ideologischer Musik in das Repertoire, andererseits erfuhr das TU-Blasorchester auf diese Weise auch die damals durchaus übliche großzügige Förderung hinsichtlich Ausstattung, Dirigent, Noten und Orchesteraustauschprogrammen.
Die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland brachten schwerwiegende Veränderungen für das TU-Blasorchester mit sich. Nunmehr wurde, gesetzlich geregelt, das neu gegründete Studentenwerk zuständig auch für die Förderung studentischer Kultur, die Finanzen für Kultur wurden wie fast überall knapp, das Publikum schrumpfte drastisch, das nun viele neue, reizvolle, bisher nicht erlebbare Kultur- und vor allem Musikangebote vorfand – eine Situation, wie sie die Big Band heute auf ihrer Homepage mit der knappen Formulierung umschrieb: »Publikum, Veranstalter und das liebe Geld«. Konsequenz war die Gründung als freier Verein 1990, der als TU Big Band e.V. in das Vereinsregister eingetragen wurde. Auch wenn das Studentenwerk und die Universität immer wieder halfen, musste sich die Big Band auf dem freien Markt behaupten und Geld für Honorare und Anschaffungen größtenteils selbst erwirtschaften. »Der Einstieg in diese neue Zeit gelang erfolgreich unter Martin Konitzer, Musiker und ehemaliges Mitglied des TU Blasorchesters, der von 1995 bis 2005 nicht nur den Taktstock schwang und das Ensemble auf die Pfade jenseits der traditionellen Blasmusik führte, sondern auch seine organisatorischen Geschicke erfolgreich für das Orchester einsetzte«, blickt das Ensemble im Web zurück. Und weiter: »Mit Bertram Liskowsky, der 2005 die musikalische Leitung der TU Big Band übernahm, erfolgte eine weitere Profilierung als Swing- und Tanzorchester. Mehr Bigband-Klassiker wurden einstudiert und dem Wiederaufleben der Tanzball-Kultur wurde mit einem breiten Spektrum an Tanzmusik Rechnung getragen.«
Die TU Big Band war stets eng mit ihrer Universität verbunden – so war das Ensemble Stammgast beim legendären »Dixie auf dem Campus«, einem jährlichen Großkonzert mit je sechs Bands, das von 2001 bis 2009 im Audimax im Rahmen des Dixielandfestivals stattfand.
Das alles muss als Erfolg gewertet werden und ist keinesfalls selbstverständlich. »Weil wir eine Studenten- Band sind, ziehen immer mal wieder Mitglieder fort, gehen in ein Auslandssemester oder steigen ins Berufsleben ein, sodass wir uns immer über neue interessierte Musiker freuen«, ist auf der Big Band-Webseite zu lesen. Deswegen werden auch immer wieder neue Mitspieler gesucht.
Wer sich vom Sound des Ensembles und dem Können der musizierenden jungen Leute beeindrucken lassen will, kann dies zum Geburtstagskonzert tun. Wo und wann? Am 24. November 2018 (19 Uhr; Einlass 18 Uhr) in der Dresdner JohannStadthalle. Karten gibt es über die JohannStadthalle oder an der Abendkasse.
http://www.johannstadthalle.de/programm.html#goto=881
https://www.tubigband.de
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 18/2018 vom 13. November 2018 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.