13.07.2021
70 Millionen Euro für 6G-life
BMBF fördert 6G-Forschungs-Hub in Dresden und München
An den Technischen Universitäten Dresden und München entsteht ein neues Zentrum der 6G-Forschung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das gemeinsame Großprojekt 6G-life in den kommenden vier Jahren mit 70 Millionen Euro.
Die digitale Transformation ist eine der großen Umwälzungen in der Menschheitsgeschichte. Der künftige Mobilfunkstandard 6G wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Dafür gilt es nicht nur die digitale Infrastruktur mit hochleistungsfähigen Kommunikationsnetzen zu schaffen. Der Wandel betrifft alle Lebensbereiche und wirft grundsätzliche politische und gesellschaftliche Fragen auf, die erforscht und verhandelt werden müssen. 6G-life nimmt das Thema umfassend in den Blick. Rund 40 Professuren von Technischer Universität Dresden und Technischer Universität München (TUM) sind beteiligt. 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen an beiden Standorten eingestellt werden. Die Koordination des neuen Forschungs-Hubs liegt bei Prof. Frank Fitzek, Deutsche Telekom Professur für Kommunikationsnetze an der TU Dresden.
Bei 6G steht der Mensch mit seiner Kommunikation und Interaktion mit Maschinen und virtuellen Welten im Mittelpunkt.
Dafür werden in einem ganzheitlichen Ansatz innovative Konzepte in den Bereichen skalierbare Kommunikation, neuartige Methoden, flexible Softwarekonzepte und adaptive Hardware erforscht. Wichtige Anwendungsfelder sind unter anderem Industrie 4.0 und das Gesundheitswesen. Vier Schlüsselfragen werden dabei immer mitgedacht: Latenz (Verzögerung – Wie wird die Kommunikation noch schneller?), Resilienz (Wie lässt sich die Ausfallsicherheit maximieren?), Sicherheit (Wie lassen sich Privatsphäre schützen und Angriffe abwehren?) und Nachhaltigkeit (Wie lässt sich der extreme Energieverbrauch der digitalen Kommunikation entscheidend reduzieren?). Die Anforderungen für 6G bringen technische Herausforderungen mit sich, die nur durch neue theoretische Ansätze zu bewältigen sind. Daher ist die Grundlagenforschung ein wichtiger Baustein des Projekts.
In Deutschland und Europa wächst die Sorge, im Bereich der digitalen Technologien zu stark von ausländischen Unternehmen abhängig zu sein. Aus politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht ist es daher notwendig, den schnelllebigen digitalen Wandel nicht nur mitzugehen, sondern aktiv zu gestalten. 6G-life wird mit der Entwicklung von Schlüsseltechnologien und zahlreichen Industriekooperationen die digitale Souveränität Deutschlands nachhaltig stärken.
Für die Gesellschaft bietet der Wandel durch die digitale Transformation vollkommen neue Möglichkeiten, wirft aber auch Fragen auf: Wie werden unsere Kinder in Zukunft lernen? Wie gestalten wir unsere Arbeit? Wie werden wir im hohen Alter medizinisch versorgt und in Würde betreut? Auch wenn die Digitalisierung viel Potenzial bietet und der Bedarf an neuen Technologien offensichtlich ist, ist es wichtig, die Gesellschaft auf diesem Weg zu begleiten. 6G-life bezieht auch die Geistes- und Sozialwissenschaften in die Forschung ein, um ethische Fragen zu adressieren und Bedenken – etwa wegen möglicher Strahlungsbelastungen – angemessen begegnen zu können. Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit werden daher eine wichtige Rolle spielen.
6G-life setzt gezielt auf die Innovationskraft von Start-ups: Zehn Millionen Euro sind für die Unterstützung von jungen Unternehmen vorgesehen. Mindestens zehn Unternehmen sollen damit in den nächsten vier Jahren neu gegründet werden, zahlreiche bestehende Start-ups in dem Bereich gefördert werden. Aufbauend auf den Forschungsergebnissen wird sich 6G-life in Folgeprojekten gemeinsam mit Technologieunternehmen und Netzbetreibern in die weltweite Standardisierung von 6G einbringen.
Die TU Dresden ist mit dem Exzellenzcluster CeTI – Centre for Tactile Internet with Human-in-the-Loop, dem 5G Lab Germany und zahlreichen weiteren Leuchtturmprojekten Vorreiterin im Bereich der Mobilfunkforschung. Mit dem neuen Hub 6G-life wird der Standort Dresden seine Führungsposition bei der Erforschung und Entwicklung des Mobilfunks der Zukunft weiter ausbauen.
An der Technischen Universität München (TUM) werden die Herausforderungen der sechsten Mobilfunkgeneration unter anderem im 6G Lab Bavaria erforscht. Mit der Munich School of Robotics and Machine Intelligence (MSRM) ist an der TUM eines der führenden Institute zu den Themen Mensch-Maschinen-Interaktion und verkörperte künstliche Intelligenz angesiedelt. Jedes Jahr werden an der TUM rund 80 technologieorientierte Unternehmen gegründet. TUM und UnternehmerTUM, das Zentrum für Innovation und Gründung, unterstützen Start-ups mit Programmen, die exakt auf die einzelnen Phasen der Gründung zugeschnitten sind – von der Konzeption eines Geschäftsmodells bis zum Management-Training, vom Markteintritt bis zum möglichen Börsengang. Seit 2020 gibt es mit den TUM Venture Labs eine europaweit einmalige Initiative für Unternehmensgründungen aus der Forschung.
Die Fördermaßnahme »6G-Forschungs-Hubs; Plattform für zukünftige Kommunikationstechnologien und 6G« des BMBF ist Teil der Umsetzung des Zukunfts- und Konjunkturpaketes der Bundesregierung und wird mit rund 200 Millionen Euro aus dem Zukunftspaket gefördert. Mit der Forschung zu 6G setzt sich Deutschland das Ziel, in der Weltspitze als Technologieanbieter eine führende Rolle einzunehmen und frühzeitig den technologischen Wandel mitzugestalten. Damit wird auch ein Beitrag zur Umsetzung der Hightech-Strategie 2025 der Bundesregierung geleistet.
ckm/UJ
Weitere Informationen unter:
https://6g-life.de
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 13/2021 vom 13. Juli 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.