15.02.2022
Das Beste aus beiden Welten
Christopher Szymulas ungewöhnlicher Weg vom Straßenbahnfahrer zum ausgezeichneten Absolventen
Betty Baumann
»Ich wollte unbedingt Straßenbahn fahren«, sagt Christopher Szymula. Deswegen ließ er sich nach seinem Schulabschluss zunächst in seiner Heimatstadt Leipzig zum Straßenbahnfahrer ausbilden. Gleichzeitig stand für ihn schon zu Beginn dieser Ausbildung fest, dass er auch studieren möchte. Und so führte ihn sein Weg nach der Ausbildung an die Verkehrswissenschaftliche Fakultät der TU Dresden, wo er Verkehrssystemtechnik und Logistik, natürlich mit der Vertiefung Bahn- und ÖPN-Verkehr, studierte. Ende 2020 konnte er sein Studium mit einem Diplom abschließen. Da er nicht nur eine hervorragende Abschlussarbeit geschrieben hat, sondern auch während seines gesamten Studiums mit herausragenden Leistungen beeindrucken konnte, ist er von seiner Fakultät außerdem für die Lohrmann- Medaille der TU Dresden vorgeschlagen worden, die er zum Jahreswechsel gemeinsam mit den besten Absolventen aller anderen Fakultäten erhalten hat.
Dass er vor dem Studium eine Ausbildung absolviert und auch noch währenddessen als Straßenbahnfahrer gearbeitet hat, hat laut Christopher Szymula maßgeblich zu seinem Erfolg im Studium beigetragen. Bei den Leipziger Verkehrsbetrieben konnte er alle Stationen des ÖPNVs durchlaufen, hat sogar an der Neueinrichtung des Straßenbahnleitsystems mitgearbeitet. Diese Praxiserfahrung hat ihm im Studium sehr geholfen: »Es beruhigt, wenn man alles schon mal gehört hat und man hat viele Prozesse schon einmal selber mitgemacht. «
Für seine Diplomarbeit hat er sich dann aber noch einmal auf ein ganz anderes Feld begeben: Inspiriert von seinem Erasmusaufenthalt in Delft, wo an künstlicher Intelligenz (KI) geforscht wird, entwickelte er ein Konzept, wie sich Zugverspätungen mittels graphenbasierter künstlicher neuronaler Netze vorhersagen lassen. Auch jenseits seiner Diplomarbeit hat sich der Auslandsaufenthalt für ihn gelohnt. So hatte er die Möglichkeit, noch einmal einen ganz neuen Blick auf sein eigenes Fach zu werfen und neue Kontakte zu knüpfen – eine Erfahrung, die er jedem Studierenden empfiehlt.
Dass er nun mit der Lohrmann-Medaille ausgezeichnet wurde, ist für ihn nicht nur das Zusammenspiel seiner Entscheidungen für eine Ausbildung, für einen Erasmus-Aufenthalt und seiner eigenen Leistungen, sondern vor allem auch »Glück, die richtigen Leute zu treffen, die einen unterstützen« und »der Verdienst von Freunden, Dozenten und der Universität«.
Seit seinem Abschluss fährt er weiter doppelgleisig: Bei den Leipziger Verkehrsbetrieben, die ihn bereits zum Ende seines Studiums als Werksstudenten anstellten, arbeitet er nun als Verkehrstechnologe. Die Kombination aus Ausbildung und Studium hat ihn darauf, wie er sagt, hervorragend vorbereitet. Gleichzeitig haben ihn auch Forschung und Lehre nicht losgelassen und so pendelt er weiter von Leipzig an die TU Dresden, wo er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Verkehrsströmungslehre ist. Auch wenn das durchaus eine Mehrbelastung bedeutet, überwiegen für ihn die Vorteile: »So habe ich das Beste aus beiden Welten.«
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 3/2022 vom 15. Februar 2022 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.