May 06, 2022
Das Stipendium für einen sanfteren Übergang vom Studium zum Beruf
Dreimonatige Praktika in sächsischen Unternehmen: LEONARDO-BÜRO SACHSEN unterstützt mit dem Programm »TUD – Santander Stipendien für Praktika«
Das Dresdner Universitätsjournal sprach mit der Leiterin des LEONARDO-BÜRO SACHSEN, dem Projektmanager und drei Studierenden über das Programm »TUD – Santander Stipendien für Praktika«. Das Santander Stipendium finanziert studentische Praktika in sächsischen Unternehmen. Die befragten Studierenden haben zu der Zeit des Interviews ihr Praktikum mithilfe des Programms entweder bereits absolviert oder führen es gerade durch.
UJ: Die TU Dresden zählt zu den über 25 Partneruniversitäten von Santander Universitäten in Deutschland. Was genau verbirgt sich hinter diesem Namen?
Katharina Gabel-Stransky: Santander setzt sich global für eine nachhaltige, wirtschaftliche und soziale Entwicklung ein, darunter auch in Deutschland. Über die globale Unternehmenseinheit Santander Universities trägt sie mit Stipendien, Challenges für Enterpreneur:innen sowie Förderprogrammen für Karriere und Studium maßgeblich zur positiven Entwicklung der Gesellschaft bei. Dazu nutzt Santander Universities Kooperationen mit renommierten Universitäten und Bildungseinrichtungen in aller Welt. Gefördert werden Projekte in den Bereichen »Education, Employability and Enterpreneurship«. Dazu gehört auch unser Projekt.
Es gibt zahlreiche, sehr breitgefächerte Programme des LEONARDO-BÜRO SACHSEN. Eines davon ist das Programm »TUD - Santander Stipendien für Praktika«. Was ist das Besondere an diesem Angebot?
Dr. Husam A. H. Mohammad: Das Programm macht es für Studierende der TU Dresden einfacher, einen Praktikumsplatz in Sachsen zu finden. Es ist nicht mehr nur ein Programm für Geistes- und Sozialwissenschaften, sondern wurde inzwischen auf alle Studiengänge erweitert. Studierende bekommen von uns ein Stipendium für drei Monate. So wird es für sie einfacher, praxisnah in einem Unternehmen tätig zu sein. Ausgeschlossen sind nur Bildungseinrichtungen.
Katharina Gabel-Stransky: Anders als beim Erasmus+ Programm ist der Studienbezug zu den Inhalten der Praktika hilfreich, aber keine Förderbedingung. Es werden auch Praktika gefördert, über die berufliche Quereinstiegsmöglichkeiten erprobt werden können. Andererseits sollen die Unternehmen mehr Mut haben, Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften aufzunehmen. Das Programm unterstützt auch die Region Sachsen, denn Studierende mit Abschluss können nach dem Praktikum in Sachsen an die Unternehmen gehen.
Wo haben Sie Ihr Praktikum gemacht und wie sind Sie damals auf dieses Programm aufmerksam geworden?
Taddeus Helm: Mein Praktikum habe ich im 6. Semester des Bachelors »Medienforschung« gemacht. Ich hatte das Glück, ein Stipendium von der Bank Santander zu bekommen. Ich habe mein Praktikum bei einer Partei Deutschlands durchgeführt: »Bündnis 90 die Grünen«. Dort war ich in der Wahlwerbung für die Wahlen 2021 tätig. Diese Zeit habe ich auch digital in einem Video-Blog (VLOG) dokumentiert.
Was meine Aufmerksamkeit zuerst geweckt hat, war eine E-Mail über den TUD-Verteiler. Es gab aber auch viele weitere Ankündigungen. Speziell wurde neben anderen Studienbereichen für alle Geistes- und Sozialwissenschaftler geworben.
Sie haben Politikwissenschaft an der TU Dresden studiert und Ihr Praktikum bereits absolviert. Was war Ihre Aufgabe und welche Voraussetzungen mussten erfüllt sein, damit Sie sich für das Stipendium bewerben konnten?
Christina Ullrich: Ich habe mein Praktikum letzten Sommer in einer Agentur im Kommunikationsfeld gemacht. In diesem Unternehmen wird unter anderem die deutsche Sprache auf ihre Verständlichkeit analysiert. Dafür musste ich viele Texte lesen, und es war interessant, in einem Bereich zu arbeiten, der mit der Inklusion von Menschen in unserer Kommunikation zusammenhängt. Ich hatte das Glück, ein Santander Stipendium zu erhalten.
Anfang 2021 war ich bei einer Infoveranstaltung und habe mich daraufhin beworben. Eine der Anforderungen ist, dass man ein Motivationsschreiben verfasst: Warum möchte man ein Teil des Programms werden? In meinem Fall habe ich angegeben, dass ich bereits über einen Praktikumsplatz verfüge. Aber auch ohne diesen kann man sich bewerben. Gemeinsam wird dann nach Plätzen gesucht. Dann wurde ich auch schon zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Man kann da also ganz offen sein und mal eine Bewerbung schrei-
ben. Das kann ich jedem nur empfehlen. Zusammen mit dem Team wird dann nach Überschneidungen und Möglichkeiten geschaut.
Sie sind gerade mitten im Praktikum. An welcher Institution sind Sie tätig und wie haben Sie diese ausgewählt?
Renan Granado Chaves: Ich kam nach Deutschland, um meinen Master in »Biodiversity and Collection Management« zu machen. Im November bewarb ich mich für das TUD-Santander Stipendium und startete mein Praktikum im Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz im Bereich Entomologie. Die TU Dresden ist ein Partner des Senckenberg Naturmuseums. Nach dem Praktikum werde ich nach Frankfurt ziehen und dort am gleichen Museum meine Masterarbeit schreiben.
Was würden Sie Studierenden auf den Weg geben, die wie Sie ein sozialwissenschaftliches Studium absolvieren und ein Praktikum mit Unterstützung des Santander Stipendiums in Erwägung ziehen?
Christina Ullrich: Erstmal würde ich allen empfehlen, sich grundlegend zu informieren. Ich habe festgestellt, dass viele Leute nicht wissen, dass es so viele Unterstützungsangebote gibt. Ich würde auch allen sagen, dass sie sich durchaus trauen sollten, die freie Wirtschaft für sich zu erkunden. Denn es ist ja ein Praktikum: Man entscheidet noch nichts für das Leben, kann sich aber ausprobieren. Ich glaube auch, dass es ganz viele Stellen gibt, die für Geistes- und Sozialwissenschaftler:innen auch relevant sein können. Zum Beispiel die Personalentwicklung oder auch das Marketing sind mögliche Bereiche, die man im Studium nicht kennenlernt. Im Anschluss kann in dem Unternehmen auch die Abschlussarbeit geschrieben werden. Daraus kann sich also weitaus mehr entwickeln. Das Stipendium ermöglicht einen sanfteren Übergang vom Studium zum Berufseinstieg.
Das Stipendium bereitet die Studierenden auf das spätere Berufsleben vor. Welche wichtigen Kompetenzen nehmen Sie aus Ihrer Praktikumszeit mit?
Renan Granado Chaves: In meinem Master beschäftige ich mich viel mit Sammlungen von Pflanzen und Tieren. Im Praktikum arbeite ich mit Insektensammlungen. Auch wenn ich sehr gerne mit Pflanzen arbeite, muss ich auch darauf vorbereitet sein, Sammlungen anderer Gebiete zu erkunden. Später möchte ich gerne in einem Museum arbeiten und alles, was ich in diesem Praktikum gelernt habe, werde ich im künftigen Berufsleben brauchen.
Sie haben ihr Praktikum bei der Partei »Bündnis 90 die Grünen« schon beendet. Haben Sie auch einen Rat an Studierende der Sozialwissenschaften?
Taddeus Helm: Die Idee des Stipendiums finde ich sehr gut. Das Ziel ist es, Studierenden der Sozial- und Geisteswissenschaften die Möglichkeit zu geben, lokal bei Unternehmen einzusteigen. Gerade bei diesen Disziplinen gibt es das Problem, dass vielen nicht ganz klar ist, was es an beruflichen Möglichkeiten nach dem Studium gibt. Deshalb kann ich allen ein solches Praktikum empfehlen. Man bekommt einen guten Einblick in den Berufsalltag.
Bis wann können sich Studierende für dieses Programm noch anmelden?
Katharina Gabel-Stransky: Das Projekt endet am 31. Dezember 2022 mit der Option auf Verlängerung. Dies hängt unter anderem davon ab, ob die Stipendien ausgelastet werden können. Durch Corona konnten wir leider erst später anfangen. Obwohl wir bereits ganz gut aufgeholt haben, stehen etwa ein Drittel der Stipendien noch zur Verfügung. Mit diesem UJ-Interview erhoffen wir uns auch, dass sich noch möglichst viele Studierende aller Studiengänge bewerben. Dies ist spätestens bis zum 31. Oktober 2022 möglich.
Die Fragen stellte Alexandra Steinberg, studentische Praktikantin in der Redaktion des Universitätsjournals.
❞Weitere Informationen unter:
https://www.leo.tu-dresden.de
Die VLOG-Playlist ist unter »Taddeus Helm« auf YouTube zu finden.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 8/2022 vom 3. Mai 2022 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.