17.11.2020
Drei Gründer aus der TUD vernetzen kleine regionale Energieerzeuger
Der Gedanke ist, Energieinfrastruktur von Ein-oder Mehrfamilienhäusern zu teilen, anstatt sie nur alleine zu nutzen
Frauke Posselt
Windräder, Solaranlagen, Wärmepumpen oder Brennstoffzellen – erneuerbare Energien verändern die Energieversorgung. Immer häufiger wird Energie für Wärme, Strom oder das Elektro-Auto dezentral in Eigenheimen oder öffentlichen Gebäuden erzeugt. Drei Gründer aus der TU Dresden, Jens Werner, Tobias Heß und Irina Weis, eröffnen mit ihrem Start-up neue Möglichkeiten für regionale Energie-Communities. Mit ihrer Technologie können sich kleine Erzeuger, wie Besitzer von Ein- oder Mehrfamilienhäusern, zu einem Schwarm vernetzen. Der Gedanke dahinter: Wird die eigene Energieinfrastruktur nicht vollständig gebraucht, können sie diese mit anderen teilen. So können Gemeinschaften entstehen, die sich in hohem Maße selbst versorgen.
»Der Ansatz der Vernetzung ist nicht neu, da bereits Virtuelle Kraftwerke existieren«, erklärt Jens Werner, Mitgründer und Geschäftsführer von »DieEnergieKoppler GmbH«. »Allerdings verursachte der Aufbau Virtueller Kraftwerke bisher hohe Kosten und nicht alle Optimierungspotenziale im Betrieb wurden ausgeschöpft. Mit unserem Flexibilitätswerk wird dies auch für Betreiber kleiner und mittlerer Energieanlagen wirtschaftlich attraktiv.« Möglich macht das ein automatisierter Prozess und künstliche Intelligenz. Vieles davon steckt in einer kleinen Box, die fleißig Daten zur erzeugten Energie und dem eigenen Verbrauch unter Berücksichtigung von Strom, Wärme und Mobilität sammelt. Auf Basis der Messdaten kann die selbstlernende Steuerung den weiteren Betrieb der Anlage prognostizieren und wie viel der Leistung vermarktet werden kann. Eine übergreifende Stelle, swarmHUB genannt, koordiniert die einzelnen »SwarmBOXen« und balanciert die erzeugte Leistung und den Verbrauch innerhalb des Netzes aus.
»Demnächst möchten wir ein Demonstrationsprojekt für eine Energiecommunity starten. Hierfür suchen wir Besitzer von Ein- und Mehrfamilienhäusern oder Gewerbegebäuden, die eine steuerbare Energieanlage im Gebäude haben«, so Werner. Die Teilnehmer können ihre Stromkosten um bis zu 10 Prozent durch eine Optimierung des eigenen Bedarfs reduzieren und von einer stärkeren Unabhängigkeit profitieren. »Aber auch für Energieversorger, Stadtwerke oder Direktvermarkter ist die Technologie zur Einbindung von kleineren Anlagen interessant. Dass auch die Anbindung an bestehende Virtuelle Kraftwerke sehr einfach möglich ist, konnten wir aktuell in einem Kooperationsprojekt mit der Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG) zeigen.«
Die technischen Grundlagen haben die Elektrotechniker Jens Werner und Tobias Heß, die die Softwareentwicklung vorantreiben, als wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Elektrische Energieversorgung und Hochspannungstechnik an der TU Dresden gelegt. Mithilfe der BMWi-Förderung EXIST-Forschungstransfer hat sich das Team ab 2018 auf den Weg zur Ausgründung gemacht. Nach dem ersten großen Schritt – der Unternehmensgründung im Januar 2020 – warten nun viele weitere Aufgaben auf das Start-up. »Unser Ziel ist es, bis Ende des Jahres unsere erste Finanzierungsrunde abzuschließen«, sagt Irina Weis, die für den kaufmännischen Bereich verantwortlich ist. »Damit wollen wir wachsen und neue Mitarbeiter einstellen. Unterstützung werden wir dann vor allem in der Softwareentwicklung, ggf. mit Schwerpunkt Energietechnik, aber auch im Vertrieb benötigen.«
Weitere Informationen unter:
https://dieenergiekoppler.com
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 18/2020 vom 17. November 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.