Online-Programm »AufeinanderAchten« hilft bei psychischen Belastungen

Konrad Kästner

Fast jeder Erwachsene hat ihn besucht, und er kann Leben retten: der Erste-Hilfe- Kurs. Inspiriert von diesem Angebot für körperliche Notfälle bildet der Kurs »Erste Hilfe für die Seele« in einem kompakten, kostenlosen und niederschwelligen Online-Format seelische Ersthelferinnen und Ersthelfer aus. Denn der Bedarf ist da: Rund jede vierte Person in Deutschland leidet innerhalb eines Jahres an einer psychischen Erkrankung.

»AufeinanderAchten – Der Erste-Hilfe- Kurs für die Seele« ist ein seit 2018 von Psychologiestudierenden ehrenamtlich entwickeltes Online-Programm. In fünf Stunden vermittelt es nach dem Peer-to-Peer-Ansatz Grundlagenwissen über psychische Erkrankungen, Suizidalität und Selbstschutz. Der Fokus liegt auf dem gemeinsamen Austausch auf Augenhöhe und alltagsnahen Gruppenübungen, wie man auf andere zugeht, empathisch zuhört, gemeinsam nach Handlungsmöglichkeiten sucht und den Kontakt zu Hilfsangeboten vermittelt. »Das Programm geht dabei über die klassische Erste Hilfe hinaus und beschäftigt sich damit, wie man frühzeitig für Anzeichen psychischer Belastungen sensibel sein und gleichzeitig einander langfristig unterstützen kann«, sagt Julia Kirsten, Projektinitiatorin und Führungsteammitglied. Durch die kompakte, niedrigschwellige Form hat das Programm das Potenzial, leicht verbreitet zu werden und ist ein Schritt hin zu einer Gesellschaft, die aufeinander achtet und Verantwortung füreinander übernimmt. »Wir sind davon überzeugt, dass jede und jeder helfen kann, man muss nur wissen wie. Und da wir jeden Einzelnen brauchen, um einen Unterschied zu machen, setzen wir uns dafür ein, dass dieses grundlegende Know-how auch für alle erreichbar ist.«

Seit dem ersten Kurs im Mai 2020 haben bereits 200 Personen im Alter von 18 bis 60 Jahren das Programm durchlaufen, das nach einer Überarbeitung mithilfe von Teilnehmenden-Feedback und Betroffenen ab Herbst 2021 durch Julia Kirsten wissenschaftlich evaluiert werden soll. Mittlerweile ist die Initiative als studentische Hochschulgruppe anerkannt und baut gerade über den Studierendenrat ein reguläres Angebot exklusiv für TU Dresden-Studierende auf. Zusätzlich wurde das Projekt auch unter die Top 25 der Bundespreisträgerinnen und -preisträger des startsocial-Wettbewerbs 2020/21 gewählt. Die Entscheidung zum Gewinn eines Preisgeldes oder sogar des Sonderpreises der Bundeskanzlerin fällt am 10. Juni 2021. »Wir freuen uns auch immer über neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter aller Altersgruppen oder professionellen Hintergründe, die unser stetig wachsendes Team Aufeinander- Achten bei den vielfältigen Aufgaben unterstützen wollen!«

Konrad Kästner

Weitere Informationen unter:
www.on-the-move.de/deutschland/erste-hilfe-kurs-fuer-die-seele
Instagram: @aufeinanderachten

Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 10/2021 vom 1. Juni 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.