30.03.2021
Exzellenzmaßnahme FOSTER fördert studentische Forschung finanziell
Auch die Teilnahme von Studierenden an Konferenzen, Tagungen und Forschungswettbewerben soll erleichtert werden
FOSTER (Funds for Student Research) stellt Studierenden der TU Dresden Mittel zur Verfügung, durch die sie an Forschungswettbewerben und Tagungen teilnehmen oder eigene Forschungsprojekte verfolgen können. Ziel der Exzellenzmaßnahme ist es, den akademischen Nachwuchs mit der Forschungskultur vertraut zu machen und seinen interdisziplinären Austausch zu stärken. Die erste Vergaberunde startete 2020.
UJ sprach mit Dr. Franziska Schulze- Stocker und Dr. Hans Jörg Schmidt vom Zentrum für interdisziplinäres Lernen und Lehren (ZiLL).
UJ: Dr. Schmidt, wie verlief die Konzeption dieses Fonds für Studierende?
Dr. Schmidt: Im Rahmen der Exzellenzstrategie dient die Maßnahme der Forschungsförderung. Bei der Ausschreibung war es jedoch erstmals möglich, forschungsorientierte Lehre zu adressieren. Die häufigste Frage der Studierenden lautet ja: »Was bringt uns die Exzellenz?« – durch FOSTER profitieren sie direkt davon! Verkürzt lässt sich sagen, dass das Konzept 2017 vom Arbeitskreis Forschungsorientierte Lehre im Auftrag des damaligen Prorektorats Bildung und Internationales entwickelt wurde. Nach Vorlage der Ideenskizzen floss FOSTER – neben dem Teaching Synergies Program und den Teaching Excellence Tracks – in den letztlich erfolgreichen Exzellenzantrag ein.
Welche Formen studentischer Forschungsförderung bestanden vorher oder daneben?
Dr. Schmidt: Studierende und Graduierte haben zum Beispiel 2018 die Initiative für studentische Forschung, StuFoEXPO, gegründet. Dabei haben das ZiLL und die Studentenstiftung unterstützt, so dass eine wissenschaftliche Hilfskraft für die Veranstaltungsorganisation eingesetzt werden konnte. Inzwischen fördert FOSTER die jährliche Ausstellung studentischer Forschung.
Die Verquickung von Lehre und Exzellenz ist ein vieldiskutiertes Thema. Welcher Mehrwert resultiert aus der Studierendenförderung für die Exzellenz?
Dr. Schulze-Stocker: Ganz klar: Nachwuchsförderung vor Ort! FOSTER gehört im Exzellenzkontext zum Handlungsfeld »Talent«. Dieses hat den Schwerpunkt, wissenschaftliche Talente auf allen Karrierestufen zu unterstützen, also ebenso Studierende, die ihren Weg in die Forschung finden wollen.
Neben der Teilnahme an Konferenzen und Tagungen fördert FOSTER auch die Teilnahme an Forschungswettbewerben. Existieren noch weitere Formate der Förderung?
Dr. Schmidt: Kern von FOSTER ist es, Studierenden eigenständige Forschungsaktivitäten zu ermöglichen. Das Beantragen soll möglichst niedrigschwellig sein; es berücksichtigt zudem Ideen und Vorschläge der Studierenden. Aber auch Lehrende, die in ihren Veranstaltungen oder in Projekten studentische Forschung initiieren, können Anträge stellen.
Dr. Schulze-Stocker: Wir unterstützen über den Student Academic Travel Award ferner forschungsbezogenes Reisen. Denn üblicherweise sind die Gebühren für bundesweite oder internationale Fachkonferenzen beachtlich hoch. Studierende sollen deshalb in die Lage versetzt werden, sich und ihre Abschlussarbeiten oder Projekte in akademischen Diskursen zu präsentieren. Wegen der aktuellen Pandemielage lässt sich allerdings schwer absehen, wie sich die Nachfrage entwickeln wird.
Besteht dabei nicht das Risiko, dass die Studierenden voller Ehrfurcht vor den Fachidolen stehen?
Dr. Schmidt: Für Studierende mit Forschungsambitionen ist es wichtig, sich so früh wie möglich selbstwirksam in Forschungsprojekte einbringen zu können, um sich als vernetzte Forscher:innen zu verstehen. Durch den direkten Austausch mit anderen Erfahrungs- und Karrierestufen sowie das Erleben der Fachinhalte und -kulturen sollen die Studierenden zu einer eigenen Wissenschaftslaufbahn ermutigt werden. Wir sprechen ganz bewusst alle forschungsinteressierten Studierenden an, um den hohen Stellenwert forschenden Lernens an der TUD über die Exzellenzstrategie hinaus zu unterstreichen und ganz praktisch erlebbar zu machen.
Außerdem soll mit FOSTER ein Beratungsangebot realisiert werden …
Dr. Schulze-Stocker: Das Beratungsangebot ist eine zusätzliche Dienstleistung für Studierende oder Lehrende, um beispielsweise geeignete Konferenzen und Plattformen zu finden. Wir klären gemeinsam mit den Studierenden die Bausteine für den Förderungsantrag ab und geben Wissen über Wettbewerbe oder andere passende Fördermöglichkeiten weiter. So ist FOSTER auch Teil eines Beratungsnetzwerks an der TU Dresden.
Wie läuft der Antragsprozess ab? Schreiben Sie aus oder können Anträge jederzeit kommen?
Dr. Schulze-Stocker: Beides. Für Projekte über 10 000 Euro erfolgt eine gesonderte Ausschreibung im April 2021. Bei geringeren Summen gelten aktuell keine Fristen, d. h. Anträge können jederzeit eingereicht werden. Wir haben ein Formular für die Bewerber:innen entwickelt, in dem Abstract und Arbeitsschritte formuliert sowie Zeitplan, Finanzkalkulation und Einordnung in den wissenschaftlichen Werdegang dargelegt werden müssen. Ein Gremium entscheidet nach einer Vorprüfung über die Förderung. Nach der Förderung ist ein Abschlussbericht vorzulegen. Auf der Homepage präsentieren wir die geförderten Projekte, um auch Interessierten einen Überblick und Anhaltspunkte für eigene Ideen zu bieten.
Da sich das Angebot an alle Bereiche richtet – also auch an die Geisteswissenschaften – haben Sie da eine sehr weite Definition von »forschungsorientierter Lehre«?
Dr. Schmidt: Die Fachkulturen sind vielfältig, aber ihre Vorgehensweisen ähnlich. Idealerweise können die Geförderten den gesamten Verlauf eines Forschungsprozesses erleben: Wie verläuft die Ideenfindung? Wie wähle ich eine passende Forschungsfrage und -methode? Wie arbeite ich mit anderen Disziplinen zusammen? Wie kommuniziere ich meine Ergebnisse? Und ganz wichtig: Wie gehe ich mit Rückschlägen um? Mit FOSTER fördern wir bei Studierenden das Verständnis von Forschung als ganzheitlicher Prozess.
Dr. Schulze-Stocker: Wir freuen uns auf das Interesse der Studierenden und ihre Forschungsideen aus allen Disziplinen. Manche wollten in der Vergangenheit gern forschen, aber fanden bisher keine geeigneten Projekte bzw. Fördermöglichkeiten für ihre Ideen.
Die ersten Geförderten gab es bereits Ende 2020 und im Rahmen der Exzellenzförderung konnte eine Mitarbeiterstelle besetzt werden. Welchen Verlauf soll die Maßnahme bis zur Evaluation 2026 nehmen?
Dr. Schulze-Stocker: Wir arbeiten derzeit am Thema Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung, um FOSTER bekannter zu machen, aber auch um Synergien mit bestehenden Angeboten wie etwa mit dem Fonds Digitales Lernen und Lehren am ZiLL herzustellen. Ein wichtiger Aspekt ist die enge Zusammenarbeit mit dem Teaching Synergies Program und den Teaching Excellence Tracks als weitere forschungsorientierte Lehrmaßnahmen der Exzellenz.
Dr. Schmidt: Dresden ist eine inspirierende Wissenschaftslandschaft: Die TUD hat über 30 Verbundpartner in DRESDEN-concept und derzeit drei Exzellenzcluster. Außerdem gibt es zahlreiche weitere renommierte Forschungsinstitutionen und -projekte. Damit können wir forschungsinteressierte Studierende aus aller Welt anwerben. Denn an der TU Dresden können sie frühzeitig an Spitzenforschung partizipieren und werden dabei von FOSTER gefördert. Und das Besondere dieser Forschungsförderung ist: Die Studierenden stehen im Zentrum!
Die Fragen stellte Magdalena Selbig.
Fragen und Kontakt zum Projekt über .
Weitere Informationen unter: https://tud.link/jkss
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 06/2021 vom 30. März 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.