12.04.2022
Guter Rat auf Englisch
TUD-Beratungsstelle zur psychosozialen Gesundheit erweitert ihr fremdsprachliches Angebot
Beate Diederichs
Seit 2018 steht das Team der Beratungsstelle zur psychosozialen Gesundheit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hochschule zur Seite, die Unterstützung dabei brauchen, psychische Probleme zu lösen. Die Beratungsstelle gehört zum Universitären Gesundheitsmanagement der TUD. Im November baute man die Leistungen in einem wichtigen Punkt aus: Nun verstärkt Annett Schneider das Beratungsangebot in englischer Sprache. »In letzter Zeit haben deutlich mehr internationale Beschäftigte dieses Angebot nachgefragt als kurz nach seiner Einführung«, sagt die Psychologin.
Die englische Sprache fasziniert Annett Schneider schon lange. »Bei einem längeren Aufenthalt in Australien habe ich meine Kenntnisse dieser Sprache sehr vertieft und Englisch lieben gelernt «, erzählt die Psychologin. »Nach meiner Rückkehr unternahm ich zahlreiche weitere Reisen und bewahrte mir die Leidenschaft für Sprachen und Kulturen. Bis ins Studium hinein habe ich als Englischdozentin gearbeitet.« Das Studium, von dem Annett Schneider berichtet, war ein Diplomstudiengang der Psychologie, den sie 2016 abschloss. »Danach war ich im rehabilitativen Bereich tätig und habe mich schwerpunktmäßig mit Belastungsbewältigungsstrategien, auf Englisch Coping genannt, beschäftigt. Dies war auch das Thema meiner Diplomarbeit gewesen. So kenne ich mich jetzt gut mit gesundheitsförderlichen Strategien aus.« Seit dem 1. November kann Annett Schneider ihre beiden Kenntnisfelder und Leidenschaften nun perfekt kombinieren: Bei ihrer Arbeit in der Beratungsstelle zur psychosozialen Gesundheit steht sie den Ratsuchenden nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch zur Seite.
Annett Schneiders Angebot richtet sich an die internationalen Beschäftigten der TUD. Die Psychologin hat sich gut darauf vorbereitet: »Ich habe dafür gebräuchliche psychologisch-fachbezogene Vokabeln noch einmal aufgefrischt und passe meine Sprache während der Beratung an die Bedürfnisse der Ratsuchenden an. Da die meisten von ihnen Englisch nicht als Muttersprache haben, wähle ich einfache und umgangssprachliche Wörter und Wendungen.« Dass es dieses Angebot für die internationalen Beschäftigten gibt, wird an der Hochschule erst nach und nach bekannt. »Während bei der Einführung die Anfragen der Zielgruppe eher selten waren, hat sich zuletzt eine deutliche Steigerung gezeigt. Dies liegt sicher auch daran, dass wir bei den internationalen Beschäftigten der Hochschule intensiv dafür geworben haben.« Dank der Ergebnisse einer Befragung unter den Beschäftigten der TUD, die kürzlich im Rahmen eines Projekts durchgeführt wurde, weiß Annett Schneider, dass nur knapp zwei von drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Uni das Angebot kennen. So wirbt die Beratungsstelle nun noch intensiver für die Neuheit: »Wir sehen, dass da noch Luft nach oben ist. Daher haben wir gerade unsere Flyer aktualisiert. Außerdem werben wir in diesem Jahr verstärkt auch in den vornehmlich internationalen Einheiten unserer Universität für unser Angebot.« Grundsätzlich erwartet Annett Schneider aber, dass mit der fortschreitenden Internationalisierung der Uni auch der Anteil englischsprachiger Beschäftigter wächst und damit sicher auch deren Interesse an einer Beratung in dieser Sprache.
Die Beratungsstelle zur psychosozialen Gesundheit existiert seit 2018. Sie gehört zum Universitären Gesundheitsmanagement. Seit rund zwei Jahren findet man sie in der 6. Etage des Bürogebäudes am Nürnberger Ei. Sie steht allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der TUD offen, die Unterstützung dabei brauchen, psychische Probleme zu lösen. In den Beratungsgesprächen, die in Präsenz oder online stattfinden können, geht es oft um Erschöpfung, Depression, Ängste, Süchte, Stress, Mobbing oder Konflikte am Arbeitsplatz. Zum Team des Universitären Gesundheitsmanagements gehören neben Annett Schneider der Diplompsychologe Jochen Richter, die Diplompsychologin Maxi Paulus, drei Betriebsärztinnen, darunter die Sachgebietsleiterin Astrid Friedmann- Ketzmerick, drei arbeitsmedizinische Assistentinnen und zwei Angestellte, die sich darum kümmern, das Angebot zu koordinieren.
Die Expertise all dieser Beteiligten kommt nun den internationalen Ratsuchenden ebenso zugute wie den einheimischen. Annett Schneider hat in ihrer Beratungspraxis erfahren, inwiefern sich die Probleme der beiden Zielgruppen unterscheiden und was sie gemeinsam haben: »Stress, Erschöpfung, Konflikte am Arbeitsplatz oder Sorgen rund um die Promotion betreffen deutschsprachige und internationale Beschäftigte in ähnlicher Weise. Doch müssen wir bei der internationalen Kollegenschaft manchmal auch kulturelle Aspekte berücksichtigen, zum Beispiel, dass einige von diesen Personen in arrangierten Ehen leben oder dass es bei manchen sehr schambehaftet ist, bei der Bewältigung psychischer Probleme um Hilfe bitten zu müssen.« Zudem könnten sie gerade in diesen Zeiten auf ein weniger ausgeprägtes soziales Netz in Deutschland zurückgreifen, fügt Annett Schneider hinzu und weist darauf hin, dass die Ratsuchenden mitunter leider auch Diskriminierungserfahrungen ansprächen. Zur Leistungspalette der Beratungsstelle gehört es zudem, weitere Angebote wie beispielsweise Suchtberatung und Psychotherapie zu vermitteln. Trotz der Englischkenntnisse auf beiden Seiten kann die Sprachbarriere bei solchen sensiblen Themen hinderlich sein. Doch alles in allem ist Annett Schneider zuversichtlich, in den meisten Fällen helfen zu können: »Wir haben ein großes Netz an vielfältigen Beratungs- und Unterstützungsangeboten innerhalb und außerhalb der TUD zur Verfügung. So sind wir gut aufgestellt, auf die unterschiedlichsten Situationen unserer Ratsuchenden einzugehen und gemeinsam mit ihnen Lösungsvorschläge zu entwickeln.«
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 7/2022 vom 12. April 2022 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.