02.02.2021
Leistungsstark und ethisch die Zukunft der TU Dresden gestalten
Magdalena Selbig
Ein großer Erfolg war die Mischung aus Partizipation und Rezeption im digitalen Zukunftslabor »Wie wollen wir forschen?«. Durch ein reibungsloses Technikkonzept wurden 187 Teilnehmer:innen von einem virtuellen Raum in den nächsten gebeamt, um themenbezogene Erfahrungen und kreative Ideen auszutauschen. Auf ein Grußwort der Rektorin Prof. Ursula M. Staudinger resümierte die Veranstaltungsleiterin Prof. Angela Rösen-Wolff das strategische Ziel der Forschung: verstärkte Interdisziplinarität, eine engere Anbindung des Medizincampus, der Philosophischen Fakultät und der DRESDEN-concept-Partner sowie mehr exzellente Cluster. Nach einem knappen Gespräch mit den Teilnehmer:innen wurden diese vom Helpdesk ihren Themenzirkeln zugewiesen.
»Forschungsethik« mit Prof. Gerhard Rödel (Professur für Genetik) und Dr. Katrin Jordan (Leitung des Dezernats 5) diskutierte die Schaffung einer Kommission für verantwortungsvolles Forschen und den Umgang mit Forschungsfreiheit und -risiken. In diesem Zusammenhang wurde auch ein Bedürfnis nach transparenten Diskussionsplattformen deutlich. Es sei wichtig, die Verantwortung der TUD hinzuzuziehen, denn Verstöße gegen ethische Grundsätze fielen auf die gesamte Institution zurück.
Im Impulsvortrag zum Themenzirkel »Gute Wissenschaftliche Praxis« skizzierten Dr. Barbara Könczöl (Leiterin der Graduiertenakademie) und Prof. Christel Baier (Inhaberin der Professur für algebraische und logische Grundlagen der Informatik; Ombudsperson der TUD) die 2019 verschärften Richtlinien des DFG-Kodex. Im Gespräch wurden mögliche Kursinhalte konkretisiert: Problematisch sei der Mehrwert, der aus Zuwiderhandlungen resultiert. Prof. Daniel Leising (Inhaber der Professur für Diagnostik und Intervention): »Dagegen braucht es unabhängige und sanktionsfähige Instanzen, vor denen man sich durchaus fürchtet.« Die Innenperspektive erwähnte Prof. Dominik Schrage (Inhaber der Professur für Soziologische Theorien und Kultursoziologie): »Statt eines normativen ›das darf man nicht‹, müssen die Impulse und Situationen dieser Menschen reflektiert werden, um Lösungsansätze zu entwickeln.« Es wurde ein sichtbares Format gewünscht, das über die Kultur guter wissenschaftlicher Praxis aufklärt.
»Forschungsdatenmanagement« war Chefsache von CDIO Prof. Lars Bernard und Dr. Ralph Müller-Pfefferkorn (Abteilungsleiter Verteiltes und Datenintensives Rechnen am ZIH). Für einen produktiven Umgang mit den erhobenen Daten müssen in der fachspezifischen Lehre und Beratung rechtliche Fragen geklärt werden. Insbesondere die Teilnehmer:innen der DRESDEN-concept-Partner äußerten Interesse, eine übergreifende Analysegruppe zu bilden.
DRESDEN-concept-Partner wurden auch vom Themenzirkel »Open Science« angezogen. Wegen großer Nachfrage wurde dieses Angebot kurzfristig gedoppelt: Neben Prof. Stefan Scherbaum (Open Science Initiative der Fakultät Psychologie) und Dr. Julia Meyer (Wissensmanagerin für den Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften an der SLUB) stellten Dr. Andreas von der Dunk (Forschungsdatenmanagement der SLUB) und Dr. Denise Dörfel (Professur für Differenzielle und Persönlichkeitspsychologie) die sechsfache Durchführung dieses Themenzirkels sicher. Auffällig war das heterogene Wissen über Open Science, das sich im Publikum zeigte. »Es muss eine zentrale Anlaufstelle für Open Science geben, die auch schult«, resümierte Prof. Scherbaum. Darauf folgte eine lebhafte Diskussion: »Die Gesellschaft wird benötigt, damit unsere Forschungsdaten eine Relevanz haben. Gleichzeitig nimmt sie uns aber vage Daten aus der Hand«, meinte Prof. Thomas Köhler vom Medienzentrum. Hieraus erwuchsen Ideen über eigene Verlage in Zusammenarbeit mit der SLUB oder zum Interdiskurs mit der Öffentlichkeit. Alle Gesprächsrunden äußerten, dass Unterstützungsangebote für die Qualifikation und Qualitätssicherung notwendig sind, wenn mit Open Science gearbeitet wird.
Informativen Charakter hatte der Themenzirkel über das Forschungsinformationssystem der TUD. Prof. Friedrich Funke (Inhaber der Professur für Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Quantitative Methoden) und Dr. Anita Sbalzarini (Sachgebietsleiterin Forschungsinformationen) stellten die Datenbank PURE vor. Technische Bedarfe der Zuhörer:innen – die Übertragung der Altdaten und der Zugang für Verwaltungsmitarbeiter:innen – veranschaulichten die Schwerpunkte. Nachfragen zum Datenschutz des kommerziellen Systems und dessen verpflichtender Nutzung spiegelten dagegen einen ambivalenten Konsens. Ein weiterer Impuls war, externe Partner in das FIS einzubinden.
Bei der »Leistungsorientierten Mittelvergabe« im Themenzirkel von Prof. Stefan R. Bornstein (Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III sowie des Zentrums für Innere Medizin) und Dr. Sacha Hanig (Sachgebietsleiter Forschungsförderung) zeigte sich, dass die Heterogenität der Fachkulturen es erschwert, Akteure gleichberechtigt unter einer Messlatte zu vereinen. »Wenn man global sein will, lohnt es, die Indikatoren globaler Universitäten heranzuziehen. In Großbritannien wird oft die Qualität von nur fünf Publikationen begutachtet«, führte Dr. Hanig über die Bewertungsparameter aus.
Die Entwicklung von vertrauensvollen Gesprächsangeboten und deren Sichtbarkeit waren die Quintessenz der Veranstaltung. Prof. Angela Rösen-Wolff hatte das Schlusswort: »Wir werden aus Ihren Impulsen Maßnahmen entwickeln, die uns alle voranbringen. Das wird eine Herausforderung, aber es lohnt sich. Nur so können wir uns voranbewegen. Ich sehe diesen Tag als großen Erfolg.«
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 01/2021 vom 19. Januar 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.