Mar 01, 2021
Psychisch gesund und stark durch die Pandemie kommen
Online-Trainingsprogramm »bounce« zur Stärkung der psychischen Widerstandskraft für alle TUD-Angehörigen
Die Professur für Klinische Psychologie und E-Mental-Health bietet seit Ende letzten Jahres das Online-Trainingsprogramm »bounce« zur Stärkung der psychischen Widerstandskraft für alle TUD-Angehörigen an. Das UJ sprach mit Diplom-Psychologin Barbara Nacke, Leiterin des Programms, über den Erfolg des Trainings und holte sich dabei einige hilfreiche Expertentipps zum Umgang mit coronabedingten Belastungen.
UJ: Viele Studierende und Beschäftigte der TU Dresden erleben in der aktuellen Corona- Krise zahlreiche Belastungen im privaten oder universitären Umfeld. Wie kam dem Team an der Professur für Klinische Psychologie und E-Mental- Health die Idee zu einem Online-Training zur Stärkung der psychischen Gesundheit in der Pandemie?
Barbara Nacke: Seit über 20 Jahren entwickelt unsere Abteilung Online- Trainingsprogramme für unterschiedliche psychische Probleme und Störungen. Im Rahmen eines studentischen Seminars von Prof. Corinna Jacobi entstand im Sommer 2020 seitens der Studierenden spontan der Wunsch, ein Programm zum Umgang mit unterschiedlichen Belastungen in der Pandemie zu entwickeln und die bereits entwickelten TUDo!-Programme zur psychischen Gesundheitsförderung für TUD-Angehörige zu ergänzen. Unter Beteiligung von 36 Studierenden und Unterstützung eigener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie externer Expertinnen und Experten wurde »bounce« dann Ende des letzten Jahres fertiggestellt. Die Entwicklung und Evaluierung aller TUDo!-Programme, also auch von »bounce«, wird durch die AOK Plus unterstützt.
Können Sie uns bereits etwas über die Resonanz zum Angebot berichten?
Tatsächlich waren wir selbst überrascht von der unmittelbaren Resonanz. Innerhalb von zwei bis drei Tagen nach der Bewerbung des Trainings haben sich mehrere Hundert Teilnehmende angemeldet.
Die Teilnehmenden können sich selbst für unterschiedliche Schwerpunkte in dem Programm entscheiden. Welche Themenbereiche sind besonders gefragt?
Das Modul Resilienz, bei dem die Teilnehmenden persönliche Ressourcen zur Verbesserung ihres Wohlbefindens herausarbeiten können, ist der zentrale Bestandteil des Programms und wird auch am meisten genutzt. Die weiteren Module beinhalten Anregungen zur Selbstfürsorge, Medien- und Gesundheitskompetenz, Umgang mit Sorgen und Einsamkeit, Strategien für den veränderten Alltag und werden ungefähr gleich häufig genutzt. Wir haben die einzelnen Trainingsmodule mit einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von 15 Minuten möglichst kurz und prägnant gehalten, damit der Aufwand überschaubar bleibt.
Welche Tipps können Sie jedem Einzelnen geben, um psychisch stark durch die Pandemie zu kommen?
Das ist natürlich sehr abhängig von der individuellen Situation und den damit verbundenen Belastungen. Rational wissen die meisten von uns schon, dass eine Trennung von Studium oder Arbeit und Privatleben hilfreich ist, aber wir müssen uns immer wieder daran erinnern, das auch konsequent umzusetzen. Ein hilfreicher Ansatz für den beruflichen wie auch privaten Kontext ist Achtsamkeit und Akzeptanz der Situation. Wir können uns bewusst für eine optimistischere Sichtweise entscheiden und diese auch trainieren. Es geht nicht darum, die Belastungen kleinzureden, sondern unseren Fokus mehr auf die bestmögliche Anpassung an die belastende Situation als auf die Schwierigkeiten zu legen. Auch dazu finden sich in »bounce« Übungsmöglichkeiten.
Wenden Sie einige Strategien auch in Ihrem Alltag an?
Ja, da gibt es einiges, was mir gut hilft. Ich weiß, dass ich regelmäßig Bewegung und Sport brauche, um mich wohlzufühlen und einen Ausgleich zu schaffen. Je nach Jahreszeit suche ich mir dann etwas, was umsetzbar ist, zum Beispiel Radtouren oder Rodeln.
Wenn ich in einem Motivationsloch hänge, dann hilft mir zum einen die Pomodoro-Technik, bei der ich mir einen Timer mit 25-Minuten-Intervallen stelle, in denen ich konzentriert arbeiten will. Zum anderen spreche ich mir wohlwollend selbst zu, dass diese motivationslose Phase vorrübergeht. Ein schlechtes Gewissen treibt mich nicht an, mir hilft eher ein fürsorglicher und verständnisvoller Blick auf mich selbst und die Konzentration darauf, was trotzdem gut läuft.
Der Erfolg von »bounce« spricht für sich. Gibt es daher Pläne, das Programm auch für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen?
Ja, wir haben das Training bereits an eine deutschlandweite Zielgruppe angepasst. Wir sind aktuell in den letzten Vorbereitungen dafür und hoffen, das Programm in den nächsten Wochen freischalten zu können.
Die Fragen stellte Nicole Gierig.
Kurzlink zur Programmwebseite: https://tud.link/701t
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 04/2021 vom 2. März 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.