Feb 16, 2021
Sport und Studium in besonderen Zeiten
Sportstipendiat Laurenz Rieger studiert an der TUD Internationale Beziehungen und ist einer der besten deutschen Fechter bei den Junioren
Claudia Trache
Im Studienjahr 2020/21 vergab die TU Dresden zum dritten Mal acht Sportstipendien an Studierende, die neben ihrem Studium Leistungssport betreiben. Neben guten studentischen Leistungen sind hervorragende Leistungen im Sport, die mindestens auf dem Niveau eines Landeskaders erbracht wurden, ausschlaggebende Kriterien für die Vergabe des Stipendiums. 300 Euro monatlich bekommen die Stipendiat:innen sowie modular hinzuwählbare Hilfen in einer Höhe von bis zu 2400 Euro pro Jahr. Zum dritten Mal erhielt die Ruderin Elisabeth Lowke das Stipendium. Basketballer Bryan Nießen, Bogenschütze Leon Hollas, Kanute Tom Liebscher und Leichtathlet Bastian Rudolf gehören zum zweiten Mal zu den Auserwählten. Diese fünf Stipendat:innen hat das UJ bereits im vergangenen Jahr vorgestellt. In Fortsetzung dieser Serie werden nach und nach nun die drei neuen Sportstipendiat:innen vorgestellt.
Zu ihnen gehört der Fechter Laurenz Rieger (TSG Weinheim). Der 19-Jährige begann im Wintersemester 2019/20 mit dem Studium Internationale Beziehungen. Dafür zog er aus der Pfalz in die sächsische Landeshauptstadt. »Das Studium Internationale Beziehungen gibt es in dieser Form in Deutschland nur hier in Dresden«, erzählt er. »Ich habe von einer Freundin viel Gutes über dieses Studium gehört, mich daher dafür entschieden und es bisher auch nicht bereut.« Ebenso zielstrebig wie er sein Studium angeht, hat er sich bereits als Fünfjähriger für seinen Sport entschieden. »Mein älterer Bruder hatte bereits gefochten und das wollte ich dann unbedingt auch«, erinnert sich Laurenz Rieger. Über diese Jahre sei er noch verliebter in seinen Sport. »Fechten ist wie Schach auf der Bahn«, beschreibt er ihn. »Es kommt nicht nur auf Kraft, Schnelligkeit und Reaktionsgeschwindigkeit an. Der mentale Aspekt ist beim Fechten sehr wichtig. Gefechte kann man in hohem Maße mit der Psyche beeinflussen.«
Einige Erfolge konnte Laurenz Rieger mit dem Florett, »der Königsdisziplin« im Fechten, bereits erzielen. So wurde er 2019 sowohl im Einzel als auch mit dem Team TSG Weinheim Deutscher Juniorenmeister. Ebenfalls 2019 nahm er an der Europameisterschaft der Kadetten (U17) teil. Beim U20-Weltcup im Januar 2020 wurde Laurenz Rieger mit dem deutschen Team Siebter und war dabei bester Deutscher im Einzel. Sein letztes Turnier bestritt Laurenz Rieger coronabedingt Mitte Februar beim Junioren- Weltcup in Spanien. Sein großes Ziel ist es, sich für die U20-Weltmeisterschaft zu qualifizieren. 2020 wurde sie coronabedingt abgesagt. Da hatte er die Qualifikation knapp verpasst. Doch Laurenz Rieger glaubt an sich und seine Fähigkeiten.
Ob die für April dieses Jahres in Kairo/Ägypten geplante WM durchgeführt oder erneut verschoben wird, ist derzeit noch unklar. Ebenso weiß der Nachwuchsfechter noch nicht, welche Qualifikationsturniere es im Vorfeld geben wird. Vieles ist aktuell noch unklar. Nichtsdestotrotz geht er hochmotiviert an sein Training, auch wenn es derzeit zum Teil große logistische Herausforderung zu meistern gilt. »Ich konnte in den letzten Wochen und Monaten relativ gut auch fechtspezifisch trainieren«, erzählt Laurenz Rieger.
»Solange in Dresden die Fechthalle offen war, habe ich hier trainiert. Ich bin dem Dresdner Fechtverein sehr dankbar, dass ich seit Studienbeginn hier mittrainieren und dennoch weiterhin für meinen Heimatverein starten darf. Zuletzt bin ich von Freitag bis Sonntag zum Training an die Bundesstützpunkte nach Bonn und Tauberbischofsheim gefahren, konnte aber auch zu Hause bei der TSG Weinheim trainieren.«
Während der Prüfungsphase seines Studiums ist er in Dresden. Dann stehen verstärkt Ausdauer- und Krafteinheiten auf dem Trainingsplan. Bisher konnte Laurenz Rieger Leistungssport und Studium gut miteinander vereinbaren. Wenn er doch mal bei einer Lehrveranstaltung fehlte, erhielt er Mitschriften von Kommiliton:innen. Inzwischen hat er sich auch gut damit arrangiert, dass coronabedingt zurzeit nur Online-Veranstaltungen stattfinden.
»Anfangs hatte ich etwas Sorge, dass vor allem bei Seminaren Präsenzveranstaltungen besser sind«, erzählt er. «Aber inzwischen habe ich mich gut daran gewöhnt und es ist für mich in Ordnung. Natürlich ist es schöner, sich mit Menschen persönlich treffen zu können, aber die Gesundheit aller sollte im Moment an erster Stelle stehen. Ich bin mir sehr bewusst, dass ich zurzeit recht privilegiert bin. Sowohl meine Familie als auch ich selbst sind gesund. Da sind doch geschlossene Sportstätten und reine Online-Lehrveranstaltungen letztlich Luxusprobleme.«
Sehr dankbar ist Laurenz Rieger zudem, dass die TU Dresden ihm das Sportstipendium zuerkannt hat: »Fechten ist eine kostenintensive Sportart. Eine zusätzliche finanzielle Unterstützung für Material und Wettkampfreisen ist hilfreich. Aber auch die Möglichkeit, im Rahmen des Stipendiums Hilfe bei der Studienorganisation von Seiten der Universität zu erhalten, weiß ich sehr zu schätzen.«
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 03/2021 vom 16. Februar 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.