Dec 01, 2020
Uni-Gebäude und ihre Namen: Judeich-Bau
Johann Friedrich Judeich war Forstwissenschaftler und reformierte das Studium in Tharandt
Dr. Jörg Zaun
Der Grundstein für den vom Münchner Architekturbüro Krug & Partner entworfenen Neubau für die Forstwissenschaften wurde im Juli 1998 gelegt. Bereits ein Jahr später war das Gebäude fertiggestellt. Die drei Trakte bilden einen dreieckigen Grundriss um einen Innenhof. Dieser mit Großgehölzen bepflanzte, glasüberdeckte Raum dient nicht nur der Erschließung des gesamten Gebäudes, sondern wirkt auf Studierende und Besucher als einladender Aufenthalts- und Kommunikationsort. Zwei Drittel der Geschossflächen des Labor- und Institutsbaus nehmen die Labore für naturwissenschaftliche Forschung der verschiedenen Institute ein. Ein Hörsaal mit 199 Plätzen und ein Praktikumsraum dienen der Lehre. Der dreigeschossige Bau ist als Stahlbetonskelettbau ausgeführt, dessen Fassade zum größten Teil verglast ist, die geschlossenen Wandteile im Erdgeschoss sind mit einer Lärchenholzschalung verkleidet. Die drei Ansichten des Gebäudes sind gleichwertig gestaltet. Der Dreiecksbau lässt Blickachsen zwischen Pienner Straße und Wilder Weißeritz frei und verfügt über großzügige Freiflächen. Die begrünten Dächer sind auf Grund der Tallage von oben einsehbar und ordnen sich harmonisch in die umgebende Natur ein.
Johann Friedrich Judeich (27. Januar 1828 bis 28. März 1894)
Nach einem Praktikum im Staatsforstbetrieb Altenberg studierte Johann Friedrich Judeich an der damaligen »Akademie für Forst- und Landwirte« in Tharandt sowie einige Semester Nationalökonomie an der Universität Leipzig. Viele Jahre sammelte Judeich praktische Erfahrung im sächsischen Forstdienst, bevor er 1862 die Stelle als Direktor der böhmischen Forstschule Weißwasser übernahm. 1866 zum Oberforstrat befördert, trat er als Direktor und gleichzeitig Lehrer für Forstwissenschaften in die Forstakademie Tharandt ein. Insbesondere seine Arbeiten über Forsteinrichtung, die volkswirtschaftliche Grundsätze der Waldbewirtschaftung berücksichtigte, prägte die Forsteinrichtungsverfahren vieler Länder.
Judeich verhinderte 1870 die Verlegung der Forstakademie an die Universität Leipzig, nur die landwirtschaftliche Abteilung musste abgetreten werden. Stattdessen führte Judeich eine grundlegende Studienreform durch, die zu einem beträchtlichen Anstieg der Studentenzahlen führte. Von den 1337 Studierenden in seiner Amtszeit waren 442 Ausländer aus über 20 Staaten.
Mehr Informationen zu den Bauten der TU Dresden und ihren Namensgebern sind zu finden in der aktuellen Neuauflage des Bandes »Gebäude und Namen. Die Campusentwicklung der TU Dresden«. Die 2020 von der TUD-Kustodie herausgegebene Publikation ist auf Deutsch und Englisch für 12 Euro erhältlich in der TUD-Information (Mommsenstr. 9), bei der Kustodie sowie im Buchhandel.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 19/2020 vom 1. Dezember 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.