20.10.2020
Uni-Gebäude und ihre Namen: Zeuner-Bau
Nach Gustav Anton Zeuner wurde 1928 das erste Gebäude der TH Dresden benannt
Dr. Jörg Zaun
Das Hauptgebäude der Mechanischen Abteilung, auch Kollegienhaus genannt, wurde 1928 anlässlich des Doppeljubiläums von Hochschulgründung und 100. Geburtstag von Gustav Anton Zeuner nach ihm als ehemaligem Direktor benannt. 1933 wurde vor dem Gebäude an der George-Bähr-Straße die von Friedrich Offermann (1859–1913) geschaffene Bronzebüste des Namensgebers aufgestellt. Der Zeuner-Bau ist das erste nach einem Hochschullehrer benannte Gebäude an der TH Dresden und damit Ausgangspunkt dieser Tradition.
Der Zeuner-Bau gehört zum ersten Bauabschnitt auf dem Campusgelände. Der Architekt Karl Weißbach (1841–1905) entwarf die Gebäude für die Mechanische Abteilung. Weißbach vertrat seit 1875 Gebäudelehre und Entwerfen als Architekturprofessor am Polytechnikum bzw. der TH Dresden. Der Zeuner-Bau ist als Vierflügelanlage mit hervorspringenden Eckrisaliten angelegt. Auf einem Sockelgeschoss aus Cottaer Sandstein waren der Südflügel und die anschließenden Eckrisalite als dreistöckige, alle anderen Baukörper nur als zweistöckige Klinkerbauten mit sandsteinernen Gewänden ausgeführt. Das Gebäude erschloss sich über ein Portal im Mittelrisalit der zum Campus hin gelegenen Südseite und nicht auf einer der beiden Straßenseiten. Auf der Nordseite waren in den beiden Etagen sowie im eisernen Dachstuhl fünf gut beleuchtete Zeichensäle untergebracht, ein sechster im Ostflügel. Vier Hörsäle hatte Weißbach in den Eckrisaliten platziert. Den meisten Raum nahmen jedoch die Mechanisch-Technologische Sammlung, die Kinematische Sammlung, die Sammlung für Maschinenelemente und Hebezeuge sowie die Sammlung für Dampfmaschinenbau ein.
Von 1928 bis 1930 wurde vom Architekt Walther Heise ein Erweiterungsbau zwischen Zeuner-Bau und Maschinenbaulaboratorium errichtet, in dem ein großer Hörsaal untergebracht wurde, der, offiziell nach dem Maschinenbauprofessor Willibald Lichtenheld (1901–1980) benannt, von den Studierenden als Bombentrichter bezeichnet wird. Heise griff für die Fassadengestaltung zwar den Klinker auf, verzichtete aber auf den Sandstein und gliederte die Fassade wesentlich moderner. Im Februar 1945 wurde der Zeuner-Bau durch Bombentreffer schwer beschädigt. Beim Wiederaufbau ab 1946 wurden die beiden nördlichen Eckrisalite sowie Ost-, Nord und Westflügel um eine Etage aufgestockt, um die große Raumnot der Hochschule zu lindern. Die Grenze zwischen alter Bausubstanz und Nachkriegsergänzung ist an der Farbschattierung des Mauerwerks deutlich ablesbar. Noch heute hat die Fakultät Maschinenwesen der TU Dresden im Zeuner-Bau ihren Sitz.
Gustav Anton Zeuner lebte vom 30. November 1828 bis zum 18. Oktober 1907. Nach einer Tischlerlehre und dem Besuch der Gewerbeschule in Chemnitz studierte Gustav Zeuner an der Bergakademie Freiberg. Nach der Promotion in Leipzig 1853 versagten ihm die sächsischen Behörden, wegen seiner Beteiligung am Dresdner Maiaufstand 1848, die Einstellung als Lehrer. Zeuner wurde 1855 als Professor für Mechanik und Maschinenlehre an die ETH Zürich berufen und wirkte dort ab 1865 zusätzlich als Direktor. In seiner Züricher Zeit entstanden die bahnbrechenden Arbeiten zur technischen Thermodynamik.
1871 übernahm Zeuner den Lehrstuhl für Maschinenbau an der Bergakademie und zeitgleich das Amt des Rektors. Nach nur zwei Jahren wurde ihm 1873 das Amt des Rektors am Dresdner Polytechnikum und die Professur für Mechanik und theoretische Maschinenkunde übertragen. Zeuners grundlegende Reform des Polytechnikums wurde 1890 mit der Verleihung des Status der Technischen Hochschule abgeschlossen. Zeuner zog sich aus der administrativen Tätigkeit zurück und widmete sich bis zur Emeritierung 1897 ausschließlich der Lehre und Forschung.
»Gebäude und Namen. Die Campusentwicklung der TU Dresden« lautet eine Publikation, die 2020 von der TUD-Kustodie herausgegeben wurde. Sie und eine englischsprachige Version sind für je 12 Euro in der TUD-Information (Mommsenstr. 9) oder im Buchhandel erhältlich.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 16/2020 vom 20. Oktober 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.